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Alt 15.06.2011, 00:14   #1
Löwenzahn
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 03.12.2010
Beiträge: 143
Standard Die Frau in Grau

Die Frau in Grau

Warf sie den Schwamm ins Eimernass
und wusch mit pflichtgem Treiben
die Fenster, dann verschwand im Glas
rein optisch sie, so grau und blass
war sie - wie ihre Scheiben.

Nahm sie das Bodentuch zur Hand
und wischte graue Fliesen,
kams dass, auch wenn wer vor ihr stand,
sie darin kaum noch wiederfand -
so gleich war sie mit diesen.

Schritt sie zum Kampf im "Kau und Mampf",
dem Kochen für die Sippe,
verlor sie, in dem Dünstbratkrampf,
sich gänzlich hinterm Küchendampf,
samt Fuß und Hand und Lippe.

Wie eine Farbpalette bunt
war sie, in Zeiten frühen -
versprühte Charme, mit Lippen rund...
Heut schafft sie, mit verkniffnem Mund,
nur Ajax zu versprühen.
Löwenzahn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2011, 11:51   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Löwenzahn,

das ist ein Gedicht mit (leider!) nur zu wahrem Inhalt. Wie viele Frauen "verlieren" ihre Lebensfreude, wenn sie sich selbst immer mehr "zurücknehmen", bis von ihnen als Person fast nichts mehr übrig bleibt - nur ein "grauer Schatten" ihres Selbst.

Das "Hausfrauendasein" hatte ich auch einmal "genossen", allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. Als meine Tochter noch klein war, aber ich hatte schon nach 2 Jahren die "Nase voll" vom "Alltagstrott" als "funktionierende Haushaltsmaschine", deshalb suchte ich mir eine geringfügige Beschäftigung, sagte damals meinem Ex, dass ich, sobald meine Tochter im Kindergarten wäre, auch wieder (halbtags) arbeiten gehen würde.

Man darf sich als Frau nicht darin verlieren, denn das ist ein schleichender Prozess, der unmerklich immer stärker wird.

Zitat:
rein optisch sie, so grau und blass
war sie - wie ihre Scheiben.
Ja, wenn "Frau" sich nicht dagegen wehrt, und das rechtzeitig, wird sie buchstäblich irgendwann sogar regelrecht "unsichtbar", wie eine Fensterscheibe. Durch sie wird "hindurch gesehen" - aber sie selbst nimmt man gar nicht mehr wahr.

Es ist meiner Meinung nach heute immer noch so, dass von einer Frau erwartet wird, sich "hinter die Familie" zu stellen, auf den letzten Platz. Natürlich nicht immer, klar, aber für meinen Geschmack doch viel zu oft. Ich kenne ein paar, diese Frauen sind unglücklich, sie machen wirklich einen "verkniffenen" Eindruck, der Mann wiederum findet sie dann nicht mehr "anziehend" und geht prompt fremd - er möchte eine "bunte" Frau ...

Zitat:
Schritt sie zum Kampf im "Kau und Mampf",
dem Kochen für die Sippe,
Das hier möchte ich nur als Beispiel für die gelungenen ironischen und kreativen Formulierungen hier anmerken. Ich möchte hier die Aussage als das Wichtigste nehmen.

Das ist ein Teufelskreis, in den man sich als Frau meines Erachtens nach gar nicht erst wirklich tief hineinziehen lassen darf, sonst ist es irgendwann zu spät.

Ein wichtiges Thema, das ich sehr gerne gelesen habe. Und ich wünsche diesen Frauen den Mut, sich die Farben ihres Lebens zurück zu erobern. Auch gegen die unwillkürlich aufkommenden Widerstände.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

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Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (18.06.2011 um 11:53 Uhr) Grund: Eine kleine Ergänzung.
Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2011, 17:49   #3
Löwenzahn
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 03.12.2010
Beiträge: 143
Standard

Zitat:
das ist ein Gedicht mit (leider!) nur zu wahrem Inhalt. Wie viele Frauen "verlieren" ihre Lebensfreude, wenn sie sich selbst immer mehr "zurücknehmen", bis von ihnen als Person fast nichts mehr übrig bleibt - nur ein "grauer Schatten" ihres Selbst.

Das "Hausfrauendasein" hatte ich auch einmal "genossen", allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. Als meine Tochter noch klein war, aber ich hatte schon nach 2 Jahren die "Nase voll" vom "Alltagstrott" als "funktionierende Haushaltsmaschine", deshalb suchte ich mir eine geringfügige Beschäftigung, sagte damals meinem Ex, dass ich, sobald meine Tochter im Kindergarten wäre, auch wieder (halbtags) arbeiten gehen würde.

Hallo, Stimme der Zeit

Beim ersten Absatz (oben) kann ich Dir nur voll zustimmen.
Zum zweiten möchte ich allerdings sagen, dass meiner Meinung nach es keine Rolle spielt was eine Frau macht, ob sie zu Hause ist, oder halb-
oder ganztags arbeitet. Es gibt Frauen die zu Hause sind, eine starke Persönlichkeit haben und sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen und es gibt Frauen die einem Beruf nachgehen (oft verdient ihre Tätigkeit außer Haus noch nichtmal die Bezeichnung Beruf und geht grademal so als Job durch) und denen wird pausenlos auf der Nase getanzt, seitens der Sippe, weil sie das Aufopferungssyndrom haben. Die sind sogar noch schlimmer daran, weil sie eine Doppelbelastung haben und die Familie schert sich einen feuchten Kehrricht darum, ob die Frau dies schafft oder nicht.
Der einzigen Unterschied den ich oft sehe ist, dass berufstätige Frauen mehr aus ihrem Äußeren machen/oft machen müssen, sonst behalten sie den Job nicht. Letztendlich liegt es immer an der Stärke oder Schwäche einer Person, ob und wie sie sich quasi "ausnehmen" läßt.
Eine Frau/Mutter ist nie unschuldig daran, wenn sie sich zur Sklavin der Familie macht. Oft machen sich solche Frauen zuerst gerne unentbehrlich und danach, wenn sich das Ganze zu einer alltäglichen Maschinerie ausweitet, trauen sie sich nicht mehr dies zu stoppen und verkümmern
unter der Selbstverständlichkeit ihrer Dienstleistung. Der Mensch (und hier meine ich die Sippe/Familie, insbesondere) ist leider so veranlagt, dass er etwas was er allzuleicht bekommen kann, nicht mehr genügend würdigt/würdigen will. Natürlich haben hier Hausfrauen/Mütter einen
schwierigeren Stand, gesellschaftlich betrachtet, denn von einer Berufstätigen verlangt man weniger Aufopferung, als von jemandem der zu Hause ist und sich um Kinder & Co. kümmert. Insofern wird eine Hausfrau es nicht so leicht schaffen, sich gegen Ausbeutung (Kinder/Mann/Angehörigenpflege) zu wehren, wie eine Berufstätige.
Die kann sich immerhin darauf berufen außwärts so viel zu tun zu haben,
dass...

Man kann solchen Opfer-Frauen in der Tat nur raten sich selber nicht
zu vergessen, sich nicht aufzugeben, denn Dank gibt es keinen, weder von den Kindern, noch vom Göttergatten. Dieser natürlich will eine "bunte Frau" - auf die Idee, dass er vielleicht ein wenig an den Farben eine solchen mitbasteln könnte, kommt er nicht, oder selten Und zum Punkt "Atraktivität" kann man auch nur sagen: Viele Männer sind selber häßlich, wollen aber unbedingt eine schöne Frau
Wobei ich natürlich sagen muss: Schönheit (oder bunt sein) ist keine Sache der absoluten Äußerlichkeit, sprich: Man muss nicht aufgetakelt sein um attraktiv zu wirken - gepflegt ja! äußerlich, aber die Ausstrahlung kommt aus der Persönlichkeit. Und diese muss man mehr pflegen als viele es beim reinen Äußeren tun.

Mein Gott, jetzt bin ich aber ins Schwätzen geraten
Aber das kommt daher, dass ich mich über Deinen Kommentar freue
und angeregt von einem solchen, fließen die Antwort-Worte dann leicht
allzu heftig

Ich danke Dir herzlich fürs Vorbeischauen, Lesen und Kommentar
und wünsche Dir noch ein schönes Restwochenende!
Löwenzahn, herzlich grüßend
Löwenzahn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.06.2011, 00:51   #4
Ida
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Löwenzahn,

so ist die Wahrheit allzu oft!
doch liegt dies nur am Rahmen
wer für sein Leben nichts mehr hofft
erschafft damit die Dramen
wer sich hingegen selber nimmt
verzichtend auf Benehmen
bemerkt erst dann, dass was nicht stimmt
mit all den falschen Tränen

ein sehr schönes Gedicht, weil es so sehr trifft
die Formulierungen sind allerdings teils schwierig zu lesen

Liebe Grüße Ida
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Alt 20.06.2011, 17:00   #5
Löwenzahn
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 03.12.2010
Beiträge: 143
Standard

Zitat:
die Formulierungen sind allerdings teils schwierig zu lesen
Da kann ich Dir nicht widersprechen, liebe Ida, weil es stimmt.
Wenn man dieses Gedicht vorlesen wollte, dann bräuchte man jemanden mit
einer klaren Stimme. Ausgebildete "Sprecher" schaffen sogar meine
Zungenbrecher Nuscheln dürfte man sie nicht denn dann verstünde
der Hörer nüscht.

Ich danke Dir fürs Vorbeischauen und Kommentar
und ein extra Dankeschön für Deine passende Verdichtung!
Löwenzahn, herzlich grüßend
Löwenzahn ist offline   Mit Zitat antworten
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