28.01.2010, 21:51 | #1 |
Slawische Seele
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Wohltätigkeitsgala
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. . Auf dieser Feier war ich weder Gast noch der Verrichter, ich war Beschauer, jenem Trubel nah, doch nicht verpflichtet, und sah genauer welche Regeln galten. Die Gesichter im Dauerlächeln und ein Blick, der gnadenlos vernichtet. Der Nadelstreifen kam mit einem Weihnachtsbaum beseitet, ihr grüner Samet reich mit Gold bestückt und perlbehangen, schön ausgemalt die Augen, kunstbewimpert und geweitet, hielt er sie fest, denn stelzig stand in Schühchen sie gefangen. In schweren Düften hingen Fähnchen stolz und ausgerichtet nach allen Seiten, weil’s beständig gilt zu imponieren mit Rang und Namen, die in jedem Blatt geschönt belichtet, zum Preis der Lüge die Fassaden halten und polieren. Des Festes Tenor war ein guter Zweck, es wurd’ gespendet, im Grunde Weihrauch für das Showtheater der Elite. Die frohe Kunde, wie der große Mann sich stets verwendet klebt an der Spende, die er fühlen kann, sie bringt Rendite. Auf dieser Feier nahm ich weder Trank noch Partyhäppchen, denn dem Beschauer boten Bilder sich voll Dreistigkeiten; die Totgeweihten zierten Außenwand und Aktenmäppchen, im Saale tanzten selig trunkene Barmherzigkeiten. . . . .
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
28.01.2010, 23:22 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Dana
Dein Gedicht zeigt mit Humor, Sarkasmus und sehr guter Sprache die sogenannte "Gute Tat" vielleicht von VIP's, denen es dabei um möglichst effektvolle Publizity geht. Inhaltlich möchte ich dir voll zustimmen. Obwohl ich den Grundsatz "Gutes tun und dabei gewinnen" nicht grundsätzlich ablehne, doch in deinem Gedicht kommt eindeutig zu Sprache, dass die Benefizveranstaltung nur Mittel zum Zweck ist, und Zweck ist hauptsächlich die Selbstdarstellung oder die Rendite! Mir ist leider nicht ganz klar, was du mit "Beschauer" meinst. Zuschauer - anders ausgedrückt? Auch dies ist mir unverständlich Der Nadelstreifen kam mit einem Weihnachtsbaum beseitet. kein Tippfehler? Bei der vorletzten Zeile komme ich beim Auftakt wegen aus dem Lesetakt, ich betone hungernde auf der ersten Silbe. Die langen Zeilen finde ich sehr gelungen und dein Titel zeigt passend - gewollt oder nicht - den Widerspruch solcher Feste: Eine Gala als solche ist nur für die Reichen gedacht. Blaugold |
02.02.2010, 19:44 | #3 |
Slawische Seele
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Lieber Blaugold,
richtig verstanden - ich meinte ausschließlich die "Selbstdarstellung". Es wurden schon Leute befragt, ob sie etwas über Land und Menschen wüßten, um die es dort ginge. Die Antworten waren, außer albernem Gekicher, nur noch peinlich. Der Nadelstreifen (Herr im besten Zwirn) und an seiner Seite ein bunt geschmückter "Tannenbaum" (Freundin, Gattin). Mit der Betonung "hungernde Kinder" hast du Recht - man kann es aber willentlich schön "unbetont" Lesen - oder? Der Beschauer ist jemand, der dabei gewesen ist, z.B. als Bediensteter oder gar jemand, der die Einladung angenommen hat, dem aber ob der Darstellung alles vergangen ist. Ich danke dir für deine Gedanken, Kritik und das schöne Lob. Liebe Grüße Dana
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04.02.2010, 09:12 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo dana,
die oberflächliche glitzerwelt der selbstdarsteller hast du sehr trefflich beschrieben. die krampfhafte, innen ausgehöhlte fröhlichkeit kommt sehr gut rüber. in sogenannten "besseren kreisen" hat man halt so zu sein. der gruppendruck in richtung "funktionieren, repräsentieren, profit maximieren" erzeugt ganz genau die von dir beschriebenen effekte. wehe dem, der sich diesem diktat nicht beugt! die regenbogenpresse kann gnadenlos sein! auch, dass sich sogenannte "bedeutende männer"im nadelstreif sich gern mit hübschen damen aufputzen, gehört zu unserer welt. mir ists immer noch lieber, die glitzerwelt veranstaltet "charity" , als dass sie sich neue kriege ausdenkt. (wobei ich mir gut vorstellen kann, dass besonders "findige" personen wissen, das eine mit dem anderen zu verknüpfen.....) da bleibt einem glatt das hors d'oevre im hals stecken! lg, larin |
11.02.2010, 23:30 | #5 |
Slawische Seele
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Liebe larin,
ich habe absolut nichts gegen gute Taten, erst recht nicht, wenn sie von Menschen kommen, die sich dadurch nichts vergeben. Die Selbstdarstellung ist es, die der eigentliche Zweck ist. Darum ging es mir. Noch schlimmer, aber nicht unwahr, ist der Inhalt deiner Schlussanmerkung. Tatsachen und Anliegen, die mit Glamour verwischt werden. Mein Hals wird schon wieder dick. Ich danke dir. Liebe Grüße Dana
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20.02.2010, 22:27 | #6 | |||||
Lyrische Emotion
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Liebe Dana,
der Glamour machts möglich. Er verwendet viel Zeit auf sein Aussehen, seine Gesten und seine Selbst-Inszenierung. Diese Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit hebt sich von Alltag und Durchschnitt ab. Zitat:
Was Rang und Namen hat, möchte sich dort interessanter machen, die Aufstrebenden versuchen Beziehungen zu knüpfen, sich anzubiedern und zu profilieren. Gesehen werden ist alles, dabei sein zählt. Doch hinter dem Lächeln lauert der eiskalte Blick der Analyse. Dabei wird entschieden, ob und wer von wert ist oder nicht. Zitat:
Natürlich muss sie sexy aussehen, damit klar wird, daß er auch ein ganzer Kerl ist. High-Heels können dabei hilfreich sein, verlängern sie doch die Beine. Natürlich muss auch sie geübt sein. Gutes Theater braucht gute Schauspieler. Zitat:
Dabei muss man sich gegenseitig übertreffen. Kontakte werden gehalten, denn nur so kommt man in die Medien, um sich das gewünschte Image in der Öffentlichkeit aufzubauen. Wie es dahinter in Wirklichkeit aussieht, bleibt hinter dem Zweck verborgen. Zitat:
Die Großzügigkeit wird niemandem wirklich weh tun, denn Schaden wird sich wohl kaum jemand selbst zufügen. Im Gegenteil, mit ein wenig Geschick und Rhetorik wird die offenherzige Spende schnell zu einer guten Investition. Zudem ist sie von der Steuer absetzbar, natürlich. Zitat:
Dort der Hummer und der Kaviar, während die Hungerkinder halbnackt mit aufgeblähten Bäuchen von den Plakaten den feisten Bonzen beim Fressen und Saufen zuschauen, wie sie sich und ihresgleichen selbst feiern. Ja, liebe Dana, das hast du fein beobachtet, verdichtet und auf den Punkt gebracht. Deine verse beleuchten diese Szenerie einmal von einer ganz anderen Persepektive. Wie Blaugold schon anmerkte, ist eine kleine Metrikunebenheit in S5/Z3 vorhanden. Vorschlag: Streiche einfach das metrisch unpassende "hungern" am Zeilenanfang und ersetze es wie folgt: Die Hungerkinder zierten... Vielleicht fällt dir noch was Besseres ein. Dein Gedicht ist Sozialkritik vom Feinsten und hat mir gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert. .. . Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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05.03.2010, 12:53 | #7 |
Flaschenpost
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hallo dana,
da, war doch noch was, genau dieses Gedicht wollte ich doch noch unbedingt kommentieren. Meines Erachtens eher ein nachdenklich stimmendes Gedicht. Es hätte sich auch gut in der Denkerklause gemacht. Im Kreuzreim verdichtest du bildreich, eine Wohltätigkeitsgala. Ein wenig Spott ist hierbei nicht zu überhören. Währrend die VIPs ein wenig von ihrem Überfluß abgeben und sich dabei noch gut vermarkten, wird dem Beobachter vorgemacht wie edel sie doch sind. Doch wer von ihnen hat schon mal das Unglück aus der Nähe gesehen und selbst mit Hand angelegt, um Hilfe zu leisten. Ein reich bebilderter Ball der Eitelkeiten! Gern gelesen. Viele Grüße ruhelos
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Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain) Geändert von ruhelos (11.03.2010 um 10:08 Uhr) |
24.03.2010, 20:43 | #8 | ||
Slawische Seele
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Lieber Faldi,
das hat mir gefallen: Zitat:
"Die Hungerkinder" wären zwar metrisch passender, aber für mein Ohr klingt das Wort fast kritisch negativ gegen die Kinder. Schau mal, ob du mit meiner Änderung leben kannst. Liebe Grüße Dana Liebe ruhelos, Zitat:
Einen besonderen Dank immer wieder für deine Treue, die mir Seelenbalsam ist. Liebe Grüße Dana
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