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10.07.2011, 00:43 | #1 |
Lyrische Emotion
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Befreiungsschlag
Befreiungsschlag
Spürst du das Kribbeln, spürst du es auch, flügelleicht hebt sich der Schmetterlingsbauch, Funken versprühen Elektrizität, Haut zieht sich an wie ein wilder Magnet. Hörst du es schwingen, hörst du das Lied, reizen Neuronen im Takt jedes Glied, trifft es das Zentrum der Lustenergie, wirst du berührt durch die Kraft der Magie. Will dein Begehren, halte es fest, lasse jetzt fallen, was dich noch nicht lässt, schmecke die Freiheit von Liebe und Glück, niemand bringt dir den Moment je zurück. Stürme die Gipfel, so wie im Traum, lass dich entführen durch Zeit und durch Raum, erst wenn dein Wollen sich richtig enthüllt, wird das Verlangen der Sehnsucht erfüllt. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
12.07.2011, 11:22 | #2 |
Gast
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guten tag falderwald,
das gedicht bringt verlangen und leidenschaft gut rüber es ließt sich harmontisch und ist von den bildern her ein schöner fluss nicht so optimal halte ich den "wilder Magnet", magnete sind nicht wild und auch das "jedes Glied" in der 6.zeile könnte durch ein anderes wort besser ersetzt werden, bei Glied denkt man unwillkürlich an den singular sehr gern gelesen gruß ida |
17.07.2011, 17:57 | #3 |
Lyrische Emotion
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Hi Ida,
ich freue mich, daß der Text harmonisch zu lesen ist, denn ich habe als bewusstes Stilmittel eine wiederkehrende Veränderung in die ansonsten durchgängige Metrik eingebaut. Du sagst, Magnete seien nicht wild. Prinzipiell würde ich dir da auch zustimmen, jedoch wollte ich das hier durchaus als Metapher verstanden wissen, denn die Magnete stehen hier ja für etwas sich gegenseitig Anziehendes. Und was sich gegenseitig anzieht, muss ja körperlich (vorhanden) sein und kann durchaus auch wild, im Sinne von natürlichen Trieben oder aber dem Willen in der Natur sein. Und auch der Magnetismus selbst ist eine natürliche Kraft und wäre damit wild und ungezügelt. So dachte ich mir das jedenfalls... Bei "jedes Glied" hatte ich mir vorgestellt, daß ich mir in einem Text dieser Art eine solch zweideutige Formulierung einmal erlauben könne, weshalb sich deine Gedanken auf jeden Fall nicht in die falsche Richtung entwickelten. Eine solche Assoziation beim Leser zu erwecken, war also durchaus das erwünschte Ziel an dieser Stelle. Ich hoffe, meine Erklärungen konnten jetzt ein wenig Licht ins Dunkel bringen, bin mir aber darüber im Klaren, daß da auch der persönliche Geschmack eine Rolle spielt. Auf jeden Fall freue ich mich aber, daß der Text in deinen Augen das Verlangen und die Leidenschaft erotischer Momente transportieren konnte und bedanke mich ganz herzlich für deinen Kommentar... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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18.07.2011, 09:07 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo falderwald,
ich muss mich auch mal wieder an eins deiner gedichte ranmachen........ wie immer gibt es da metrisch und was den reim angeht, nichts zu bekritteln. ich stelle immer wieder fest, dass du ein besonderes geschick dafür hast, liebe, lust und leidenschaft per vers ( bitte getrenntschreibung beachten! ) zum ausdruck zu bringen - ich kann ida also nur beipflichten in dem, dass du verlangen und leidenschaft sehr gut vermittelst. neidlosen respekt! die sache mit dem wörtchen "glied" sehe ich auch wie ida, vor allem , weil es eine zeile später gleich mit dem "zentrum der lustenergie" weitergeht ( da möchte die freche göre in mir doch gleich mal nachfragen: wie viele dingens hat denn der typ eigentlich? da scheint wohl der wunsch der vater des gedankens zu sein....? ) einzig und allein der titel gefällt mir nicht - ein gedicht von liebe und leidenschaft könnte doch auch ohne "schläge" auskommen? (davon gibts anderswo ja genug). ich finde, "befreiung" hätte da voll und ganz genügt. treibs nicht zu wild! liebe grüße, larin |
18.07.2011, 18:17 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Faldi,
ich lasse mir bei manchen Gedichten gerne etwas Zeit, bevor ich kommentiere. So auch hier. In einer Hinsicht stimme ich meinen beiden "Vorkommentatorinnen" vollkommen zu: Du verstehst es wirklich, tiefe und intensive Gefühle mit Sinnlichkeit zu vereinen und so eine ganz besonders dichte und erotische Atmosphäre zu erzeugen. Dieses Gedicht drückt Verlangen aus, rein und unverfälscht. Richtig schön! Zunächst möchte ich sagen, dass mir der Titel gefällt, ich finde ihn sehr "intensiv". Eben mit "einem Schlag frei", das klingt für mich nicht "gewalttätig", sondern eher - wie drücke ich das am besten aus - wie der eine, gefühlte Moment in dem man sich fallen lässt und jede Zurückhaltung aufgibt; spontan, genau jetzt. Besser kann ich es nicht formulieren. Eben ein tiefes Gefühl von: "Wamm!", das "Sich-Fallen-lassen", der Moment, in dem Angst oder Scheu von einem "abfallen" und man sie "hinter sich lässt". Die Versanfänge üben eine ähnliche Wirkung aus, man wird in den jeweiligen Vers "hineingezogen". Ich nehme die "Atmosphäre" wahr, aber sie schriftlich darzustellen ist für mich jetzt ein bisschen schwierig. Ich hoffe, es geht so einigermaßen. Irgendwie "fällt" man in die Zeilen "hinein". Das liegt nicht allein am Versmaß, du verwendest Verben, Adverben, Substantive und Adjektive - aber keinen einzigen Artikel am Versbeginn. Diese Auswahl übt eine starke Wirkung aus. Hinzu kommen noch die rein männlichen Kadenzen. Das "verstärkt" den Inhalt noch. Durch die Repetitio im ersten Vers des Gedichts setzt du gleich einen starken "Einstieg" in dein Werk. Im ersten Vers der 2. Strophe wiederholst du dieses Stilmittel. Auch das ist gut platziert, sehr gelungen. Du hast jeweils im ersten Vers einer Strophe einen Trochäus eingebaut (übrigens sitzt genau dort auch die männliche Zäsur), diese Verse sind auch eine Silbe kürzer; das gibt ihnen eine Art "Kraft" und es wirkt wie eine Taktgebung, der man dann erst richtig in den daktylischen Rhythmus folgt. "Berge" und "Täler", ich sehe das wie "Wellen" - was wiederum analog zu den von dir beschriebenen Empfindungen geht. Spüren, (heben), sprühen, ziehen, schwingen, hören, reizen, treffen, berühren, wollen, (fest)halten, lassen, fallen, schmecken, (zurück)bringen, stürmen, entführen, enthüllen, erfüllen. Und das sind nur die Verben. Was für eine Gefühlspalette! Wenn ich richtig gezählt habe, hast du im ganzen Gedicht nur 3 Adjektive verwendet ... Dann wären noch die Vokale in den Endreimen zu erwähnen. Strophe 1, 3 und 4 sind mit einer "Mischung" bestückt, etwas "dumpfer" im Klang (durch das e, das neutrale a bei "au" und das ü aber eher "gemildert", durchaus nicht wirklich "dumpf", denn du verwendest kein o und kein reines u) als die durchgehend hellen Vokale (in allen 4 Versen "ie") in Strophe 2 - übereinstimmend mit dem Inhalt. Auch das ist ein feines "Stück Arbeit". Und ja, die Zäsuren sitzen auch. Aber ein kleines bisschen "kritteln" muss ich hier trotz der Tatsache, wie gelungen ich dein Gedicht als Ganzes finde. Mir sagt die Formulierung in Vers 2, Strophe 1 nicht so zu, denn wie "hebt" sich ein "Bauch"? Ja, ich weiß natürlich, dass es im "übertragenen Sinne" zu verstehen ist. Dennoch blieb ich hier irgendwie "hängen". Die plastische Vorstellung wirkt auf mich ein wenig erheiternd ... Das Problem in Sachen Vorschläge ist: Ich schreibe vollkommen anders wie du, das macht es schwierig. Beim Nachdenken kam ich auf einige Möglichkeiten, aber sie "passten" nicht zu deinem "Stil". So ginge es vielleicht: Schmetterlingsflügel, ein Flattern im Bauch, Schmetterlingsflügel, sie flattern im Bauch, (Nun ja, nicht besonders. Ich stelle fest, dass ich mich in Sachen "Wie schreibt er, wie folge ich seinem Stil" recht schwer tue ... Nimm es einfach als Anregung.) Etwas merke ich an, denn ich habe in Strophe 3, Vers 2 "lasse - lässt" bemerkt (es ist nicht genau ein Kyklos, wohl ein Sonderfall, für den ich den Namen nicht kenne), dem ein weiteres "lass" in Strophe 4 folgt. Für mich ist diese Wiederholung stilistisch völlig in Ordnung, es gefällt mir sogar - ich wollte es nur mal erwähnen. (Mir ist klar, dass eine solche Wiederholung bei dir Absicht und kein Fehler ist.) Und über den "wilden Magnet" könnte man streiten, mir persönlich würde evtl. "starker Magnet" etwas besser gefallen, aber ich denke, du möchtest hier "wild" haben. Nun ja, Ida hat natürlich recht, es gibt keine "wilden Magnete", aber im Sinne von ein wenig "dichterischer Freiheit", warum nicht? Jedenfalls ist "wild" als Begriff gut passend. (Im Gegensatz zum "sich hebenden Bauch".) Und was Strophe 2, Vers 2 betrifft: Mein persönlicher Eindruck: Ein schönes, sehr gelungenes erotisches Gedicht. Lob, wer Lob verdient; sowohl den Inhalt als auch die Ausarbeitung betreffend. Ich könnte das nicht so schreiben. Sehr gerne gelesen und kommentiert. Liebe Grüße Stimme
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20.07.2011, 01:21 | #6 | |
Lyrische Emotion
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Servus larin,
hat das jetzt eine besondere Bedeutung, daß du dich ausgerechnet an dieses Gedicht ranmachen möchtest? Auf jeden Fall bedanke ich mich für das Kompliment, daß ich das Geschick besitze, mich per Vers ausdrücken zu können (bei mir klappt das nicht wegen der Großschreibung). Na ja, die Sache mit dem Glied sehen Frauen ja grundsäzlich anders, vor allem, weil es in der nächsten Zeile gleich mit dem Zentrum der Lustenergie weitergeht. (Sag der frechen Göre, es kann nur einen geben. Er ist halt ein Highlander.) Zum Titel kann ich nur sagen, daß mein Protagonist eben immer auf einen Schlag eine ganze Menge Energie los wird, was bei einer solchen Spannung doch äußerst befreiend ist, oder? Zitat:
Dankefein... Hi gin, ich finde, das hast du sehr schön beschrieben. Auch stimme ich dir zu, daß die zweite Strophe weniger erotisch ist, dafür aber umso mystischer, denn hier geht es ja im Takt in jedes Glied und das ohne Ausnahme, also muss da was Magisches dran sein und so etwas ist mit den normalen Sinnen eben nicht greifbar und erklären kann man es auch nicht. Es ist also hier mehr der surreale Teil des Textes zu finden und deshalb ist dieser Kontrast auch genau in jener Strophe angesetzt. Auf jeden Fall freue ich mich, wenn der Text dir gefallen konnte... Moin Stimme, meine Güte, du hast diesen Text ja wieder einmal genauestens seziert. Was soll ich dazu noch sagen? Du hast neben einer tadellosen formalen Analyse auch noch Dinge entdeckt, die mir in dieser Form noch gar nicht bewusst waren. Und ich freue mich sehr, daß du das veränderte Versmaß der ersten Zeilen erkannt hast und diesem auch noch positiv folgen konntest. Es sollte tatsächllich den Einstieg in den sonst runden Daktylus der nächsten Zeilen darstellen, damit wollte ich einmal etwas Ungewöhnliches wagen. Und ich fand auch, daß es sich gut lesen lässt. Zu dem Rest deiner Bemühungen kann ich nur sagen, daß du wirklich die kleinsten Details korrekt analysiert hast, mein Kompliment. Reden wir also über die Kritikpunkte: Stell dir einmal vor, du lägest flach auf dem Rücken und atmest ganz befreit und leicht ein und aus. Dann hebt und senkt sich doch der Bauch bei dieser Tätigkeit, das kann man sogar beobachten. Und da bei der Atmung m. E. das Einatmen die eigentliche Tätigkeit ist, man muss die Luft ja einsaugen, wohingegen sie von alleine wieder hinausströmt, habe ich mich für die Hebung entschieden. Ich denke, die Atmung spielt ein ganz zentrale Rolle für die Entspanntheit einer Tätigkeit, so daß sie hier ein wesentlicher Faktor ist. Über die Verwendung dieses Verbs habe ich auch lange nachgedacht und dabei fiel mir auch noch eine Szene ein, wie sich ein auf dem Rücken liegender Körper dem Partner entgegenstreckt, was ja dann auch meist mit einer Hebung gleichzusetzen wäre. Fände aus diesem Blickwinkel betrachtet die Hebung des Bauches nicht eine Rechtfertigung? In der Tat war in Strophe 3, Vers 2 "lasse - lässt" eine absichtliche Formulierung, die mir sogar äußerst gut gefallen hat und ich deshalb für einen originellen Einfall hielt. (Der Begriff Kyklos war mir bis dato auch unbekannt, man lernt halt nie aus, ich wusste aber, daß es ein solches Stilmittel gibt. Hugo von Hofmannsthal arbeitete auch stellenweise damit.) Die Wiederholung in Strophe 4 war mir ebenfalls bewusst und ich habe sie in Kauf genommen, weil hier ja die Protagonistin etwas geschehen lassen sollte und zwar aktiv und gleichzeitig auch passiv. So habe ich mir das einfach erlaubt. Den starken Magneten hatte ich auch in Betracht gezogen, das war mir jedoch einfach zu mechanisch. Ich entschied mich für wild, weil das Wilde etwas Ursprüngliches und Lebendiges darstellt und wollte damit dem Magneten ein wenig Leben einhauchen. Mir ist schon klar, daß es keine wilden Magneten gibt, aber ich finde, in der Lyrik darf es solche Dinge geben, die müssen nicht immer logisch sein. Es gibt auch keinen Tanz auf Kometenschweifen oder Schwadengeister und Begriffe wie Spiralnebelnacht und Violinenstreichelspiel der Lüfte gehören ebenfalls in den Bereich der Fantasie. Und um wieviel ärmer wäre die Lyrik ohne diese fiktionalen Begriffe? Meines Erachtens gehören diese dazu. Nicht immer und in jedes Gedicht, aber des Lesers Fantasie sollte durchaus mit angesprochen werden und wenn das dann zu einer Diskussion anregt, ist eigentlich schon die halbe Miete eingefahren, oder? Über das Lob zum Text habe ich mich sehr gefreut... Vielen Dank für eure Kommentare und durchaus auch kritischen Anmerkungen, denn von allem nimmt man etwas mit und versucht dies dann auch beim nächsten Mal zu berücksichtigen. Ich persönlich finde, es ist nicht leicht, ein wirklich erotisches Gedicht zu schreiben und der Autor freut sich daher um so mehr, wenn er doch überwiegend positive Rückmeldungen zum transportierten Inhalt bekommt, weiß er dann doch, daß er zumindest auf dem richtigen Weg ist... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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18.07.2011, 18:17 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hi faldi,,
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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