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31.01.2012, 20:33 | #1 |
TENEBRAE
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Apathie
So ging ein Wind, ging irgendeiner
durchs alte Laub vor meinem Haus, und ging herum, und ging wie einer, der sich nicht kannte, und ging aus. So ging ein Klang, ging irgendeiner durch meine Seele wie ein Lied, das ungesungen blieb und reiner als alles, was um uns geschieht. So ging ein Tag, ging irgendeiner zu Ende wie ein Tag davor, und war wie der, und war wie keiner und irgendwas, das ich verlor.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
31.01.2012, 20:58 | #2 |
asphaltwaldwesen
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das finde ich sehr sehr gelungen, lieber erich,
in seiner machart. im gegensatz zur depression (mit der das gern verwechselt wird,) hat ja die apathie, die "nur" symtom ist (allerdings meist für sehr heftige erkrankungen wie z. bsp. schwere traumata, beginnende demenz, schizophrenie,...), diese gewisse gleichgültigkeit, die eher wie eine "leichtigkeit" wirkt, da ja alles abgleitet am derart "un-betroffenen", erlebtes also gar nicht in die tiefe dringt und daher auch kein gefühl hervorgerufen wird. die große "wurstigkeit". sieht relativ "entspannt" aus, ist aber eine ganz heftige sache, weil von außen nicht als das erkennbar, was es ist: indikator für heftigste innere prozesse. meist ist ja das genau das schlimme für betroffene, dass keiner erkennt, was da eigentlich abläuft. oft der betroffene selbst nicht für lange zeit. insofern stimmen melodie und wortklang für mich ganz genau auf den punkt! gruselig, wenn man es so betrachtet. sehr gerne gelesen!!!! lieber gruß, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
31.01.2012, 22:11 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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lieber erich,
das, hat so was, ich weiß nicht, wie - ist es noch klang, schon melodie? ist es ein bisschen - oder mehr? es dämmert nur so ungefähr... im halb erfühlten ganz pragmatisch, doch kaum berührt: so geht apathisch! toll gelungen, dein gedicht! diese apathie könnte auch für eine sogennante "larvierte depression" stehen, also für eine depression, die nicht deutlich genug rauskommt ( ähnlich eine "verschleppten" grippe). da hat fee dann recht: das kann gruselig werden. dem lyrIch kommt die sache wohl ohnehin nicht ganz geheuer vor, da es dochspürt, "irgendwas" verloren zu haben. den verlust nicht zu kennen, um den es eigentlich geht, das heißt auch, die notwendige ( also die not wendende) trauer nicht haben zu können! trauer kann sich erst lösen, wenn man weiß, was sie meint. sehr, sehr gerne gelesen! lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
31.01.2012, 23:31 | #4 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
das ist nur wahren Dichtern zu eigen - die machen aus Apathie eine Lyrik, der man sich scheinbar apathisch hingibt und einen Atemzug macht, der spürbar aus der Apathie hebt. Der Wind, der Klang und der Tag - so "erlesen" in lyrischen Worten, sind mir hier eine Wohltat. Mehr als gekonnt, mehr als gut. So auch der Mensch und Tier und Baum, sind lebenslänglich irgendeiner, in deinem Leben nur ein Saum, und war wie der, und war wie keiner. Mich hat "deine" Apathie belebt. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
01.02.2012, 01:37 | #5 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, fee, larin, Dana!
Wow - da scheine ich einen Nerv getroffen zu haben! Danke für die üppigen Blumen! Das Gedicht entstand interessanterweise einfach aus der Laune heraus, "jetzt wieder mal was zu schreiben". Ich war grade depressiv drauf, das gab den Inhalt vor, und die Melodie... Ich besinne mich meist einer möglichst klingenden, weich-melodischen ersten Zeile, etwas, das ins Ohr geht. Darauf baut dann der Rest auf, mitsamt Metrik und Reimschema. Die Sprachmelodie spinnt sich in mir fort, während ich Worte zu Aussagen sortiere. In diesem Falle war ich wohl einfach "gut bestrahlt", hab einen der Momente erwischt, da alles passte. Freut mich, dass es soviel Anklang findet! LG, eKy
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01.02.2012, 18:25 | #6 |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Hallo eKy,
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. © auf alle meine Texte
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15.02.2012, 19:59 | #7 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
ein kleiner, aber feiner Text, der tief unter die Haut geht. Er erinnert mich ein wenig an ein Gedicht von Hugo von Hofmannsthal (Weltgeheimnis 1894). Ich bin mir darüber im Klaren, daß beide Texte etwas völlig Unterschiedliches aussagen. Es geht mir auch eher um die Wirkung, die diese Gedichte auf mich erzielen und ich finde, beide treffen wirklich bis ins Mark. Es ist mir noch nicht einmal möglich, die "wohl weniger originellen" Reime hier zu kritisieren, denn die Ausdruckskraft dieser Zeilen spricht ihre eigene Sprache und man kann wieder einmal sehen, daß echte Lyrik nicht unbedingt komplexe Strukturen und ungewöhnliche Wendungen benötigt, sondern aus einem Gefühl heraus entsteht. Und das, mein lieber Erich, ist dir in diesen drei kurzen und schlichten Strophen auf jeden Fall gelungen. Das Gedicht hat mich sehr angesprochen... Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
15.02.2012, 22:11 | #8 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Chavi und Faldi!
Euer Lob ehrt mich! Ich freue mich, dass ich wohl ins Schwarze getroffen habe und euch ein Leseerlebnis schenken konnte. Wie Faldi sagt, es muss nicht immer sprachlich höchst elaboriert sein - schlichte Eleganz und klangliche und/oder bilderzwingende hypnotische Sogwirkung tun ein ihriges! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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