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11.03.2017, 12:18 | #1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Abenteuerland Deutschland
Abenteuerland Deutschland
Die Menschen wollen Action haben, wer Action hat, ist fit, und Abenteuer soll sie laben, nicht lahmer Alltagsschritt. Drum fahren sie an Urlaubstagen zum Abenteuerpark, zum Gruseln, wo die Monster ragen, denn Horror, der macht stark. Die Kinder quieken, Frauen stöhnen. Spart euch das Eintrittsgeld! Müsst keinen Heller dafür löhnen, schaut auf reale Welt. Fahrt einfach mal nach Herne rein, da läuft ein Psychopath, der stößt euch gern ein Messer ein bei Cola und Salat. In Düsseldorf, elitesatt, da schwingt ein Mann die Axt und macht gleich mal vier Menschen platt, wobei er lacht und flachst. In Essen, was den Spaß vermindert, da war die Kripo fix, hat man ’nen Terrorakt verhindert. Da ist mit Action nix. Und doch könnt ihr euch drauf verlassen, der Nächste kommt bestimmt. Den solltet ihr dann nicht verpassen, denn geil ist die Gewalt in unsrem Land - was ist hier los? Ist dieses Land verrückt? Und wer nicht hingehn kann, braucht bloß, ins Netz schaun, wird beglückt. So spart man Geld und ist dabei. Sind wir noch bei Verstand? Der Held ist tot, die Show ist frei im Abenteuerland. PS. Bleibt einem in diesem Land noch etwas außer satirischem Zynismus? |
11.03.2017, 13:49 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Koko!
Ich erkenne hier zwei "Hauptziele" deines Spotts. Zum einen die Illusion einer "heilen" Welt, die mehr und mehr zerbröckelt und rechten/radikalen Elementen Zulauf verschafft, weil die aktuellen Politiker lieber den Kopf in den Sand stecken und weiterwerkeln wie bisher, obwohl die Reich-Arm-Schere immer weiter aufklafft und von Chancengleichheit schon lang nicht mehr die Rede sein kann! Diese Ungleichheit gebiert Gewalt. Kommt dann noch Aggessionspotential von außen dazu, sprich radikaler Islam und die dadurch verursachte Fremdenangst, dann beginnt das Töpfchen eben überzukochen und sorgt für "Action". Zum anderen die ambivalente Nator der Menschen selbst, die einerseits Sicherheit und Stabilität suchen, andererseits immer auch einen Kick zu brauchen scheinen! Abgesehen von den actionsüchtigen Adrenalinjunkies, denen es nicht wild genug sein kann, scheint in den meisten Menschen ein Hang zum Abenteuer vorhanden zu sein, das aber - dank Sicherheitsbedenken - möglichst gefahrlos und kontrolliert ablaufen sollte: wie in Kinderbüchern - niemand stirbt, niemand wird vergewaltigt, gefoltert, ermordet usw... Deshalb gibt es Kinos und Abenteuerparks, früher Rummel und Geisterbahn! Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
11.03.2017, 19:46 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ich stimme dir uneingeschränkt zu, lieber Erich, würde es gar noch erweitern.
Die Medien tun ihr Übriges und machen die Täter zu "Helden" - Tausende , die Blumen an die Tatorte legen, machen die Tat mit ihrem Hype zum Event. Man fragt sich da, fühlen sich einige migrationsfreie, durchgeknallte Deutsche animiert, mit den islamischen Fanatikern in Wettstreit zu treten? oder weshalb die Häufung von Taten? Meist handelt es sich doch bei solchen Tätern um welche, die sich ausgegrenzt fühlen und zu wenig beachtet. Jugendstrafrecht, Psychostreicheleinheiten für den Täter, all das mag die Hemmschwelle für Täter herabsetzen.Das Rechtssystem spottet den Opfern und hilft den Tätern. Vielleicht mag ja der arme Heße im Knast noch seinen HS-Abschluss machen? Das hilft ihm sicher... Ich hätte es nicht schlecht gefunden, wenn die Banditos ihn zuerst gefunden hätten. Tun doch keinem was, wenn man ihnen nix tut... LG und danke dir |
11.03.2017, 22:44 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Koko!
Ich war selbst 15 Jahre lang aktiv Rocker in der österreichischen Szene - und denke heute noch gerne dran zurück. Seit einigen Jahren habe ich mich zurückgezogen, einerseits aus gesundheitlichen und altersbedingten Gründen, andererseits, weil ich andere Lebensinteressen gefunden hatte, wie zB die Poesie. Ich kann dir nur sagen, dass die wirklich brutalen Typen extrem in der Minderheit sind, die meisten sind wie ich friedliche Menschen, oft sogar mit Familie. Das Bild in den Medien und den "einschlägigen" Filmen ist stark überzeichnet oder amerikanisiert. Aber den dämlichen Kinderabstecher hätte ich selbst gern abserviert ... Ich würde es immer noch tun, wenn man mir eine Pistole in die Hand drückte und sagte, dass es legal wäre. Warum? Einerseits, weil er ein Soziopath ist und man nie sicher sein könnte, dass er nicht rückfällig wird, andererseits, weil man ihn genau deswegen nie wieder freilassen kann und er sein ganzes unproduktives und sinnloses Leben lang dem Staat auf der Tasche liegen wird, bloß weil der moderne westliche Gutmensch vom Dienst sich nicht die moralischen Finger schmutzig machen will. Versteh mich richtig, ich bin eigentlich ein absoluter Gegner der Todesstrafe, sogar für "normale" Mörder. Aber wer Kinder tötet, warum auch immer - der hat für mich keine Daseinsberechtigung mehr, egal, was er selbst vielleicht als Kind durchgemacht hat! Warum es mehr zu werden scheinen? Nun, ich denke, einerseits wird heute mehr über solche Fälle berichtet, früher hielt man das nach Möglichkeit dezent zurück. Auch verbreiten sich die News viel rascher als früher - und weiter. Früher hätte man über viele Fälle weit weg in anderen Ländern gar nicht oder erst aus Büchern erfahren. Andererseits fühlen sich heute viele Menschen nicht mehr sicher, und wenn das Umfeld instabil und gefühlt unberechenbarer wird, geschieht Seltsames mit der menschlichen Moral, und Dinge, die zuvor "undenkbar" gewesen wären, erscheinen plötzlich gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Das ist eine Dynamik, die in unserem Überlebensinstinkt als Art wurzelt. Wenn die Gemeinschaft versagt, wird sich eher wieder jeder selbst der nächste. In so einem quasi downgegradetem sozialen Umfeld destabilisieren sich die "Randfälle" dann eher - und es gibt mehr Amokläufe und Irrsinnstaten. Ein Symptom einer nicht mehr optimal funktionalen Gesellschaft ... möglicherweise. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (12.03.2017 um 12:44 Uhr) |
12.03.2017, 12:16 | #5 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber Erich,
ich verstehe dich durchaus und stimme dir dahingehend zu, dass Rockergangs nicht unbedingt zum Fürchten sind. Ich kenne diese Filme nicht, habe aber eigene Erfahrungen gemacht. Und die waren durchweg positiv. Unser Hundetrainigsplatz war neben dem Vereinsheim einer bekannten Rockergang. Auch wenn wir als totale Spießer ihnen begegneten, waren sie immer freundlich, grüßten, unterhielten sich mit uns, normal eben - es gab nie ein einziges Problem. So man hört, sollen die Banditos sich besonders für Kinder engagieren, die misshandelt werden usw., setzen sich mit den Eltern auseinander. Zudem gibt es eine tolle, positive Geschichte, die ich aber hier öffentlich nicht breit treten möchte, da ich nicht weiß, wieviel Gerücht und Zufall und wie viel Wahrheit daran ist. Da ging es um eine andere Gruppe. Wenn es dich aber interessiert, erzähle ich sie dir gerne per PM. Ich sehe die „echten brutalen Typen“ viel mehr bei den Rechten und Linken Autonomen, Hooligans als bei Rockern. Fakt ist, dass man den Einruck hat, die Täter werden in Deutschland mehr geschützt als die Opfer, die Polizei darf nicht genug, die Gerichte entscheiden zu lasch. Deine Aussage mit der Todesstrafe ist hart, aber sie trifft meine Einstellung. Sein Leben lang wird so ein Typ von der Gesellschaft finanziert, am Ende entlassen, weil er seinen Psycho-Arzt gelinkt hat und mordet weiter. Viel Mühe um so einen Bastard. Aber der kleine Junge ist tot. Die Familie wird es nie verwinden. In solchen Fällen, wo die Sachlage klar ist und der Täter lebenslang eine Gefahr für andere darstellt, wäre ich auch für die Todesstrafe. Ich zumindest könnte es nicht verwinden, wenn es mein Kind wäre. So ist nicht nur EIN Mensch zerstört, sondern eine ganze Familie. Selbstjustiz darf natürlich nicht sein, weil es nicht legal ist, wie du schon sagst. Aber: „Versteh mich richtig, ich bin eigentlich ein absoluter Gegner der Todesstrafe, sogar für "normale" Mörder. Aber wer sich an Kindern vergreift, warum auch immer - der hat für mich keine Daseinsberechtigung mehr, egal, was er selbst vielleicht als Kind durchgemacht hat! “. Sehe ich auch so. Es gibt viele Menschen, die eine schlimme Kindheit hatten. Es mag eine Erklärung sein, dass einige davon selber zu abscheulichen Monstern werden, aber es darf keine Entschuldigung sein, die strafmildernd wirkt. Aber das genau praktiziert unsere Gesetzgebung. Das ist sowohl ein Schlag ins Gesicht für die Opfer wie auch für all die, die „ganz normale Erwachsene“ wurden trotz schrecklicher Erlebnisse in der Kindheit. Und das ist die Mehrheit! Die Medien mögen in der Verbreitung eine Rolle spielen, dennoch sind diese Fälle alle in Deutschland passiert, sehr schnell hintereinander in Folge. Ansbach, Oberhausen, Würzburg, der Mord an Frauen auch in Süddeutschland, der Hesse jetzt, Berlin der Anschlag, wieder Terrorwarnung in Essen., Silvester in Köln…Ich denke, diese Häufung von schwersten Gewalttaten muss die Regierung aufrütteln. Irgendwas stimmt in der Waage in unserer Gesellschaft nicht mehr. Wir brauchen mehr gut begleitete Jugendzentren, mehr Sozialarbeiter, strengere Jugendämter. Und wir müssen natürlich alle hinschauen, wenn ein Kind oder Jungendlicher offensichtlich familiär in Not ist. Zunehmende Armut, Vernachlässigung der Kinder - kommt auch häufig bei gut situierten Familien vor, (psychische Kälte, zu hoher Leistungsdruck , Einsamkeit, fehlende Nest-Wärme, weil die Eltern mit ihrer Karriere beschäftigt sind , saufen oder sonst wie verhindert) Gewalt-Spiele und Filme, zunehmende Verdummung und sprachliche Inkompetenz, sowie die Fähigkeit Probleme über Gespräche zu lösen – all das ist Zündstoff für solche Gewalt. Nicht nur Asylantenkinder haben Traumata, auch deutsche Kinder… Du als Lehrer wirst es am besten wissen und auch ich habe diese Erfahrungen mit meinen Schülern gemacht. LG von Koko |
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