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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 12.09.2019, 00:32   #1
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard Notorische Desintegration

Die einen schreiben Verse ohne Trost,
wann Nachtdunst durch das Grün im Waldrevier fällt,
die anderen gesellen sich im Bierzelt
zu schunkelndem Gesang und neuem Prost,

und jene, unter denen du verrohst,
begehren Diamanten oder Schmiergeld,
und wieder andre forschen nach der Tierwelt,
auf Pfaden, vom Vergessensein bemoost.




Die Himmelsscheiben glänzen alabastern
in sekundärer Wolkenfarben Lauf.
Wir schreiben unser Wort, entstellt von Lastern.

Und all des Frühlings Lust türmt sich in Astern
und dieses selbst nehm ich noch auf mich auf,
das Kreuze meine Wegesrande pflastern.



So drehen sich der Tage Horizonte
um einen Fixstern, der dir niemals naht,
so lang ein Augerollen uns besonnte.

Es regt sich keine Hoffnung, jede Tat
ist ein Verzweifeln, das durchbrechen konnte
indem es einfach um Erlösung bat.


So drehen sich der Tage Horizonte
um solcher Spektren ausgerufnen Kreis,
den lau der spröde Sternentau besonnte.

Mir selber ist das alles viel zu heiß,
da ich von Kind an schon nicht denken konnte
und sowieso von allem gar nichts weiß.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.

Geändert von Terrapin (16.06.2024 um 18:10 Uhr)
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Alt 12.09.2019, 15:27   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Terri!

Ein astreines Sonett, wunderbar geschrieben! (Die viele Übung im Kolosseum hat dir augenscheinlich gut getan! )

Kleinigkeiten:

S2Z1 - "unter denen" bitte ohne "h" - falsches Wort!

S3Z2 - Vor dem Komma hinten eine überflüssige Leerstelle.


Mittlerweile bist du geradezu ein Spezialist für die sog. "überhängenden Reime" geworden, die sozusagen eine weibliche Kadenz simulieren, indem eine zusätzliche Silbe des letzten Wortes der Zeile unbetont quasi überhängt.
Du verwendest dieses Prinzip hier in den umarmten Zeilen der Quartette. Es gibt Lyriker, die das gar nicht mögen, sie halten es für sprachlich krude und ungelenk, aber ich finde es eigentlich recht elegant "geschummelt" und verwende es bisweilen selbst gern ! Mir gefällt's!


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 23.09.2019, 23:03   #3
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
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Wiejen Erich?

das mit dem — weibliche Kadenz simulieren— finde ich etwas übertrieben.

Das Atribut Spezialist ist natürlich hoch gegriffen. Andere sind da nicht minder eloquent, siehe Plotzn.
Wobei ich zugeben muss, dass derart Reime mir einen Reiz angebunden haben, indem sie sich klanglich als auch strukturell von gewöhnlichen abheben.
Was eröffnen sie der deutschen Sprache nicht für Möglichkeiten einer stiefmütterlich betrachteten Vielfalt. Mir scheint es oberflächlich betrachtet, das wenige andere Sprachen diesseits derart flexiebel arbeiten.
Dies ist ein enormes Potential, das zu wenige Poeten adequat nutzen und ausschöpfen.
Der Inhalt des Sonetts ist ja sehr offenkartig, wobei mir die Terzette geringer gefallen. Nach Gegebenheit werden sie umgeschrieben.

Danke für deinen Komentar.

Terrapin.
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Alt 25.09.2019, 20:38   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Pin!

"und dieses selbst noch lade ich mir auf,"

Komma nach "durchbrechen konnte".

Ich habe mit Genuss die weiteren Versionen deiner Terzette gelesen und finde sie alle sehr gelungen. Ich könnte mich nicht entscheiden, müsste ich wählen.

Interessante Form wäre das: ein Sonett mit sechs Terzetten! Aber das geht nicht wegen der Reimwiederholung von "Horizonte/besonnte" in zweien der Versionen. Ansonsten wäre das ein durchaus sehr interessantes lyrisches Experiment.

Sehr gern (nochmal) gelesen!

LG, eKy
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