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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 01.03.2018, 14:35   #1
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kaddish

Kaddish

Dein Sprechen scheint mit einem Rand versehen.
Diskret. Und Raum dem Leeren zum Gestalten
belassend als ein Schutz vor dem Verstehen.
Du führst die jüngsten Wörter zu den alten
und legst die Trauer über das Entfalten
des fast Vergessenen im Kahlschlagwehen.

Lass einmal noch mich Deine Zeilen halten,
Du wirst am Meister Deutschland nicht vergehen!
Und die zerzechten Krüge werden quellen
in tausend Jahren über noch beim Lesen
und Mohn blüht an den wunderwunden Stellen
im Herzland. Echo: Fühlwort vom Genesen.

Geändert von Sufnus (02.03.2018 um 12:12 Uhr)
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Alt 01.03.2018, 17:37   #2
Chavali
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Den Titel habe ich gegoogelt, lieber Sufnus
weil ich den Begriff nicht kannte. Es ist ein Gebet
im Judentum.
Eine Lobpreisung Gottes.
Ich kenne mich im Judentum nicht aus.

Dein Text dazu bezieht sich sicher auf den Predigenden und seine Predigt in einer Synagoge (?).
Er spricht sicher über die Verbrechen der Nazis?

Aber wie gesagt, ich kann nur mutmaßen.
Interessant allemal und auch irgendwie sehr eindringlich.

LG Chavali
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.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 01.03.2018, 19:10   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Sufnus!

Sehr flüssig und wortgewandt gesponnen! Höchst akzelerierte Sprache! Meine Verehrung!

Einzig in S1Z3 müsste es nach meinem Dafürhalten korrekterweise formuliert nur "belassen" heißen.
Ansonsten müsste ich fragen: WO ist das Objekt im vierten Fall? WEN oder WAS belassend?

Nein, man müsste sagen: "Dem ... Raume einen Schutz vor dem Verstehen (O4) zum Gestalten belassend."

Streicht man aber einfach das "d", wird es zum normalen Aussagesatz.

Allergernst gelesen, ja, bewundert!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (01.03.2018 um 19:17 Uhr)
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Alt 02.03.2018, 13:41   #4
Sufnus
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Hi Chavali!
Dankeschön ganz lieb für die Beschäftigung mit den Versen!
Ein Kaddish ist in der Tat ein jüdisches Gebet, dass (auch wenn es durchaus auch in anderen Zusammenhängen gesprochen wird) häufig im Kontext der Trauer und des Angedenkens an Verstorbene steht.
In dieser Bedeutung kommt es auch in Titeln von Gedichten oder Erzählungen vor. Eines der bekanntesten Beispiele ist das Gedicht "Kaddish" von Allen Ginsberg, geschrieben für seine Mutter Naomi.
Meine Version ist eine Erinnerung an den Dichter Paul Celan, dessen bekanntestes Gedicht, die Todesfuge, einen dichterischen Zugang zur Shoa versucht. Ein Anspielung auf seine Zeile "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" findet sich in meinen Zeilen als Verweis auf Celan wieder (neben einiger anderer angedeuteter Zitate).
Schön wäre es aber, das Gedicht auch ohne diese "Musterlösung" und gerne auch in einer ganz anderen, persönlichen Lesart für sich (um)deuten zu können (um eine zu starke inhaltliche Einengung zu vermeiden, habe ich daher Paul Celans Name bewusst nicht genannt).

Hi Erich!
Herzlichsten Dank für das hohe Lob und den Verbesserungsvorschlag!
Die von Dir angesprochene Zeile ist tatsächlich grammatikalisch verwickelt konstuiert - ich habe mal daran herumgefeilt, um die Synthax verständlicher zu machen.... ich hoffe, es hilft!

Geändert von Sufnus (02.03.2018 um 15:17 Uhr)
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Alt 02.03.2018, 20:48   #5
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi Sufnus!

Verständlicher wären die kausalen Zusammenhänge, wenn alles in einem einzigen Satz stünde. Zudem müsste es in Z2 heißen: "belassend als einen Schutz ..." - womit wir dann auch das fehlende O4 hätten.
Allerdings würde das metrisch nicht passen. Daher:

Ich würde den Satz also so strukturieren:

Dein Sprechen scheint mit einem Rand versehen,
diskret - und Raum dem Leeren zum Gestalten
belassend wie zum Schutz vor dem Verstehen.


Mit Komma und Bindestrich anstatt Punkten findet der Suchende die Bezüge innerhalb EINES Satzes nun viel leichter.

LG, eKy
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Alt 04.03.2018, 22:22   #6
Sufnus
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Hi Erich!
Vielen Dank fürs Nachfassen! Es ist wirklich eine Freude, mit Dir die Verästelungen und Verätselungen der deutschen Grammatik zu durchdenken (wahrscheinlich hält uns der Rest des Forums für bekloppt ).
Du hast natürlich vollkommen recht, auf die zu fordernde Kasuskongruenz von Nomen und zugehöriger Apposition zu verweisen, also: "einen Raum als Schutz belassend", sofern der "Schutz" eine Hinzufügung zum Raum darstellt. In diesem Gedicht war der Bezug aber anders gedacht: Der Schutz bezieht sich nicht auf den Raum, sondern auf den Akt der leerheitlichen Raumeinräumung, daher Nominativ.
Bsp.:
Ganz zuletzt verließ der Kapitän die Brücke (Akkusativ) des sinkenden Schiffs als einen (Akkusativ) unhaltbar gewordenen Posten. => Die Apposition bezieht sich nur auf die Brücke.
Hingegen:
Ganz zuletzt verließ der Kapitän die Brücke des sinkenden Schiffs als ein (Nominativ) sichtbares Zeichen seines Pflichtbewusstseins. => Die Apposition bezieht sich auf den Akt des Ausharrens.
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Alt 04.03.2018, 22:58   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sufnus!

Ich kann natürlich nicht so mit Fachtermini um mich werfen wie du, ich folge nur meinem Sprachgefühl, das ich mittels überlebenden Schulwissens mehr schlecht als recht zu erklären und zuweilen so gerade eben noch verständlich zu begründen vermag.

Ich frage daher auch gar nicht, ob du recht hast, das wird schon so sein.
Ich frage nur, welche der genannten Konstellationen für den durchschnittlichen Leser im obigen Text verständlicher und für das zu Vermittelnde zielführender wäre.

LG, eKy
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