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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 25.10.2009, 18:57   #1
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
Standard Farbenwechsel

Der tiefe Himmel, mauergrau,
liegt abgefärbt im stillen See,
vom Nieselregen leicht gedellt,
sich träge räkelnd nah der Au.
Sie klagt dem fahlen Wald ihr Weh
mit stumpfem Grün, als ihr Entgelt
für Sommerlust und Farbenspiel.

Doch nunmehr reißt es oben auf.
Stahlblau erscheint der Zwischenraum,
blassrosa schimmernd nah am Kamm.
Das Blattgebirge liegt zuhauf,
beleuchtet strahlend wie ein Traum,
Manet-getupft, am schwarzen Stamm,
als hätte Lebenslust es nur als Ziel.

Und plötzlich fällt die Scheibe durch,
orangenfeuerartig suchend,
mit spiegelnd Widerschein im Silbermeer,
nach einer Bleibe, jener Waldesfurch,
zum Nest gebildet, dieses buchend,
verglühend hingesunken, wolkenleer,
verschwendet tausendfach an Farben viel.
__________________
gestörte Kreise

Geändert von Archimedes (30.10.2009 um 13:04 Uhr)
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Alt 26.10.2009, 16:31   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.005
Standard

Lieber Archi,

lange war ich nicht bei dir zu Gast als Schreiberin, aber gelesen hab ich alles von dir.
Dieses Gedicht gefällt mir besonders.
Dein jeweils siebenzeiliger Dreistropher gefällt mir sehr, des Reimschemas wegen, das sich sehr gut lesen lässt
und auch wegen des dichten Inhaltes.

So schnell kann sich das Wetter ändern, du beschreibst das großartig.
Natürlich könnte man hier und da ein Wort verschieben oder austauschen - siehe allerletzte Zeile - aber dann wäre es nur
eine Pfennigfuchserei und das möchte ich deinem schönen Werk nicht antun.

Aber sag, was ist
Zitat:
Manet-getupft


Sehr gern gelesen!
Liebe Grüße,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.10.2009, 21:00   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Archi,
wie genau und bildreich du den Farbwechsel beobachtet und verdichtet hast, ist schon ein dickes Lob wert. Das alles kann innerhalb einer Stunde und noch weniger geschehen.
Der Lesefluß ist perfekt, obwohl du vier- und fünfhebig "gearbeitet" hast.
Bei dir unterstelle ich Absicht, deshalb will ich daran überhaupt nicht kritteln.
Das Reimschema ist durchdacht und interessant.

Aber:

Zitat:
Zitat von Archimedes
nach einer Bleibe, jener Waldesfurch,
zum Nest gebildet, diese buchend
Das ist aber auch das einzige, weil mir alle Strophen nur gefallen. Ganz besonders die plötzlich durchfallende orangenfeurige Scheibe.


Und was ist: "Manet-getupft"?

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 26.10.2009, 21:11   #4
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Beiträge: 4.134
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Archimedes!


Nein! Nicht monet-getupft!
Weitaus farbenprächtiger! Nicht pointillistisch, sondern naturgetränkt, kein Maler könnte das!

E i n e Zeile würde ich ändern:

Sich spiegelnd: Widerschein.....


aber das ist nur subjektiv.

Schön! Schöön! Schönheit pur, mit der man gern zu Bett geht, um darüber zu träumen.

cyparis
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Alt 27.10.2009, 11:50   #5
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
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hallo Archimedes,

ein stimmungsvolles Herbstbild hast du uns hier "gemalt". Besonders gefallen mir jene Zelen:

mit stumpfen grün als ihr Entgelt
das Blattgebirge liegt zuhauf (schöne Wortschöpfung)
Manet-getupft am schwarzen Stamm.

Die Wendungen, die du verbrauchst sind unverbraucht und das Reimmuster zieht sich sauber durch das Gedicht. Vor den Augen des Lesers erwacht das Herbstbild zum Leben, da stört es auch kaum, wenn in der 1. Str. die zweite Zeilen von der Satzstellung her leicht verdreht ist. In der 5. Z. würde ich das erste Wort die durch sie ersetzten. Doch dies sind nur Kleinigkeiten. Wirlich gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)

Geändert von ruhelos (27.10.2009 um 12:00 Uhr)
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Alt 27.10.2009, 12:39   #6
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
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Ihr lieben drei Damen vom Poeten-Grill, ich bin überwältigt ob des dicken Lobes mit nur wenig Pfennig....senf.

Zunächst "Manet-getupft": Manet und auch Monet waren französiche Impressionisten, die die Farben ungemischt aufgetupft haben. Genauso habe ich des kleinblättrige Laub dort am Tegeler See gesehen und empfunden.

Liebe Chavali, es ist schön, dass du meine Gedichte so fleißig liest. Über die Zeit im Forum habe ich sehr viel gelernt, besonders durch Kritiken. Daher bin ich auch für kleinliche Anregungen dankbar. Gerade mit der letzten Zeile bin ich nicht so ganz zufrieden.

Liebe Dana, das Lob über die Verdichtung hat mir besonders gefallen. Ob vier oder fünf Füße ist mir gar nicht bewußt, der bildliche Eindruck war im Vordergrund und hat es so ergeben.

Liebe cyparis, du hast die Emotionen nachgefühlt, die anscheinend trotz "sachlicher" Schilderung nicht verborgen sind. Auf deinen Vorschlag will ich gerne eingehen.
....orangenfeuerartig suchend,
mit spiegelnd Widerschein im Silbermeer,
nach einer Bleibe,.....
"mit spiegelnd Widerschein im Silbermeer" ist nur ein Nebensatz. Dein "sich spiegelnd: Widerschein..." gibt dem mehr Bedeutung, was angesichts des grandiosen Bildes verführerisch ist. Ich fürchte, dass dann der Satz ( Scheibe fällt durch, weil sie eine Bleibe für die Nacht sucht und sie im Baumkronennest findet ) noch weniger erkannt wird.

Habt großen Dank für die leckeren Kommentar-Bratwürste.
Lieben Gruß Archimedes ...der sich vor dem Sonne-Erden-Kreis verbeugt
__________________
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Archimedes ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2009, 13:01   #7
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
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Beiträge: 565
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Liebe ruhelos, während ich die Antwort auf die drei Damen vorher formuliert habe, bist du hier reingeschneit. Ich danke für die Lobung und die Anregung.
Der tiefe Himmel, mauergrau,
hat umgefärbt den stillen See,
vom Nieselregen leicht gedellt,
sich träge räkelnd nah der Au.
Sie klagt dem fahlen Wald ihr Weh
mit stumpfem Grün, als ihr Entgelt
für Sommerlust und Farbenspiel.

Das "Sie" ist sprachlich schöner, als das "Die". Ich wechsle aber den Satzgegenstand von "See" zu "Au", da schien mir das "Die" notwendig. Ich denke noch nach. Auch die zweite Zeile übergrübele ich noch:
Der tiefe Himmel, mauergrau,
liegt umgefärbt im stillen See,
vom Nieselregen leicht gedellt,
sich träge räkelnd nah der Au.
Vielleicht ist das besser, der Satzgegenstand wechselt jetzt aber zum "Himmel", der zweite Teil des Satzes passt jetzt nicht mehr so ganz.

Vielen Dank für die Anteilnahme
Gruß Archimedes ...der mit der Kreisscheibe
__________________
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Archimedes ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2009, 14:08   #8
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard

hallo Archimedes,

ich verstehe was du meinst. Zwar hört es sich so besser an, doch wird der Sinn so verdreht. Vielleicht:

Der tiefe Himmel mauergrau
umfärbte längst den stillen See,

oder
verfärbte schon den stillen See. Vielleicht findet ja jemand eine Lösung.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
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