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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
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Ja, ich bin Frau, ich weiß es zu genau.
Aus mir ist leider Gotts kein Mann geworden, man sieht’s an meinem ganzen Körperbau. Ich will bestimmt dafür auch keinen Orden. Ganz fein und still, das soll ich ständig sein, und manch Verehrer hat mich schon bedichtet. Wofür, das weiß der liebe Gott allein, der diese Männerwelt gewiss mal richtet. Von mir kommt nie ein böses Widerwort, ich schweige still, steh täglich bloß im Schatten. Versteh ich ja, es wäre doch ein Tort, hielt ich mich klug nicht raus aus den Debatten. Ich weiß, was für die Dame sich gehört. Doch wünsch ich mir den Mann als Kameraden, den es auf keinen Fall zutiefst verstört, dass ich nicht leben will von seinen Gnaden. Ach ja. Viel wurde schon für mich getan. Doch ist das alles? Darf man doch mal fragen. Ich zieh den Männern ihren Weisheitszahn mit Freuden, Weibsgeschick und mit Behagen. Auf dass der Männerwelt ein Licht aufgeht, dass ohne Frau sie niemals existierte (schon möglich, dass es eines Tags zu spät): Die Eva war’s, die Adam einst verführte. 7.1.17 Geändert von Angelika (07.01.2017 um 12:33 Uhr) |
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#2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Angelika!
Du zeichnest hier das Bild einer Frau, die noch in den 50er Jahren verwurzelt scheint, als man es noch bedauern musste oder sollte, als Frau geboren zu sein. Wiewohl das Lamento darüber in den ersten Strophen satirisch-zynische Züge trägt, verrät es psychologisch doch die grundsätzliche Einstellung. Eine zeitnah erzogene Frau käme viel wahrscheinlicher gar nicht auf die Idee, ihr Frausein zu bedauern (es sei denn, sie wäre lesbisch ... ![]() ![]() Ambivalent geht es weiter, wenn die Frau dann beschreibt, dass sie nie Widerworte gibt und lieber heimlich und privat durch Manipulation oder emotionale Erpressung zu wirken gedenkt. Zuletzt wird das Bild einer nach wie vor arrogant überlegen agierenden Männerwelt gezeichnet, die es nicht anders verdient habe, als hintergangen und verführt zu werden. Wiewohl es stellenweise durchaus noch so zugehen mag, möchte ich doch behaupten, dass sich da mittlerweile einiges geändert hat, wenn man das große Ganze betrachtet. Klar, wir sind immer noch unterwegs zu wahrer Gleichstellung, aber wenn ich die Zustände von vor hundert Jahren und heute so vergleiche, so haben wir - so mein Empfinden - mehr als die Hälfte des Weges schon geschafft! Gern gelesen. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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