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04.02.2012, 12:38 | #1 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Irrsinnvoll
Ich fühl mich manchmal seltsam an.
Irrsinnvoll sozusagen, und geh so schräg, wie ich nur kann durch meine Lebenslagen. Es ist wie eine süße Lust am Selber-sich-Versuchen. Ein "halb geglaubt" ist schon "gewußt". Potent sind die Eunuchen. Ich fühl mich manchmal seltsam an. Eigenunartig. Ich finde, die Zeit dazu ist wie vertan, wenn ich sie heut nicht schinde. Es ist fast wie ein kleines Glück im Wahnsinn der "Normalen", und lindert ab und an ein Stück erstarrter Lebensqualen. Ich lass mich manchmal weiter gehn als ich mich selber kenne, als lernte ich nur so verstehn, was ich ein Leben nenne.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (04.02.2012 um 23:40 Uhr) |
04.02.2012, 14:03 | #2 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 4.893
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hallo erich,
mir hats besonders die letzte strophe angetan: Zitat:
riskant, aber weise. in allem , was uns neu ist , müssen wir uns neu erfinden, quasi neu definieren. und darin liegt eine große chance, altes und unbrauchbar gewordenes ein für allemal zurückzulassen. klar fragt man sich oder wird auch gefragt, ob man nicht ein wenig plemplem ist, wenn man das tut. doch: was "verr- rückt" ist, liegt im auge des betrachters! vielleicht kommt es durch das "ver- rücken" ja auch zu einem "zurecht - rücken". und dann wäre mit einem male alles in bester ordnung! ich würde auch ein s verrücken und dafür die elision weglassen. Irrsinnsvoll, um es zu sagen. gerne gelsen! larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
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04.02.2012, 17:03 | #3 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Larin!
Das Wortspiel hast du wohl nicht ganz durchschaut, dass mit deiner Korrektur verlorenginge: Irrsinnvoll als Konglomerat von Irrsinn und sinnvoll. Eigenunartig aus eigenartig und unartig. Dein irrsinnsvoll wäre ein - etwas seltsam anmutendes - "normales" Attribut. Das "um es zu sagen" würde den Rhythmus stören. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
04.02.2012, 21:34 | #4 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
die irsinnvolle Betrachtung seiner selbst gefällt mir sehr gut. Der Humor darin trägt eine überzeugende Weisheit, man grinst breit und versteht. Man versteht und erkennt seine eigenen Eigenurartigkeiten, auch das Glück darin. Es ist viel spannender anders zu sein. Gut durchdacht und feinst verdichtet - aber: Ich gebe Larin recht. Irrsinnvoll, um es zu sagen, Keineswegs stört das "es" den Rhythmus, im Gegenteil. Du kannst dich hier auch nicht österreichisch ausreden, weil eine Österreicherin es auch bemerkt hat. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
04.02.2012, 23:44 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
So, ich hab die Zeile geändert, damit ihr Ruhe gebt! Hoffentlich seid ihr damit zufrieden - nochmal anders wird's nicht. (Natürlich bin ich nicht wirklich verstimmt, ich hoffe, das kommt verständlich rüber. Ist bloß ein Gag!) LG, eKy
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05.02.2012, 09:48 | #6 |
Galapapa
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Lileber Erich,
Dein Gedicht hat mir sehr gut gefallen. Die Stimmungen bzw. Zustände kann ich sehr gut nachvollziehen. Mir geht es wie larin: Auch mir hat es die letzte Strophe besonders angetan. Schöner und treffender kann man ein "Aus-sich-herausgehen" nicht beschreiben. Es gibt eine Stelle, an der ich gestolpert bin: S3-V2; das liegt aber an dem Wörtchen "eigenunartig", das sich nicht in den Rhythmus einpassen will. Am Wort selber kannst Du nichts ändern, des Sinnes wegen; eine Variante "...eigenunartig, finde..." ist auch nicht wirklich eine Lösung. Ich glaub in solchen Fällen muss man einfach auch mal über sowas weglesen und dem Inhalt den Vortritt lassen. Ein herrlich heiteres und doch tiefsinniges Stückchen, das ich mit Genuss gelesen habe. Herzlichen Gruß! Galapapa |
05.02.2012, 14:30 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Charly!
Des Holperers bei "eigenunartig" bin ich mir durchaus bewußt, aber ich wollte diese originelle Wortschöpfung nicht aufgeben. Ich habe sie in die Mittelstrophe gesetzt, damit dieser Rhythmusfehler gleichsam wie der Achspunkt einer Wippe wirkt, über die man zB mit dem Rad fährt. LG, eKy
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