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14.06.2009, 22:05 | #1 |
Galapapa
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Fundstücke
Wenn meine Seele tief durch dunkle Wälder streift,
dabei befreiend teuren Frieden trinkt, und dann in eine andre Welt versinkt, ist das die Zeit, in der sie Freiheit still begreift. Wenn von der stillen Einsamkeit ich warm umschlungen bin, die Lebenswogen sich beschaulich glätten, als ob sie Ruhe aufgesogen hätten, liebste Erinnerungen kommen mir dann in den Sinn. Wie Blütenzweige, die sich um mein Dasein ranken, sind diese tief erlebten Glücksmomente für mein Zufriedensein die Fundamente, begehrte Fundstücke am Wege der Gedanken. Geändert von Galapapa (16.06.2009 um 16:27 Uhr) |
14.06.2009, 23:34 | #2 |
gesperrte Senorissima
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Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
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Lieber Galapapa!
Du rührst an das Wesen des Lebens. An die Quintessenz. Du bettest diese Erkenntnis in so schöne Worte, daß man (ich) schmelzen möchte. (nach "hätte" würde mit ein Doppelpunkt als Fazit gefallen). Die letzte Strophe ist unnachahmlich schön und tröstlich! Obwohl ich "begehrte" durch "willkommne" ersetzt hätte. Lieben Gruß von cyparis |
15.06.2009, 13:31 | #3 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Charly!
Wow! Noch jemand, der wie ich gerne allein wandern geht, nur um die Natur zu genießen! Grade Samstags war ich bei Molln: Vom Steyrtal (400m) zur Grünburger Hütte (1100m) in zweieinhalb Stunden rauf durch den wildromantischen Dorngraben (wegen der hundert Meter aufragenden Felsdornen aus verwittertem Kalkstein) und in eineinhalb wieder runter. Herrlich! Wenn nur der Muskelkater heute nicht wäre... Dein Gedicht hat mir gut gefallen. Einige Kleinigkeiten: Statt "süßen Frieden" (schmalzig) eher stillen oder teuren oder ungestörten. "Wenn ich von Einsamkeiten warm umschlungen bin" ist weicher zu lesen und etwas kürzer. "...aufgesogen hätten - " Bindestrich hier besser, oder? Nach "Glücksmomente" kein Komma, und in der nächsten Zeile: "für mein Zufriedensein..." Liest sich runder und poetischer. Nach "Fundamente" wäre auch hier ein Bindestrich besser. Letzte Zeile holpert! Besser: "begehrtes Findelgut am Wege der Gedanken." Ein schönes Stück romantisierender Lyrik, zum Träumen und voller Liebe zu allen Dingen, zu allem, was lebt. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
16.06.2009, 16:38 | #4 |
Galapapa
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Hallo cyparis,
vielen Dank für Dein schön formuliertes Lob! Freut mich, dass es Dir gefallen hat. Zum Doppelpunkt nach dem "hätte": Es handelt sich bei Z4/S2 ja um eine Inversion, die hier der Metrik geschuldet ist (zugegeben). "Richtig rum" hieße es: "...dann kommen mir liebste Erinnerungen in den Sinn". Deshalb gehört da meiner Meinung nach lediglich ein Komma hin. Der Begriff "begehrte" in der 3. Strophe erscheint mir treffender, da er die Aussage gegenüber "willkommen" verstärkt. Also bitte nicht enttäuscht sein, wenn ich es so lasse. Nochmals vielen Dank und einen herzlichen Gruß an Dich! Galapapa Hallo Erich, ....da lob ich mir meinen muskelkaterarmen Schwarzwald! schön, wieder mal von Dir zu hören. Vielen Dank für Dein Lob, das ich zu schätzen weiß! Dank auch für Deine Mühe mit den Vorschlägen, und gleich vorweg, sei bitte nicht enttäuscht, wenn ich nicht alles übernehme. Im Einzelnen: Der "süße Frieden" ist wohl wirklich etwas überzogen, zumindest aber veraltet. "Teuer" dagegen fand ich gut und hab's übernommen. Bei Deinem Vorschlag zu S2/Z1 fand ich den Plural von Einsamkeit nicht so passend (git's den überhaupt?). Ich hab's anders gelöst. Hoffentlich gefällt's Dir. S2/Z3: Von meinem Gefühl her halte ich das Komma für richtig. Warum, habe ich obenstehend schon Cyparis erklärt. Vielleicht liege ich auch falsch? Das Komma nach Glücksmomente muß natürlich weg. Ich weiß auch nicht, warum ich das nachträglich noch "hingeklebt" habe. Das "Zufriedensein" gefällt mir auch besser. Hab ich mit Deiner Erlaubnis übernommen. Nicht so den Vorschlag für die letzte Zeile. Da möchte ich lieber bei meinem Begriff "Fundstücke" bleiben und so auch den Titel erhalten. Nochmals danke und einen lieben Gruß an Dich! (Auch von Gala, die inzwischen drei Kinder hat!) Charly (Galapapa) |
19.06.2009, 22:20 | #5 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Galapapa,
dein Gedicht ist mir ein Fundstück, das ich immer wieder lesend betrachten werde. Ich kenne diese unbeschreiblichen Glücksmomente, dieses Einssein mit der Natur. Dir ist es gelungen, sie wunderschön lyrisch zu verdichten. Ein Gedicht, wo "gern gelesen" nicht reicht. Danke dafür. Zwei klitzekleine Kleinigkeiten, Komma und Satzbau, weil es ein "Wennsatz" ist: Wenn von der stillen Einsamkeit ich warm umschlungen bin, die Lebenswogen sich beschaulich glätten als ob sie Ruhe aufgesogen hätten, liebste Erinnerungen kommen mir dann in den Sinn. (kommen die liebsten Erinnerungen mir dann in den Sinn.) Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
20.06.2009, 10:45 | #6 |
Galapapa
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Hallo, liebe Dana,
ein wahrhaft schönes Lob! Danke!! Nach Deinem Hinweis mit dem Wenn-Satz habe ich den Text mal ge-x-t und gefunden, daß da nicht nur ein grammatikalischer Fehler, sondern auch ein metrischer Stolperer vorlag. Deinen Vorschlag habe ich etwas abgeändert (war eine Silbe zuviel), und ich denke, daß es jetzt einwandfrei formuliert ist. Ganz lieben Dank und herzlichen Gruß! Galapapa |
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