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14.03.2012, 16:41 | #1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Gebrandmarkt
Gebrandmarkt
Du trittst an mich heran, kommst mir zu nah, Die Hitze, die Du ausstrahlst, will verbrennen. Ich will Dich, muss Dich einen Engel nennen: Die Hölle wäre es, wärst Du nicht da. Und doch: Ich scheine Dich nicht zu erkennen, Ich bin mir fremd, Du wirst mir fremd, und, ja, Du gehst mir fremd und lässt die Scherben da Für mich, darauf zu gehen, anzurennen, Die Wände zu bedauern und die Fragen. Die Scherben schneiden mich: Mein Blut tropft rot, Es fließt in Rosenform und möchte sagen, Wärst Du nur tot, wär’s auch mein Tod! Die Not Umfasst mich in den Nächten wie an Tagen: Ich brenne, ich verbrenne ohne Klagen.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (19.03.2012 um 18:44 Uhr) |
14.03.2012, 19:33 | #2 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Walther!
Sehr eingängig und sprachlich höchst gediegen formuliert. Gustostückerl: Das "fremd" - Wortspiel: Ich bin mir fremd, Du wirst mir fremd, und, ja, Du gehst mir fremd und lässt die Scherben da Kleinigkeit nach persönlichem Geschmack: Das "Die Hitze, die aus dir kommt,..." klingt mir ein wenig seltsam, fast zu schlicht, bedenkt man den Sprachlevel der restlichen Verse. Mein Vorschlag: "Die Hitze, die du ausstrahlst,..." Das lange "a" von "...strahlst" verleiht dem Ganzen auch sprachmelodischen Adel. Drittletzte Zeile: "Wärst du nur tot, wär's auch mein Tod! Die Not" Dieses "nur" verstehe ich nicht - es macht dort keinen Sinn. Vorschlag: "Wärest du tot, wär's auch mein Tod!..." Vorletzte Zeile: "...in den Nächten wie an Tagen:" Sprachlich verständlicher wäre hier: "Umfasst mich in den Nächten wie den Tagen", denn deine Version hieße gerafft: Umfasst mich an Tagen - das klingt nicht so dolle, mal ehrlich... Statt des "wie" wäre auch ein "und" denkbar. Ansonsten nix zu meckern (Wär ja noch schöner!). Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (14.03.2012 um 19:41 Uhr) |
15.03.2012, 21:56 | #3 |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Walther,
sprachlich gediegen, das stimmt. Ich las dein Sonett und den Kommentar von eKy mit "fraulichem Interesse" - weil eine gebrandmarkte Lyrikerin wahrscheinlich anders, auf keinen Fall klaglos schlussfolgern würde. () Eine faszinierende und "tragische" Beziehung mit sehr realen Facetten. Umgekehrt geschieht sie auch und ich schlussfolgere daraus, dass in solchen Beziehungen der/die Liebende stets die Opfer bleiben - weil sie nicht sehen wollen oder können. Ich mag nicht einmal dafür plädieren, nüchternes Denken und Bedenken einzuschalten - schon um der Gedichte wegen - auch um der Liebe wegen, denn zum Schluss ist es eine wunderbare Liebeserklärung - wie Frauen sie eben mögen. Was ich sagen wollte: Dein Gedicht gefällt mir sehr und eKys Vorschläge auch. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
16.03.2012, 19:37 | #4 |
Gelegenheitsdichter
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Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Lb. eKy, lb. Dana,
danke für Eure Gedanken und Verbesserungsvorschläge. Den ersten davon habe ich umgesetzt. Die beiden anderen möchte ich nicht übernehmen. Begründung 1: "An guten wie schlechten Tagen" - das sollte bekannt vorkommen. Hier ist genau diese Formulierung im Nachklang aufgerufen. Und es heißt auch richtig: "Am Tag und in der Nacht ..." und nicht "Im Tag und in der Nacht..." und auch nicht "Am Tag und an der Nacht ...". Das hat damit zu tun, daß Tag und Nacht unterschiedlich behandelt werden, wie "im Dunkel" und "am Licht". Begründung 2: Wärst Du nur tot, wär’s auch mein Tod! Die Not xXxXxXxXxXxX Wärest Du tot, wär’s auch mein Tod! Die Not XxxXxXXxXxxX Hier geht die Sprachmelodie nicht auf. In meiner Fassung geht sie das. Die Ambivalenz des "nur" ist ein weiterer Aspekt, den ich gut und passend finde. Ich hoffe, mit meinen Überlegungen dafür Verständnis gewonnen zu haben. Vielen Dank für Kommentierung und Interpretation! LG W.
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17.03.2012, 08:43 | #5 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, W.!
Du hast getippt: "Die Hitze, die due Du ausstrahlst..." - Da solltest du noch mal drüber... Zu diesem "nur" - ich bestehe nicht auf meiner Lösung, aber ich sehe da keine Ambivalenz. In dieser Version ist es dort einfach fehl am Platze, weil es nicht zum Vortext passt, sich im angewandten Sinne daran stösst. Vielleicht findet sich ja mal eine Version, die ins Metrum passt und auf dieses "nur" verzichten kann. Mich zumindest würde das freuen. LG, eKy
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17.03.2012, 20:06 | #6 |
Gelegenheitsdichter
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Lb eKy,
danke, der Fehler ist ausgebaut! LG W.
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18.03.2012, 10:50 | #7 |
TENEBRAE
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HI, Walther!
Diesmal steht da: "Die Hitze, die die du ausstrahlst,..." Bist du zur Zeit in einem Biorhythmustief? Schmunzelnd, eKy
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19.03.2012, 18:45 | #8 |
Gelegenheitsdichter
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Hi eKy,
so geht es, wenn man zu schnell ist ... Danke! LG W.
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