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02.07.2011, 07:09 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nachtregen
Du milde Nacht, wie fügst du mir Gedanken
im Widerschein des klaren Sternenlichts zur Ruh! Ein Frieden, der doch angesichts der Gegensätze, die sich in mir zanken, als Wunder scheint. Die Welt zerstiebt ins Nichts. Das welke Zerrbild ihrer blinden Strebung - nicht Lust, noch Leid erfülle meinen Sinn! Kein Machtgebaren, keine Gottergebung: Dir gebe ich mich wunschfrei, dankbar hin und sinke selbstvergessen, still entgegen als Tropfen, ewig falle ich dir zu. Bist du mir Erde, Nacht? Dann bin ich Regen. Im Sich-Verlieren findet sich ein Segen: Im Fließen bist du ich - und ich bin du. Geändert von a.c.larin (25.05.2014 um 12:07 Uhr) |
05.09.2011, 19:42 | #2 |
Lyrische Emotion
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Servus larin,
das ist ein sehr einfühlsames Gedicht, es fängt geradezu zärtlich an. Nicht im Sinne von erotisch, sondern mit einem Gefühl der Geborgenheit, so als ob sich zwei Partner zu einer der seltenen Gelegenheiten des Zusammenseins finden. Diese friedliche Geborgenheit scheint wie eine Insel in einem stürmischen Ozean. Dort angelangt versinkt die Welt im Vergessen. Alles was dort zählt, wie Lust, Leid, Macht oder Religion hat auf dieser Insel keine Bedeutung mehr, denn selbst das Ego versinkt selbtvergessen, wie ein Tropfen (sehr schön) der diesem süßen Nichts entgegenstrebt. So wäre es auch eine vorstellbare Konsequenz, wenn die Nacht zur Erde würde, als Regen wiederzukehren, was sich ja schon im Titel andeutet. Sehr schön auch die beiden Schlusszeilen. Sich abseits der materiellen Welt zu verlieren, bedeutet nicht nur vom eigenen Willen befreit zu sein, sondern auch von allem Leid. Das Ich befindet sich in vollkommener Symbiose mit der Nacht. Frieden. Das ist wie ein kleiner Tod, dem ohne Angst begegnet werden kann. Und wahrscheinlich ist der Schlaf auch so etwas wie ein kleiner Tod, den wir brauchen, um wieder frisch und gestärkt dem nächsten Tag begegnen zu können. Das gibt Hoffnung und hat mir gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
05.10.2011, 18:58 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo falderwald,
du hast dich mit so großer sensibilität in meine zeilen eingefühlt - standest du denn neben mir am fenster, als ich das schrieb? es gibt so nächte, da denkt man: und hätte das leben nur aus einem einzigen augenblick bestanden , und wäre es just dieser eine gewesen - für mich gäbe es nichts zu bedauern.... eine nacht, wie geschaffen für die liebe - aber ohne daran einen bestimmmten wusnch, eine bestimmte vorstellung zu knüpfen. sich einfach fallen lassen ohne sorge - in diesem, den innersten frieden vermittelnden vertrauen, dass nichts herausfallen kann aus dem all-einen. für mich ist das ein zutiefst spiritueller moment. kann sterben dann noch bedrohlich erscheinen? nein. wer loslässt, findet alles wieder. wer einen zweiten an seiner seite hat zu jener stunde, ersteigt den höchsten gipfel des glücks. dann scheint alles möglich zu sein..... vielen dank für deinen besuch, lg, larin |
29.03.2012, 18:40 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Larin,
dieses Gedicht ist mir vor einiger Zeit aufgefallen und ich wollte es loben, was ich leider vergessen habe und nun nachholen möchte. Es ist zu Niederknien schön! Liebe Grüße Thomas |
30.03.2012, 18:24 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nachtregen
Hallo larin,
was für ein wundervolles Gedicht! Warum haben wir Menschen so viel Angst vor dem Nichts? Nur wer völlig leer ist, hat genug Platz für die ganze Welt und alle Welten! So viel Ballast, den wir tagtäglich mit uns herumschleppen! "Alles Schöpferische vollzieht sich in der Leere und nicht, wenn der Geist angefüllt ist." (Krishnamurti) Je weniger wir sind, desto mehr können wir sein. Dein Gedicht hat mich wieder einmal gemahnt, ab und zu innezuhalten, sich zu lösen, unmittelbarer, gegenwärtiger zu leben - sich zu verlieren. Vielen Dank dafür! Frühlingsfrische Grüße wüstenvogel |
30.03.2012, 20:10 | #6 |
ADäquat
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Hallo larin,
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31.03.2012, 14:06 | #7 |
TENEBRAE
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HI, larin!
Ich schließe mich dem Grundtenor an: Wunderbares Werk! Oberliganiveau! Rilkiesk! Wortmagie vom Feinsten! Ausgesprochen gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
31.03.2012, 18:15 | #8 | |
nach vorn sehen und nicht
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Liebe Larin,
es sind so manche Gedanken, die einen bewegen wenn man am Fenster steht und dem Nachtregen lauscht. Es klingt so beruhigend und doch schließt die Dunkelheit alles ein, vielleicht einen selbst? Zitat:
Vielleicht in diesem einen Augenblick verspürst du weder Lust noch Leid, das ändert sich sicher schnell und die Realität ruft uns in gieriger Lust zurück. Das sind so einige Gedanken. Liebe Grüße Timo
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Nach vorn sehen und nicht zurück! |
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31.03.2012, 19:56 | #9 |
asphaltwaldwesen
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nun ist schon alles gesagt, was für ein lob in frage käme, das deinem gedicht gerecht werden könnte, liebe larin.
es ist wirklich "zum niederknien schön" und ich weiß genau, welches gefühl du da beschreibst. wer die sternennächte kennt, in denen man am liebsten in den himmel hineinfallen möchte - schwere-, weil körperlos - , erkennt sich in deinen zeilen wieder. das sind momente, in denen tatsächlich keine fragen existieren, keine unsicherheiten, dafür unendlich viel gelassenheit. weil regen nun mal fällt, um wieder aufzusteigen und erneut zu fallen - um teil eines großen ganzen zu sein. sehr schön verwortet, dieses eins-sein mit sich und der lebensfrage. vor allem, weil es ohne jegliche wortgewalt geschieht. lieber gruß, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
11.04.2012, 19:34 | #10 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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ui, hier tummeln sich ja die kommentare!
lieber thomas, danke für dein lob! hallo wüstenvogel, Zitat:
das ist immer wieder die grundvoraussetzung für kreativität! liebe chavali, lieber erich, lieber thomas, auch euch dreien dank für die lobenden worte. es war ein wahrhaft magischer moment, den ich da festhielt. irgendwo steht ja bei rilke der satz : "ich glaube an nächte". er wird wohl auch so einen augenblick gemeint haben. liebe fee, ja, es sind diese milden , warmen sommernächte, mit diesem ganz , ganz besonderen flair. ich nenne es "metaphysisch und spirituell". man wird irgendwann in der nacht wach, weil es leise zu regnen begonnen hat, lauscht in die dunkelheit - und auf einmal ists, als flöge ein engel durch den raum...... und auf einmal ist da so eine klarheit und ruhe tief im innern, so ein tiefes selbstverständnis um alles und jeden. am liebsten würde man diesen augenblick bis ins unendliche ausdehnen........ ich freu mich schon auf den nächsten sommer! liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (11.04.2012 um 19:37 Uhr) |
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