25.11.2009, 22:17 | #1 |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Benn hört es nicht
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. . Im Zimmer blendet Neonlicht, darin liegt sie im Gitterbett, ein Mann in Weiß steht neben ihr, sein Lächeln wirkt auch richtig nett. Erzählt, er würd hier Benn genannt, bis morgen ginge seine Schicht. Nimmt alle Kabel ins Visier, scheint nicht zu hören, was sie spricht. Er lächelt wieder, sagt gut' Nacht, fasst ihre Hand noch kurz und geht. Sie dankt dem jungen Mann dafür und fühlt, dass er sie nicht versteht. Das Sprachzentrum sei nicht intakt erklärt ihr sanft Frau Dr. Breck, fragt, wie die Nacht gewesen sei, nimmt ihre Akte und geht weg. Ein Atemzug noch, sie wird leicht, schaut auf die Welt aus andrer Sicht. Die sie einst liebten, sind bei ihr, sie lacht und singt - Benn hört es nicht. . . .
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
26.11.2009, 11:52 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hey Dana,
erinnert mich an mein „letzter Gruß“ und meine Erlebnisse auf der Intensivstation der Uni Klinik Homburg, wo ich mir mein Studium verdient habe. Diesmal aus der Perspektive der Patientin – ich war damals oft genug „Ben“ und kenne das Problem zur Genüge. Es bleibt bei der Vielzahl von Leid einfache keine Zeit eine richtige Kommunikation aufzubauen zwischen Patient und Pflegepersonal. Übrig bleibt eine professionelle Freundlichkeit (wenn es wenigsten die immer gäbe ...) und eine Abgeklärtheit auf Seiten des Personals, die aber zum Selbstschutz auch wichtig ist, denn, ließe man alles Leid an sich heran, man würde daran zerbrechen und könnte diesen Beruf auch nicht mehr ausüben. Ehrenamtliche Helfer engagieren sich übrigens hauptsächlich in der Kindermedizin, die Arbeit in einem Sterbehospiz möchte keiner machen – das überlässt man dann den Professionellen oder der Kirche. Sterben hat halt keine Zukunft ... Die Stimmung und die Hilflosigkeit auf beiden Seiten hast du gut eingefangen ... bei der Komplexität der Aufgabe hätte ich auch dieses Reimschema verwendet ... das kann man nicht im einfachen Kreuzreim transportieren, ohne die Aussage zu verwässern ... Etwas ist mir noch aufgefallen: er lächelt, wirkt und ist sehr nett. Das ließt sich zwar flüssig, ist semantisch aber irritierend, denn du möchtest ja zum Ausdruck bringen, dass er nett ist und lächelt ... oder? Vielleicht: sein Lächeln wirkt auch wirklich nett Grunzi Gruß vom Hans
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chorch chorch |
26.11.2009, 12:02 | #3 | ||
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Liebe Dana,
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26.11.2009, 22:23 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe dana,,
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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04.12.2009, 17:17 | #5 |
Slawische Seele
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Lieber Hans, liebe Chavali und lieber ginton,
ich darf auch einmal "zusammenfassen", denn ich sehe, mein Anliegen ist deutlich verstanden worden. Ja, Hans, wer einmal dabei gewesen ist, weiß um die große Hilflosigkeit auf beiden Seiten. Ich bewundere die Menschen in ihrem Einsatz und wollte es damit unterstreichen. Eine "Einzelbetreuung" ist nicht denkbar und viel zu oft wird das Pflegepersonal kritisiert und beschimpft. Schaut mal, Chavi und Hans, wie einig ihr euch im Verbesserungsvorschlag ward. Da kann ich gar nicht mehr anders. ginton, du merkst etwas Wichtiges an. Wie oft glauben wir "schlimm" dran zu sein, wegen Nichtigkeiten. Ich habe diesbezüglich einmal fast eine Tragödie durchlebt. Obwohl es schon einige Jahre her ist und inzwischen alles gut ist, hilft es mir immer wieder, Banalitäten als solche zu erkennen. Herzlichen Dank und liebe Grüße Dana
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07.04.2010, 13:41 | #6 |
Lyrische Träumerin
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Ort: Dort, wo meine Träume mich nähren.
Beiträge: 686
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Liebe Dana.
Bei solch realen Gedichten, muss ich mich einfach zu Wort melden. Meine Erfahrungen mit Behinderten hat mich ähnliche Situationen erfahren lassen. Ich war tief getroffen, wie Menschen abgefertigt werden. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt..was geht, und was nicht geht. Man lernt schnell, wenn es sein muss. Auch mit seinen Gedanken und Gefühlen ins reine zu kommen. Diese Strophe gefällt mir besonders: Das Sprachzentrum sei nicht intakt erklärt ihr sanft Frau Dr. Breck, fragt, wie die Nacht gewesen sei, nimmt ihre Akte und geht weg. Die harten Endungen Breck / weg ..finde ich sehr gelungen. Schnitt und Ende. Trotz trauriger Gedanken.. Sehr gerne gelesen, Lena
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08.04.2010, 13:37 | #7 |
Slawische Seele
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Liebe Lena,
wir können es uns nicht mehr leisten mit ganzem Herzen auf Menschen und ihre Bedürfnisse einzugehen. Inzwischen sind wir so weit, dass die Betreuung im Minutentakt berechnet wird. Überschreiten wir sie, bleiben wir zwar geeignet sind aber betrieblich nicht tragbar. Das wird so bleiben und noch schlimmer werden, so lange alles in Euros berechnet wird - auf die jeder von uns wieder angewiesen ist. So die reale und nüchterne Welt. Dennoch kann jeder von uns überall und zu jeder Zeit für dem anderen ein kleines Licht geben. Benn kann nichts dafür. Er leistet seinen Beitrag, auch Frau Dr. Breck. Es warten viele, oft zu viele, auf die beiden. Ich möchte weniger "anprangern" und kritisieren, viel mehr auf Gefühle der Hilflosen hinweisen. Danke für deinen Beitrag. Er zeigt auf, dass du weißt, worum es geht. Liebe Grüße Dana
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