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01.12.2019, 23:31 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Danebenleben
Danebenleben
Sie griff auf ganz besondre Weise in ihrem Leben in die Scheiße. Ihr erster Freund hat ihr beim Küssen die halbe Zunge abgebissen. Der Zweite machte sie zur Frau mit Tripper und mit HIV. Ihr Dritter schwängerte im Suff sie nebenbei und ging zum Puff. Der nächste prügelte sie blau und ging zurück zu seiner Frau. Drauf warf sie sich vor einen Bus, doch statt erhofftem Exitus liegt sie im Koma auf Station und wartet auf des Himmels Lohn, wo Engel sie geschlechtsneutral erlösen von der Erdenqual.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (05.12.2019 um 23:28 Uhr) |
05.12.2019, 23:18 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!
Hat das "U" vor dem Titel eine Bedeutung oder ist das ein Tippfehler? Es liest sich erst mal sehr lakonisch - so als würde nur ein weiteres unempathisches Mannsbild sich über das Unglück dieses Opfers lustig machen. Erst beim genaueren Hinhören erkennt man die brüllende Sozialkritik. Immer noch gibt es sie, die Männer, für die Frauen nur Lust- oder Gebrauchsobjekte sind, soziopathisch, rücksichtslos, egomanisch, gewalttätig - und leider unverdient von manchen Weibern dennoch bevorzugt oder geradezu angebetet! Leicht könnte man sagen: Selbst schuld, die doofe Tussi! Bedenkt man aber, dass diese vielleicht einen Vater hatte, der ihr ihr Rollenbild von klein auf eingeimpft hat, ob mit Hirnwäsche, Drohung oder Prügel, oder eine Mutter, die ihr devot und hilflos dienend die Rolle vorgelebt hat, der sie sich fügen sollte - dann relativiert sich das Vorurteil von der Dummheit. Nicht alle haben die Kraft, erfolgreich zu rebellieren und Gemeinschaft und Sicherheit willentlich zu verlieren, nur um selbstbestimmt leben zu können. Viele bleiben, gebunden von Liebe und Respekt, den ihnen aufgedrängten "Werten" verhaftet, ordnen ihre Lebenserfüllung freiwillig unter. Es muss also nicht unbedingt mit Willensschwäche zu tun haben. Umso verachtenswerter die Typen, die solche eine soziale Haltung schamlos ausnutzen, machttrunken manipulieren und schwächen, bis ihre Opfer ihnen hörig sind, gebrochen und willenlos. Arschlöcher eben ... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
05.12.2019, 23:32 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
wie das "U" da hinkam kann ich nicht erklären. Vielen Dank für deine Gedanken zu dem Gedicht. Derartiges habe ich gehofft anregen zu können. Wie du mir zeigst, nicht umsonst. Das freut mich. Liebe Grüße Thomas P.S.: Mich freut auch, dass du wieder mit von der Partie bist.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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