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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 02.06.2011, 13:00   #1
Galapapa
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Sie schaut hinaus durch eine unsichtbare Wand,
fest eingekesselt nun in schiere Angst und Scham,
seit jener dunkle Schatten ihr die Sonne nahm,
versteckt in der Umarmung, die sie nicht verstand.

So viele Worte bleiben ihr im Halse stecken,
sie pochen wirr als falsche Schuld durch ihr Gewissen.
Wie nackt steht sie, der Kindheit gnadenlos entrissen,
nicht fähig, diese wunde Blöße zu bedecken.

Mit einem Male ist sie grausam eingesperrt,
ihr Leben, wie es war, scheint noch zum Greifen nah,
doch unerreichbar, seit das Schreckliche geschah.
Die Wand ist wie ein Schmerz, der den Verstand verzerrt.

Ihr Kummer ist inzwischen tränenleer geworden,
Verzweiflung ist erstarrt zu hoffnungslosem Warten,
erloschen Zuversichtsmomente, die sie narrten.
An dieser Seele gibt es nichts mehr zu ermorden.

Geändert von Galapapa (09.06.2011 um 01:16 Uhr)
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Alt 05.06.2011, 22:33   #2
Sandy Mohn
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Lieber Galapapa,

dieses Gedicht von dir macht traurig, wütend, hilflos und berührt auch.

" Versteckt in der Umarmung, die sie nicht verstand ".

Du hast recht, diese Seele kann man nicht mehr ermorden. Sie ist bereits
gestorben. Und das Leben, das zum Greifen nah war - einfach ausgelöscht.
Nie mehr so wie vorher...

Das Schlimme daran ist, dass gerade diese Kinder, denen es passiert, Schuldgefühle
haben und auch noch glauben - weil es ihnen glaubhaft
gemacht wird - sie hätten daran Schuld.

Würde gern mehr dazu schreiben, aber mir fehlen gerade die Worte.

Nachdenkliche und berührte Grüße von Sandy Mohn




.
__________________
Wie angenehm ließe es sich unter uns leben, wenn die äußere Haltung immer die Beschaffenheit des Herzens widerspiegeln würde.
Jean-Jacques Rousseau, (1712 - 1778), französisch-schweizerischer Moralphilosoph, Dichter und Musiker
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Alt 06.06.2011, 16:37   #3
Galapapa
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Liebe Sandy Mohn,
danke fürs Lesen und Kommentieren und natürlich fürs Lob!
Ich hatte einen Film gesehen, in dem es um Kindsmissbrauch ging. Die Schauspielerin, die das betroffene Kind darstellte, war absolut genial. Man konnte an Gestik und Mimik geradezu ablesen, was dieses Mädchen empfand und ich musste das einfach niederschreiben, so sehr es mir auch an die Nieren ging.
Ist es rücksichtslos gelebter Egoismus oder abgrundtiefe Dummheit ohne Wissen um die Folgen? Oder einfach nur grenzenlose Menschenverachtung? Ich selbst stehe vor einem Rätsel angesichts solch grauenhafter Untaten.
Da fehlen auch mir die Worte.
Liebe Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 06.06.2011, 19:29   #4
wolo von thurland
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hallo galapapa

drei strophen haben mich durch klarheit der sprache wie des versmaßes sehr beeindruckt.
(die letzte zeile ist vielleicht etwas buchhalterisch geraten. was nicht so ganz passt zur schönheit der übrigen verse.)

die dritte strophe rührt mir satzbau und sprachliche bilder zu fest um, wenn du schreibst
unerreichbar und zum Greifen nah, ihr Leben, noch bevor das Schreckliche geschah.
Die Wand ist kalter Schmerz, der an der Schwermut zerrt.


gruß von wolo
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Alt 08.06.2011, 13:47   #5
Erich Kykal
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Hi, Charly!

Ein wunderbares Werk, trotz und wegen seiner grausigen Aussage!
Allerdings: DER Schwermut? Heißt es nicht DIE Schwermut? Das würd ich mal googeln...
Diese Zeile ist ohnehin zu lang, da würde ich was kürzen.
ZB: "...geschah, // und ohne Schmerz, an dem die Schwermut zerrt."

Die Str. macht mir noch mehr Probleme: Wenn sie ausgesperrt ist - müsste es im Anschluss nicht "da drinnen" heißen, und wenn sie eingesperrt wäre, im Gegenzug "da draußen"?
Du aber schreibst, sie sei ausgesperrt, und ihr Leben sei da draußen - also doch bei ihr???

Abgesehen von derlei leichten Unstimmigkeiten: Ein großes Gedicht!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 09.06.2011, 01:33   #6
Galapapa
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Hallo wolo,
danke für Deinen Kommentar und Dein Lob!
Danke auch für Deine Kritik, die ich nachvollziehen kann.
Mit dem "unerreichbar und gleichzeitig zum Greifen nah" wollte ich zum Ausdruck bringen, dass dieses Leben vor dem Vorfall noch so nah ist , erst gestern noch stattgefunden hat und doch nun unerreichbar ist, weil sie nie wieder dorthin zurück finden wird.
Der Satzbau ist in einigen Versen dieser Strophe verwirrend. Ich habe deshalb umformuliert und denke, dass es so verständlicher und grammatikalisch runder dasteht.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Hallo Erich,
auch Dir lieben Dank für Dein Lob und die Hinweise bzw. die kritischen Anmerkungen.
Das mit "drinnen und draußen" war tatsächlich ein Formfehler, den ich beseitigt habe. Auch habe ich die dritte Strophe ganz umformuliert, so dass sie nun klarer in der Aussage ist.
Eine zu lange Zeile gab und gibt es allerdings nicht. Alle Verse mit betonter, einsilbiger Endung haben 12, alle anderen Verse 13 Silben.
Schwermut hatte ich gegoogelt, weil ich mir unsicher war. Das Substantiv in dem zusammengesetzten Wort ist ja "Mut" und der ist maskulin. Für meine Ohren klingt's allerdings auch etwas fremd.
Nun, ich hoffe, ich konnte die Unstimmigkeiten beseitigen.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 08.07.2011, 23:51   #7
Dana
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Lieber Galapapa,

eigentlich wollte ich nur nachschauen, ob und was du mir geantwortet hat.
Dabei entdeckte ich, dass ich gar nicht dabei gewesen bin.
Bestimmt habe ich geschrieben, weil ich noch um die "Sprachlosigkeit" weiß, und danach nur falsch geklickt.

Du weißt um meine Neigung zu Traurigkeiten. Hier ist es aber eine andere, eine die berührt, Wut erzeugt und sprachlos macht. Eine, von der man weiß, dass sie kaum aus der Welt zu schaffen ist, trotz höchster Grausamkeit.

Dir ist es gelungen, Worte dafür zu finden und lyrisch umzusetzen - tadellos.
Das Gedicht trägt die "Sprachlosigkeit" in leisen Worten. Es vermittelt ein Bild, das Wut und Mitgefühl erzeugt, ohne lauthals anzuprangern - als wüßte es um die Machtlosigkeit der Betroffenen.

Ein wertvolles und nachhaltiges Werk.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 09.07.2011, 12:02   #8
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe Dana,
hier nun auch tatsächlich gleich meine Antwort:
Ganz lieben Dank für Dein wundervolles Lob! Deine anerkennenden Worte, die so schön zeigen, dass die Botschaft angekommen ist und berührt hat, machen mir immer wieder Mut und Laune, Neue Themen anzupacken.
Oft werde ich dabei angeregt durch einen Film, eine Beobachtung, ein Bild oder ein Lied.
Das vorliegende Thema ist von einer besonders tiefschürfenden Qualität. Je mehr es mich berührt, umso besser gelingt es mir, meine Gefühle in den Text einzubringen. Das geht Dir sicher genauso.
Du schreibst von ohnmächtiger Wut; das trifft diese Gefühle auf den Punkt. Wie soll man so etwas je verstehen oder gar verzeihen können?!
Und dieses Unheil ist allgegenwärtig, tagtäglich und immer wieder...
Alles Gute Dir und herzliche Grüße!
Galapapa
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