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13.12.2011, 10:24 | #1 |
Schüttelgreis
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Flöhezimts Erinnerung an Hanns-Dieter Hüsch
Hanns-Dieter Hüsch liest Flöhezimt - Besuch im Zoo |
13.12.2011, 14:05 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, Gerd Flöhezimt,
ich finde es schön, dass du einem Andenken hier ein heiteres Gedicht gewidmet hast. Leider kannte ich persönlich Hanns-Dieter Hüsch nicht, was wohl hauptsächlich an meinem "Alter" liegt - in den Siebziger und Achtziger Jahren war ich zu jung, um daran bereits Interesse zu haben. Und im späteren "Lebensverlauf" lagen meine Interessen dann wiederum doch eher "woanders". Allerdings habe ich mich jetzt bei Wikipedia ein wenig "kundig" gemacht. Dort fand ich die Darstellung eines sehr beeindruckenden Künstlers und eines ebenso beeindruckenden Lebenslaufs. Daher bin ich auch beeindruckt, wenn du ihn kanntest und er deine Gedichte vorlas. Das Gedicht finde ich lustig und "unbeschwert". Hier hast du die Metapher des "Flohs im Ohr" sehr anschaulich "verdichtet". Besonders gut gefällt mir, dass der Floh "schwätzt und schwätzt" und auch das "Stereohören". Aber auch das "Fazit" daraus ist gelungen. Was kommt denn beim "Geschwätz von Flöhen" letztendlich heraus, selbst wenn es "stereo" erklingen sollte? Genau - Zimt. Gerne gelesen und kommentiert. Liebe Grüße Stimme
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13.12.2011, 15:23 | #3 |
verkannt
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Guten Tag Gerd,
der Titel hat mich angelockt und als ich dann Herrn Hüsch hören durfte, habe ich mich sehr gefreut. Du hast mich darauf gebracht mal wieder ein Buch von ihm aus dem Regal zu nehmen und zu stöbern. Unverwechselbar, einzig nicht artig, wenn ich mal diesen Spruch hier zitieren darf. Herr Hüsch ist aus meiner Stadt und ich bin mit „seinen“ Worten aufgewachsen. Ich gehe heute noch gerne in den „kleinen Reichstag“, immer mit dem Hintergedanken, dass er gleich einfach um die Ecke kommt und „Tach“ sagt. Ich danke dir das du dieses kleine Stück hier eingestellt hast und mir so eine Sicht auf deinen Text gewährt hast, den ich durch „stilles“ Lesen nie bekommen hätte. Und ich muss sagen, es gefällt mir sehr. Einen lieben Gruß C.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas |
14.12.2011, 09:47 | #4 |
Schüttelgreis
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Hallo Stimme und Cebrail,
vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Für mich war es vor vielen Jahren eine besondere Freude, als ich für die "Fröhliche Morgenstunde aus Heidelberg" des damaligen Süddeutschen Rundfunks eine Versfolge mit dem Titel "Flöhezimt und Morgenstern" schreiben durfte, die dann auch noch mein Lieblingsssprecher Hanns-Dieter Hüsch in seiner unnachahmlichen Art vorgetragen hat. Christian Morgenstern gehört schon seit meiner Jugendzeit zu meinen Lieblingsautoren, und ich habe schon damals mit grotesken Gedichten versucht, auf Morgensterns Pfaden zu wandeln. Hier noch als besonderes Schmankerl aus dieser Sendung die wenig bekannte Legende "Das Vermächtnis" von Christian Morgenstern, gesprochen von Hanns Dieter Hüsch: www.friedhelmgoetz.de/hdh/Legende-01.mp3 Wer nur oder auch lesen will: Das Vermächtnis eine Legende von Christian Morgenstern Es war um die Zeit, da der Affe zum Menschen wurde. Und am Vorabend seiner Menschwerdung versammelte der Affe noch einmal alle Tiere der Erde um sich, um von ihnen Abschied zu nehmen. "Morgen will ich Mensch werden, sprach er wehmütig zu ihnen, und ihr werdet mich alle verlassen und meiden, und ein Kampf wird entstehen zwischen meinem Samen und eurem Samen." "Jawoll, ein Kampf!" brüllte der Löwe. "Du willst mehr werden als wir!" brummte das Nashorn. "Das wirst du büßen müssen!" wiederholte giftig der Floh. "Lassen wir das!" sagte mit einem Anflug unbeschreiblicher Müdigkeit der Affe, und feiern wir heute noch ein Fest des Friedens und der Freude miteinander. "So sei es!" riefen die Tiere und drängten sich gutmütig und wohlwollend um den scheidenden Bruder und fragten ihn, ob sie ihm nicht noch etwas Liebes tun oder mitgeben könnten. Da ward dem Affen noch trübseliger zumute, und er setzte sich unter eine Palme und fing jämmerlich an zu schluchzen. Ein tiefes Mitleid ging durch die weichen Tierherzen. "Wir wollen den Armen trösten", begann endlich das Schaf und schritt allen voran auf den Weinenden zu. Lange sah das Schaf dem Affen in die Augen, und dann sprach es: "Trage mein Bild stets in deinem Herzen, so wird es sein, als ob ich mit und in dir weiterlebte." Dem Schaf folgte das Kamel, sah dem Affen tief in die Augen und sagte das gleiche zu ihm. Und herzu traten der Ochs, der Esel, das Schwein, der Pfau, die Gans, der Tiger, der Wolf, die Hyäne und viele andere Tiere, und jedes sah dem Affen tief in die Augen und sprach feierlich zu ihm: "Trage mein Bild stets in deiner Seele, so wird es sein, als ob ich mit dir weiterlebte." Die letzen, die herantraten, waren der Löwe, der Adler und die Schlange. Der Affe konnte vor Abgespanntheit kaum mehr aus den Augen schauen, und als die Schlange sich verabschiedet hatte, sank er sofort in tiefen Schlaf. Aber wirre und schreckliche Träume ängstigten ihn, und gegen Morgengrauen erhob er sich im Halbschlummer von seinem Lager und tastete sich zur nahen Quelle. Mit Augen, deren Schleier klares Bewusstsein noch nicht zu zerreißen vermochte, blickte er in den Wasserspiegel, der, leicht bewegt, sein Bild wiedergab. Wie sah er aus! Da schwamm auf zitternden Wellen das Bild des einfältigen Schafes - oder - nein! Es war das hässliche Kamel, das mit arroganten Zügen aus den Wogen ihn anstarrte. Mit einem Male schien es der blutrünstige Tiger, als den er sich in den Fluten sah, und kaum, dass er genauer hingespäht, war es ein Pfau, der ihm sein eitles Rad entgegenschlug. Endlich brach ein Sonnenstrahl durch die Bäume, und der Affe erwachte aus seinem traumhaften Zustande. Verwundert rieb er sich die Augen und wollte sogleich den nächsten Baumriesen empor, als sein Blick von ungefähr in die Quelle fiel. Da erkannte er, dass er über Nacht Mensch geworden war. Und Adam zog aus, bis dass er Eva fand und verbreitete sein Geschlecht über die ganze Erde. |
14.12.2011, 10:12 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 1.836
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Guten Morgen, Gerd Flöhezimt,
ich habe die Geschichte von Christian Morgenstern angehört und auch gelesen. Diese Legende der "Menschwerdung" kannte ich bisher nicht - aber sie gefällt mir sehr gut! Äußerst treffend dargestellt, was wir Menschen alles für "Tiere" in uns tragen ... Hanns Dieter Hüsch hatte eine sehr angenehme Stimme und er konnte sehr gut "sprechen". (Das hat nicht unbedingt etwas mit seiner Tätigkeit als Rundfunksprecher zu tun - es gibt da "Stimmen" im Radio, die - na ja, lassen wir das ...) "Das Vermächtnis" passt als Titel. Ein Text, der zum Nachdenken bringt, denn für mich steckt da noch viel, viel mehr "darin" als nur das "Offensichtliche". Es würde aber sehr lang, wenn ich das hier beschreiben würde - und zudem ist es besser, wenn dieser Text von jedem Leser selbst "ausgelegt" wird. Persönlich schätze ich Morgenstern auch sehr, daher möchte ich mich besonders für die mir zuvor noch unbekannte Geschichte bedanken. Nun ja, ich erwarb vor einiger Zeit ein recht teures Buch mit Morgensterns Gedichten, das in Anspruch nahm, "alle" zu enthalten. Allerdings stellte ich fest: Keineswegs. Denn beispielsweise mein Lieblingsgedicht von ihm, ein Sonett, fehlte darin. Das fand ich nur online. Daher gehe ich davon aus, dass es sicher noch andere Werke von Morgenstern gibt, die wenig bekannt sind - und wohl nicht nur von ihm ... Liebe Grüße Stimme
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16.12.2011, 19:35 | #6 |
Schüttelgreis
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Hallo Stimme,
auch ich habe eine Gesamtausgabe von Morgensterns Werken, die nicht alle Sonette enthält. Welches meinst du denn? LG Friedhelm |
16.12.2011, 19:53 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, Friedhelm,
als ich meinen Kommentar schrieb, hatte ich davor (zu Hause, ich habe es nicht gepostet), selbst gerade ein Sonett geschrieben - und das hatte ich wohl unbewusst "im Kopf" - ich schrieb also, ohne es zu merken, "Sonett", obwohl es sich ja um gar keines handelt. Entschuldige also bitte den kleinen "gedanklichen" Lapsus. In meinem Buch fehlt dieses Gedicht von Christian Morgenstern (leider): An die Geliebte Sternengold entreiß ich dem nächtlichen All, schmiede draus ein leuchtendes Diadem, und um deine züchtige Stirne flecht ich mit zitternder Hand es, Geliebte! Sonnengold entwend ich dem Tagesgestirn, winde draus einen siebenfach strahlenden Ring, und an deine Hand, die reine, füg ich in sprachlosem Glück ihn, Geliebte! Blütenduft erhasch ich und Mondenglanz, webe draus einen schimmernden Schleier dir, und um deine Gestalt, die keusche, lege ich zärtlich und leis ihn, Geliebte! Was mir etwa entfiel beim wonnigen Werk, raff ich auf und spinne mir Saiten draus, süße, selige Weisen tönend - alle für dich nur, für dich nur. Ich habe es online bei ht tp://w w w.oppisworld.de/morgen/gedich03.html (Leerzeichen entfernen) gefunden und mir ausgedruckt. Daher "habe" ich es trotzdem. Der letzte Vers ist einfach wunderbar, wirklich die "Krönung" des ohnehin besonders schönen Gedichts. Liebe Grüße Stimme
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