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Alt 29.01.2019, 14:29   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Noahs Tochter singt

Noahs Tochter singt

Ich habe einen Traum,
immer und immer wieder,
der Rahmen wechselt,
aber die Bilder sind gleich.

Ich träume,
ich schwebe fern im Weltall
hoch über dem Planeten Erde,
sehe die schön Erde
in der Sonnenstrahlung,
sehe gleichzeitig
mit Adlerblick
all die Kreaturen,
sehe Bäume, Tiere
und Menschen.
Ich sehe zeitlos,
das Vergangene
und das Zukünftige
ineinander verwoben.
So sieht wohl auch Gott
alles und jeden
gleichzeitig.

Wie die erste Morgenröte,
die nach und nach
den gesamten Himmel erfasst,
nähert sich mir ein geistiges Wesen
von unaussprechlicher Schönheit.
Es ist so schön,
dass keine körperliche Gestalt
es fassen könnte,
selbst die herrlichsten Gemälde
würde mutlos erblassen
vor diesem Engel.

Das zarte Morgenrot
verwandelt sich
in finsteres Gewittergrau,
und der Engel
umhüllt mich mit einer Trauer
um den Untergang
der paradiesischen
Verfassung der Gesellschaft,
die Gott,
dem Himmel abgeschaut,
den Menschen geschenkt hatte.

Aber die Menschen
waren keine Engel,
keine Wesen,
welche alles mit
Augen und Herzen
des Nächsten sehen,
welche einzig
den Gesetzen des Herzens
und der reinsten Nächstenliebe
folgen.

Die Menschen zerstörten
den Gottesstaat,
sie pervertierte
die göttlichen Gesetze,
dem Götzen Nutzdenken
frönten sie
und Gott erzürnte so,
dass er die Sindflut schickte.

Nur Noah,
den einzigen gerechten
und von Nächstenliebe getriebenen
errettete er,
samt seiner jungfräulichen Braut.

Als sie über den Wassern trieben
küsste ein Engel
Noahs Frau die Stirn
und sie gebar eine Tochter
des Herzens
mit einer engelreinen Stimme.
Und ihr Name war Lyrik.

Und Gott sprach zu Noah:
Ich will keine Sintflut mehr schicken
und mein Werk fortan
nicht mehr zerstören,
der Mensch muss nun selbst
seinen Staat erbauen,
seinen Staat,
der das Paradies spiegelt,
aber für Menschen,
die keine Engel sind.

Deshalb
habe ich einen Engel geschickt,
der deine Frau
auf die Stirne küsste,
sodass sie dir eine Tochter
mit göttlichen Stimme
schenkte,
die ihr Lyrik genannt habt.

Und das Gewittergrau wich
einem strahlenden Blau,
welches meine Seele erhob,
und Noahs Tochter sang,
sie sang in meinem Traum*zu
den Worten des Dichters:
Poeten sind die Hierophanten
einer nicht begriffenen Inspiration;
Spiegel der gigantischen Schatten,
welche die Zukunft
auf die Gegenwart wirft;
Worte,
welche ausdrücken,
was sie selbst nicht verstehen;
Trompeten
die zum Kampf stimmen
und nicht fühlen,
wozu sie inspirieren;
treibende Kraft,
die nicht bewegt wird
aber bewegt.
Dichter sind
die nicht anerkannten
Gesetzgeber
der Welt.

Und Noahs Tochter singt
in meinem Traum
immer eine Melodie
von himmlischer Schönheiten,
eine Melodie,
welche immer wieder erklingt,
wenn ich in der Stimmung bin,
ein Gedicht zu schreiben.

Und das Blau
wird immer heller
und strahlender
und Noahs Tochter singt
in Worten des Politikers.
Und ich habe einen Traum,
dass eines Tages jedes Tal erhöht
und jeder Hügel
und Berg erniedrigt werden.
Die unebenen Plätze werden flach
und die gewundenen Plätze gerade.
Und ich habe einen Traum,
dass eines Tages die Menschheit
wahrhaft
die selbstverständliche Wahrheit
lebt,
dass alle Menschen
gleich geschaffen sind.

Noahs Tochter singt,
sie singt über
meinenTraum hinaus,
den unendlichen
Menschheitstraum.

Ich träume wieder
und immer wieder,
wie alle Kinder der Welt
hoffnungsvolle Spiele
am Strand des Ozeans
der Zukunft spielen
und
in den Muscheln
am Stand
fröhlich dem Gesang
von Noahs Tochter
lauschen.
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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