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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 06.03.2011, 00:58   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Standard Der Dichterarsch


Der Dichterarsch


Mit superintellektuellen,
verzwickten, weisen Eitelkeiten
kann nur ein Dichter im Speziellen
sich über Kleinigkeiten streiten.

Wie Salven dort in Fachausdrücken
beweisbelastend und gediegen
zum gegenseitigen Entzücken
den Gegnern um die Ohren fliegen,

kommt wie ein kleiner Krieg und mündet
vereinzelt auch in Katastrophen,
denn jene Arroganz verbündet
die Narren und die Philosophen.

Des Dichters größter Feind, man rate,
ist zweifelsohne nur der Dichter,
verfasst er doch geschickt Traktate
als nobler Poesievernichter.

Daß mancher sich am Stil entblößte,
entging ihm ganz in seinem Streben...

Doch Pech gehabt:

Denn leider bin schon ich der Größte.
So einfach ist das Dichterleben!


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (08.03.2011 um 23:08 Uhr) Grund: Fehlerteufelchen behoben
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Alt 06.03.2011, 03:57   #2
Lord Skarak
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Lächeln Ein Nachtschwärmer grüßt...

Hallo Falderwald!

Dieser Text hat einen ganz außerordentlichen Schmunzelfaktor und durch seine Gültigkeit für eine beliebige Anzahl von Fällen die uns ständig vor die Füße gespült werden auf dem Eiland und anderswo wird er gewissermaßen zum "wiederverwendbaren Schmunzelspeicher". Die schlimmsten Fälle von "Dichterarschhaftigkeit" sind denke ich jene, die ihren eigenen Dichterarsch nicht sehen können. Ich glaube jedoch, dass in den meisten von uns eins Stück davon enthalten ist. Das ist ein Teil des Menschen. Goethe schreibt in seinem Epigramm "Totalität": "Und wenn er keinen Hintern hat, Wie mag der Edle sitzen?" Manche Menschen haben aber anscheinend ein tiefsitzendes Problem mit ihrem Hinterteil. Sie scheinen sich selbst mehr als wandelnde Cerebren zu sehen, die weder schnaufen noch essen müssen, leugnen die Existenz ihres menschlichen Grundfaktors "Arsch" vor sich selbst und anderen vehement und merken nicht, dass sie dadurch erst zu richtigen, ausgemachten Ärschen werden. Am meisten sind solche Leute dann verblüfft, wenn sie von geruchsbelästigten Mitmenschen für ihr ewig ungewarteten Hinterteile gerügt werden. Denn seinen Hintern als Teil der menschlichen Natur zu akzeptieren erfordert eine Form von Würde, der sie abgeschworen haben weil es ja viel zu "herkömmlich" ist, ein Mensch mit menschlichen "Lustigkeiten" zu sein. Ihre Berührungsängste mit ihrem Hinterteil führen dann infolge chronischen Wartungsausfalls letztendlich zu der Bildung von... anrüchigen Situationen.
Der Stil an dem sich jene Ärsche entblößen könnte insofern als Analoges zu der permanenten Geruchsbelästigung betrachtet werden.
Besser die eigene Menschlichkeit akzeptieren und damit umgehen lernen, bevor sich neurotische Pocken bilden.
Danke für diesen witzigen und klugen Text.

Liebe Grüße,
Skarak

Geändert von Lord Skarak (06.03.2011 um 04:00 Uhr)
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Alt 06.03.2011, 11:15   #3
Löwenzahn
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Lieber Falderwald, ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel,
wenn ich nicht mehr als KLASSE!!!!!!!!!! zu Deinem Gedicht sage.
Alles andere sagt das Gedicht selbst.
Voll auf die Zwölf getroffen! Meine absolute Lieblingsstelle ist:



Zitat:
Des Dichters größter Feind, man rate,
ist zweifelsohne nur der Dichter
mit lachenden und herzlichen Grüßen in Deine Richtung
Frau Löwenzahn
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Alt 08.03.2011, 18:31   #4
Walther
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Hallo Falderwald,

fühle mich exakt getroffen und gut dargestellt. Superhammer!

Einzig, Du kennst das ja schon, im vorletzten Vers sollte man das Anfangs-Das wohl in ein Anfangs-Dass umwandeln. Zwecks der Grammati(c)k.

Sehr gerne gelesen!!!

LG W.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 10.03.2011, 20:42   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Faldi,

du hast die Kurve zum Eigenhumor wunderbar gekriegt.
Einmal weg von Poesieschwere, von persönlicher Wichtigkeit - allerdings in einer Umsetzung, die gekonnter nicht sein kann.
Biste nun der größte Dichter... oder nicht? Ich hab da so meine Zweifel.
Hier soll aber der Humor obsiegen und das tut er.

Ich reihe mich zu den Kommentatoren und vor allem gleichgesinnt ganz nah zu dir.

Frei abgelacht und gern zugestimmt,
liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 10.03.2011, 23:57   #6
LyTau
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Hallo Falderwald,

dein Gedicht gefällt mir sehr, sehr gut. Vor allem deswegen, weil ich mir - wenn ich in diesem Faden jetzt kommentiere - gleichzeitig auch vorheucheln kann/darf (?), daß ich zu den "Betroffenen" nicht zähle...

In diesem Gedicht hast du, lieber Faldi, sehr tief in die Abgründe der menschlichen Seele geschaut... Mir wird schwindlich... hihihi...

liebe Grüße
LyTau

Geändert von LyTau (11.03.2011 um 09:25 Uhr)
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Alt 12.03.2011, 23:55   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Lord Skarak,

Goethe soll aber auch geschrieben haben: "Vor Ihro Kayserliche Majestät, hab ich, wie immer schuldigen Respect. Er aber, sags ihm, er kann mich im Arsch lecken."
In leichter Abwandlung eines anderen Sprichwort sage ich mal dazu, jeder sitzt so, wie es ihm passt - im wahrsten Sinne des Wortes.
Einer setzt sich daneben, etwas läuft schief, ein anderer liegt falsch und ich?
Ich stehe darüber...
Vor allem stehe ich zu meinem Arsch, denn er lässt mich prima auf sich sitzen, durch ihn kann ich mich all der leidigen Stoffwechselendprodukte entledigen und zudem füllt er meine Hose hinten auf. Wie sähe das denn aus, wenn eine Hose hinten wie bei einer Frau vorne aussähe?
Nicht auszudenken, ich könnte mich über keinen Anblick einer Frau in einer engen Hose mehr freuen.
Natürlich macht mein Arsch auch schon einmal Probleme, denn er ist sehr eitel. Ich stelle halt hohe Ansprüche an ihn und muss also gewisse Kompromisse im Gegenzug gewähren.
Zum Beispiel sollte man seinen Arsch immer sauberhalten, sonst bedankt er sich mit üblen Gerüchen, die auch von Zeit zu Zeit verbale Ausmaße annehmen, womöglich mit Juckreiz, der zuweilen sehr aggressiv machen kann, bis hin zu Hämorrhoiden, die wahnsinnig störend sein können, so daß man den Verstand dabei verlieren könnte und im schlimmsten Fall zu einem üblen Geschwür, ob bösartig oder nicht, was einen blind gegen alle Argumente werden lässt.
Deshalb werde ich also aufpassen, daß ich, wo ich auch unterwegs bin, meinen Arsch immer sauber in der Hose behalte, damit mir solches, wie gerade furchterregend beschrieben, erspart bleiben wird, wenn ich dieselbe nämlich einmal herunterlassen muss.
Da mein Arsch auch immer wieder die Aufmerksamkeit des weiblichen Teils unserer Species beeindruckt hat (nein, das ist jetzt kein Witz, weiß allerdings jetzt nicht, ob sich irgendwann mal eine Zeugin hier einstellen wird, die meine Worte bestätigt), ist es zudem ratsam, bei Begegnung mit einer solchen, einen sauberen Arsch zu haben, da er so mit gutem Gewissen äußerst empfindsam und positiv auf jedwede Art der Aufmerksamkeitsbekundung reagieren kann.
Ja, mein Arsch und ich sind gut zueinander, man könnte sagen, wir sind eins.
Er ist ich und ich bin ein Arsch.
Und da ich Dichter bin...
...aber das beschrieb ich ja schon in meinem Gedicht...


Servus Frau Löwenzahn,

warum sollte ich dir das übel nehmen?
Alles was dem Arsch schmeichelt, ist auch willkommen, oder nicht?

Aber daran kann man wieder sehen, wie auch der größte Arsch immer wieder mal ins Ziel treffen kann.
Man muss nur richtig anvisieren.
Smiley-Grüße zurück...


Guten Abend Walther,

jeder muss sich den Schuh anziehen, der ihm passt.
Ich sage da nichts weiter zu.

Fehler korrigiert, aber du erlaubst, daß ich bei meinem ß bleibe. Ist so eine Art Markenzeichen von mir geworden...

Sehr gerne geantwortet...


Meine liebe Dana,

wieso Eigenhumor?
Du weißt doch, der Dichter betrachtet sein Objekt, seine Gedanken fließen in Reimen und er beginnt sie niederzuschreiben.
Ich finde schon, daß dies schwere Poesie ist und persönlich wichtig ist doch so ein Thema immer, oder?
Was die Umsetzung anbelangt, will ich dir natürlich nicht widersprechen, wenn du das so siehst, hast du selbstverständlich das Recht auf deine eigene Vorstellung.
Die Frage, ob ich der größte Dichter bin, stellt sich hier doch gar nicht, denn es geht ja um den Dichterarsch. Und da hab ich auch so manchmal meine Zweifel.
Also lass uns zusammenrücken und ablachen, ich drück dich. .. .


Hi LyTau,

selbstverständlich darfst du dir alles vorheucheln, wie käme ich dazu, dem zu widersprechen? - Aber das gilt natürlich nur für diesen Faden.

Wohin habe ich geschaut? In die Abgründe der menschlichen Seele?
Oh nein, viel schlimmer: In die Dichterseele.
Ich kann es voll verstehen, wenn dir jetzt schwindlich wird, mir geht das ähnlich. Bei mir ging das sogar bis hin zu akuten Kreislaufstörungen.
Aber das ist ja jetzt glücklicherweise alles raus und ausgesprochen.
Ebenfalls hihihi...


Abschließend lässt sich nur sagen, ich freue mich sehr, daß wir wenigstens alle gemeinsam über diesen Dichterarsch, der zweifelsohne immer wieder hier sein Unwesen treiben wird, lachen konnten, dann taugt er letztendlich doch was.
Danke für eure heiteren Rückmeldungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald (der Dichterarsch)
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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