Kubismus im Raum

Ich war jüngst zur Stippe auf alpha centauri
und traf dort ein Wesen von fürchterlich schauri-
gem Aussehen: Hätt im Vorbeifliegen kaum es
erkannt. Ja, ich hielt es fürs Alb eines Traumes!

Bei näherem Hinsehen glich es verdächtig
dem Bild, das mich morgens im Spiegel so heftig
erschreckt, dass ich, hilflos und völlig entwurzelt,
es anstarre, bis es in Stücke zerpurzelt.

[Stimme der Zeit]

Hallo, wolo,

bist du sicher, was die Rubrik betrifft? Der Inhalt ist klasse, besonders Strophe 2 kommt mir so bekannt vor ...

Allerdings war ich noch nie beim Nachbarn unserer Sonne auf "Stippe". Was also das Aussehen der dort beheimateten "Wesen" betrifft, muss ich mich ganz auf deinen Augenzeugenbericht verlassen. Weshalb ich den Gedanken daran gerade verworfen habe.

Wie gewünscht, so geliefert :

Mir gefällt, dass die Struktur hier auch in "Stücke zerpurzelt", auch wenn ich selbst nicht fähig wäre, das mit der Sprache in meinen Gedichten zu machen. "alpha Centauri - schauri-" finde ich klasse, ehrlich, genau so wie "kaum es - Alb eines Traumes". Mir selbst "sträubt sich die Feder", was ich schade finde. Niemand ist perfekt. Leider.

Nur hier mäkle ich ein bisschen, denn das wirkt nicht "gelungen gewollt":

erschreckt, dass ich hilflos und völlig entwurzelt
es anstarre, bis es in Stücke zerpurzelt.

Das liegt teilweise am doppelten "es", aber es kommt auch unabhängig davon "inversiv" zu mir "herüber". Diese Stelle würde ich noch einmal überdenken.

Als "Gegenbeispiel": Bei "kaum es / erkannt", da "funzt" die Komik durch den gespaltenen Reim.

Kubismus und "in Stücke zerpurzelt", passen gut zusammen. (Geometrische Formen / Auflösung, Mehransichtigkeit durch die inhaltliche Gegenüberstellung der beiden Strophen? Wobei ich sagen muss, da erschöpft sich auch mein Wissen über diese Kunstrichtung, da sie eher "nicht mein Ding" ist. )

Ich starrte das Bild hier an, und zerpurzelte lachend - nicht in Stücke, keine Angst. Aber trotzdem: Humorrubrik?

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme

P.S.: "Alpha Centauri" nicht groß, wenn du ansonsten hier Groß- und Kleinschreibung anwendest? Ich sah sogar im Web nach, aber da wird es "mal so und mal so" geschrieben. Du bist "Experte", daher frage ich, und sage nicht, es wäre falsch. <-- Ist der Satz jetzt kubistisch, wenn ich ihn untereinander schreibe?

hallo stimme der zeit.
danke für dein hervorholen, lesen und kommentieren.

für den vers mit dem doppel-es will sich bei mir keine idee einstellen. für mich ist das "an" so eindeutig erste hebung in der zeile, dass ich vielleicht deswegen das problem nicht erkennen kann?? (könnte es sein, dass der übergang vom explosivlaut t zum unbetonten vokal e hier ein stocken hervorruft?)

Alpha Centauri nach duden gross geschrieben. in publikationen werden sternnamen oft klein geschrieben, meine ich.

ich hatte das verslein fast vergessen, mag das stücklein aber selber sehr, weil es mir rhythmisch kompakt scheint. der inhalt soll schon lustig rüberkommen, ich war halt in gedanken beim wählen der rubrik noch weit weg in den sternen.
was mich eher stört: die strophen folgen zwar beide der idee eines durchgehenden beats, führen aber die reim-anarchie nicht konsequent weiter, wohinter weniger ein plan als die überforderung des schreibenden steckt.
leider folgt auch der inhalt keinem plan und der titel kam erst, als das ding geschrieben war. aber ich denke, ein porträt von picasso und die gedanken seines unschuldigen betrachters könnten sich in erster oder zweiter strophe schon finden.

lg wolo

[Stimme der Zeit]

Guten Abend, wolo,

für den vers mit dem doppel-es will sich bei mir keine idee einstellen. für mich ist das "an" so eindeutig erste hebung in der zeile, dass ich vielleicht deswegen das problem nicht erkennen kann?? (könnte es sein, dass der übergang vom explosivlaut t zum unbetonten vokal e hier ein stocken hervorruft?)

die Betonung ist in Ordnung, so, wie du es geschrieben hast, das meinte ich nicht. Der Vers beginnt mit einer Inversion:

dass ich hilflos und völlig entwurzelt es anstarre, bis es in Stücke zerpurzelt.

"dass ich es hilflos und völlig entwurzelt anstarre", bis es in Stücke zerpurzelt. So wäre die Satzstellung richtig, jedenfalls meiner Meinung nach. Hier macht sich das bemerkbar (dadurch fallen auch die beiden "es" auf), wogegen es in diesem Vers

Hätt im Vorbeifliegen kaum es
erkannt. Ja, ich hielt es fürs Alb eines Traumes!

lustig wirkt. Für mich bewirkt das der "gewollte" gespaltene Reim "kaum es - Traumes". Hier "funzt" (funktioniert, funkt ) das, in dem anderen Vers kommt es eher wie ein "Fehler" zu mir herüber. Ich hoffe, ich konnte das jetzt gut genug erklären.

Und ich gebe offen zu, dass meine musikalischen Kenntnisse ("technisch" gesehen) äußerst dürftig sind. Ich verstehe, was du mit "Reim-Anarchie" meinst, die Endreime in Strophe 1 finde ich ungewöhnlich und fantasievoll, das gefällt mir. In Strophe 2 sind sie eher "konventionell", obwohl "entwurzelt - zerpurzelt" gar nicht schlecht ist! Aber mit "Beat" kann ich leider (ich hoffe, ich lerne mit der Zeit dazu) nicht viel "anfangen", mir fehlen die Fachkenntnisse. 11 Monate sind zu wenig, um das zu schaffen; ich muss ja auch noch arbeiten ...

leider folgt auch der inhalt keinem plan und der titel kam erst, als das ding geschrieben war. aber ich denke, ein porträt von picasso und die gedanken seines unschuldigen betrachters könnten sich in erster oder zweiter strophe schon finden.

Gut möglich, ich hatte allerdings einen Spiegel vor dem "inneren Auge", der in quadratische Stücke zerfällt.

Also, wie gesagt: An der Betonung gibt es nichts auszusetzen, ich wollte das nur näher erklären.

Liebe Grüße

Stimme

hallo sdz

danke. ich hätte gleich begreifen können, was du meinst.
aber ich hatte es so geschrieben, wie ich's jetzt interpunktiere, und war deshalb blind.
ich mache die kommas. hoffentlich können sie etwas helfen. und frage mich, ob dann also "kaum es erkannt" auch inversiv sei. die sache ist die: es ist mir irgendwie zerpurzelt....

lg wolo?