Privater Mist

[Sidgrani]

„Ihr Hausfrau’n und Mütter, hört zu und seht her,
so etwas Geniales gab’s lange nicht mehr.
So sauber, so lecker, ganz neu und gesund,
für eure Familie, für Katze und Hund.

Ihr Schönheitsbewussten, ob alt oder jung,
mit unserem Mittel kommt jeder in Schwung.
Es pflegt Haut und Zähne, macht seidig das Haar,
beseitigt die Falten am Hintern sogar.“

So meiern und müllern sie uns ständig zu,
sie lassen uns nicht mal beim Krimi in Ruh’,
denn kaum fällt im Walde der tödliche Schuss,
da ist mit der Spannung schon wieder mal Schluss.

Nun flimmert die Werbung, wird aufdringlich laut,
damit es vom Sofa die Schlafmützen haut.
Wir hocken und dösen vorm Flachbildgerät,
und lauschen dem Terror von morgens bis spät.

Dann plötzlich geht’s weiter, schnell runter vom Klo,
schon sitzen wir wieder, das macht uns so froh.
Der tödliche Schuss wird erneut abgegeben,
und endlich verliert unser Opfer sein Leben.

Es stellt sich die Frage, wieso muss das sein,
warum drischt die Werbung stets mitten hinein?
Ich jedenfalls schaue mir das nicht mehr an,
beleg die Privaten ganz einfach mit Bann.

[Dana]

Hallo Mandrillo,
klasse: so meiern und müllern sie ständig uns zu

Vor lauter Forumengagement komme ich Gott sei Dank meist um den Mist der Privaten gut 'rum.
Kommt aber dennoch vor, also kann ich den Ärger um diesen "Mist" gut nachvollziehen.
Ich kann mich noch erinnern, dass man einst erschüttert über amerikanisches Fernsehen berichtet hat. Und zwar genau das: Mitten im Film dreschen sie mit Werbung ein. Es war uns damals unvorstellbar und wir waren sicher, dass es hier dazu nicht kommt. V e r d a c h t , wie bei vielen anderen Dingen.

Dein Gedicht ist wunderbar ironisch und baut die Werbung direkt ins Leben und den Film ein. Klasse gemacht.

Liebe Grüße
Dana

[a.c.larin]

hallo mandrillo,

die häufigen werbeeinschaltunbgen nerven zwar, haben aber auch gewisse vorteile:
du kannst während des solcherart unterbrochenen hauptfilmes

immer wieder mal aufs klo gehen ( ohne was zu versäumen),
dir was zu essen holen,
kurz mit einem freund telefonieren,
ein paar sit-ups machen,
die blumen gießen,
nach der post sehen,
wäsche einlegen oder ausräumen,
die kinder zu bett bringen,
ein sudoku lösen,
den geschirrspüler füllen oder leeren,
ein kapitel in einem buch lesen,
e-mails abrufen
oder einfach nur eine mütze voll schlaf holen......

alles eine frage der einteilung!

mich wundert allerdings, dass die werbewut noch in kein lyrikforum einzug gehalten hat. dabei ließe sich das doch ganz leicht einbauen.
ich zeigs mal vor, wie:

Es ruhet der Weiher im Walde so still.
Kaufen Sie heut noch das neue Waschviel!
Die Vögelein schweigen in Frieden.

Rotgoldne Sonne am Horizont,
Langjährige Treue wird jetzt belohnt!
Welch Tag war uns heute beschieden!

Der liebe Gott ging heut selbst übers Land
Wirkt auch bei Ameisen, drinnen!
Der reichte uns freundlich die gütige Hand.
Rufen Sie an, Sie gewinnen!

(pro werbezeile und zugriff 5 cent, das macht in drei jahren, bei einer durchschnittlichen Nutzungshäufigkeit von.........täglich, Moment mal, ich muss erst nachzählen und rechnen........)

au weia, mich hats wohl auch schon erwischt.....
larin

[Sidgrani]

Hallo Dana und larin,

so ist das leider mit der Werbung im TV. Im Internet ist es ja inzwischen auf vielen Seiten auch kaum noch auszuhalten.
Werbung mitten im Gedicht, lustige und kuriose Idee, larin. Wollen wir es nicht hoffen!

Liebe Grüße
Mandrillo

[forelle]

Hallo Mandrillo,


manchmal glaube ich auch, die wollen uns ärgern. Mit gerade dieser
enormen Spannung, die wir KURZ VOR dem Ermorden empfinden, denken
die Werber, könnten sie genau DANN das Produkt platzieren. Um so
wirkungsvoller sei es.
Aber gerade dann boykottieren es so einige erst recht. Recht hamse.
die Boykottierer ......

So einen "Ärger" im schönen Walzer - Daktylus zu schreiben, spricht für guten Humor.

gg forelle

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