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19.09.2010, 19:09 | #1 |
Galapapa
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Winters erste Wiegenlieder
Wenn schwarz und schwer in Dolden der Holunder hängt,
im Baum die meisten Äpfel rote Backen zeigen, die Äste mit der süßen Last sich erdwärts neigen, seh ich den Sommer, der zu seinem Abschied drängt. Der Stoppelacker fällt in schwere, braune Schollen, die Buchen fangen an, die Blätter einzufärben, ganz langsam geht es an, das lange, kalte Sterben, wenn glänzend die Kastanien am Boden rollen. Ein kühler Wind treibt erste gelbe Blätter nieder, die Nacht verbirgt ihr kaltes Herz im Nebeldunst und lange Schatten streiten mir der Sonne Gunst, die Krähe schnarrt des Winters erste Wiegenlieder. Geändert von Galapapa (21.09.2010 um 22:36 Uhr) |
19.09.2010, 19:35 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Galapapa,
das beste zuerst: der allerletzte Vers! Die _Wiegen_lieder des Raben und dazu dreizehn Silben - das passt einfach - rundherum, gelungen! Dieser 13/12er-Rhythmus wird in der 2. S aufgebrochen: Hat das was mit dem Winterpflug zu tun - oder wärst Du da für Anregungen zugängig? Die "glänzenden" Kastanien in V4 der 2. S passen mM von der Betonung aber grundsätzlich nicht. Der letzte V hebt auch das allzu beschreibende für mich auf und lässt mich mit einem gerne gelesen zurück |
20.09.2010, 00:13 | #3 |
Galapapa
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Hallo Limes,
danke für Lob und Anregungen, für die ich übrigens immer sehr offen bin! Zum vorliegenden Text wäre ich sogar für eine nähere Erläuterung dankbar, denn ich habe das mir den Kastanien nicht ganz verstanden. Im Text steht nicht "glänzenden" sondern "glänzende" Kastanien, was bei der gewählten Formulierung grammatikalisch richtig ist. Ich nehme an, Du meintest hier nur den Wechsel im Silbenrhythmus. Nun, da habe ich lange überlegt. Um im 13er Rhythmus zu bleiben, sind hier einige Füllwörter nötig. Ich hab's jetzt einmal so geändert und hoffe, dass der Text damit nicht überladen wirkt. Wenn Du Zeit und Lust hast, würde ich mich über eine Antwort freuen. Nochmals danke und herzlichen Grüße an Dich! Galapapa |
20.09.2010, 06:43 | #4 | |
Gast
Beiträge: n/a
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Moin
Genau ich meinte die Silben bzw. deren Betonung. Anregungen ja, könnte aber etwas dauern, bis dahin, lG, L. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- EDIT/Nachtrag: Zitat:
Also der 1. V gefällt mir, war dadurch aber versucht beim 2. V "einzurollen" zu lesen Im 3. V vielleicht "große" statt "lange"? Im 4. V vielleicht "glänzend die" statt "glänzende"? (immer noch ein) gerne gelesen! Geändert von Gert-Henrik (20.09.2010 um 21:05 Uhr) |
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20.09.2010, 22:58 | #5 |
Galapapa
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Hallo Limes,
danke für Deine Mühe und dass Du Dir nochmal Zeit genommen hast! Also, mit dem "einzurollen" ergibt ja letzendlich eine kleine Überraschung, dadurch, dass es nicht kommt; das kann dem Text und der Spannung nur nützlich sein. Das "lange Sterben" ist vielleicht tatsächlich zu schwäbisch, kann ich jetzt gar nicht unbedingt erkennen. Richtiger aber müsste es langsames oder lang anhaltendes Sterben heißen. Ich werd's ändern. Nicht einverstanden bin ich mit "glänzend" statt "glänzende". Die Metrik und der Rhythmus würden gestört, finde ich. Was Dich vielleicht stört, ist die Doppelbedeutung von glänzend, aber das wird mit "glänzend" auch nicht viel besser. Welches "glänzend" gemeint ist, das ist hier eindeutig. Nochmals danke und einen herzlichen Gruß an Dich! Galapapa |
21.09.2010, 18:13 | #6 | |
Gast
Beiträge: n/a
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Zitat:
Falls das jetzt zu erbsig wirkt, dann bitte ich um Nachsicht, ABER () ich regte doch an "glänzend die" - eben um zum einen die Metrik zu erhalten und andererseits die etwas erzwungene Betonung der letzten Silbe von "glänzende" zu entschärfen. [/buchhaltermodus] LG, L. |
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21.09.2010, 22:38 | #7 |
Galapapa
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Hallo Limes,
sorry, so stand das zuerst nicht da, deshalb das Missverständnis. Dein Vorschlag ist Klasse! Das hab ich sehr gern übernommen. Danke und nochmal einen herzlichen Gruß! Galapapa |
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