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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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![]() Ex ungue leonem – ex leone unguem. (Sapphische Ode; Variante nach Klopstock: Daktylus im 1., 2., 3. Versfuß, Adoneus.) Lieder der Hoffnung, leise, sanfte Töne, bleiben selten bestehen, denn der Zeitgeist schreit mit lauter Stimme; er fordert alle Tage und Nächte. Flucht ist unmöglich. Forderungen schlagen ihre Klauen erbarmungslos in jeden Wunsch nach Glück; bis wir, bereits am Verbluten, kapitulieren. Träume, ach, Träume! Heute noch lebendig, morgen nochmals begraben, übermorgen wieder auferstanden, denn Herzenswünsche möchten nicht sterben. Kreischende Welt der grellen Leuchtreklame, stich mir nicht in die Augen, schweige einfach! Lass mich selbst entscheiden und meine Träume endlich am Leben! (Ex ungue leonem – ex leone unguem: An der Klaue erkennt man den Löwen – An dem Löwen erkennt man die Klaue.)
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Geändert von Stimme der Zeit (29.10.2011 um 21:52 Uhr) Grund: Drei Mal direkt vor der Nase, und doch nix gesehen. Ein Wort eingefügt. |
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#2 | |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe Stimme,
eine sapphische Ode, 11 Silben pro Vers und der 4. Vers = Adoneus. ![]() Erst wollt ich ausrufen: "Was denkst du dir nur aus!" - aber dann googlete ich. ![]() Bevor ich mich deiner Traurigkeit widme: Zitat:
![]() Ich konnte dem Inhalt folgen und das "Beklagen" nachvollziehen. Evtl. noch mehr als du, aufgrund der Gnade meiner früheren Geburt. ![]() Aber so richtig in Traurigkeit suhlen konnte ich mich nicht. ![]() Den alles fordernden Zeitgeist erkennt man hier gut an seinen Klauen. Dazu sage ich nur: Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen, ich schulde ihnen noch mein Leben. (F. Frei) ![]() Ein nachdenkliches Gedicht, sprachlich gut ausgetüftelt. Ein dickes Lob an deine Experimentierfreude, die ein Forum bereichert. ![]() Das Traurige musst du noch üben. ![]() Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, liebe Dana,
ich antworte hier morgen ausführlich (jetzt ist es mir zu spät, da kann ich mich nicht mehr gut konzentrieren), und ich muss erst mal die Tatsache verkraften, dass ich - trotz dreimaligem Kontrolllesen! - einfach ein ganzes Wort vergessen habe. ![]() Ich bessere schnell aus, vielen lieben Dank, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. ![]() ![]() Bis morgen, und liebe Grüße Stimme ![]() -------------------------------------------------------------------- Edit: Hallo, liebe Dana, ich muss dir sogar noch ein zweites Mal danken. Ich hatte dort das Wort "beinah". Dessen Betonung musste ich prosodisch ein wenig "biegen", damit es ins Metrum passte. Damit war ich nicht wirklich zufrieden, aber mir fiel keine Alternative ein. (Da frage ich mich, ob mir da mein "Unterbewusstsein" einen "Streich" spielte, denn ich vergaß genau dieses Wort - und kein anderes. ![]() ![]() Was die Gedichtform, die sapphische Ode betrifft: Die alkäische und die asklepiadeische hatte ich schon, deshalb wollte ich auch diese noch hinzufügen, um die drei "klassischen Odenformen" komplett zu haben. Wobei ich allerdings feststellte, dass die ursprüngliche Form ein wenig "monoton" wirkt, da dort in allen drei Versen der Daktylus im ersten Versfuß sitzt. (Das liegt daran, dass antike Versmaße aus antiken Sprachen stammen, in denen die Silben "lang-kurz" und nicht "betont-unbetont" als zugrundeliegendes "Klangmuster" hatten.) Das lässt den Rhythmus (so finde ich) leicht ein wenig "eintönig" werden. Klopstock varriiert, und lässt den Daktylus "wandern": 1. Vers: im 1. Versfuß; 2. Vers: im 2. Versfuß; 3. Vers: im 3. Versfuß. Dann der Adoneus, der auftaktlos ist. Dieser Rhythmus gefiel mir besser, deshalb habe ich ihn gewählt. Danke für dein Lob, aber traurig ist es nicht, da hast du recht. Es ist wohl etwas anklagend, ein wenig düster, ein bisschen zornig und, wie sollte es bei mir anders sein, nachdenklich. ![]() (Aaaber: Ich gebe nicht auf! Niemals. Eines Tages werde ich ein Trauergedicht ![]() ![]() Außerdem habe ich mal wieder etwas im Gedicht "versteckt". Ich bin gespannt, ob es jemand findet. ![]() Liebe Grüße ![]() von der unverdrossen weiterschreibenden Stimme ![]()
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Geändert von Stimme der Zeit (30.10.2011 um 13:38 Uhr) |
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#4 |
Gast
Beiträge: n/a
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hallo stimme der zeit
was für eine überraschung! gut gekratzt, löwe! gibt mir einen flashback an meine erste übernachtung in hongkong vor 20 jahren. zu deinem trost: nur 10 km von chungking mansions weg war die suche nach dem glück ein stilles schlurfen. hoffe, du findest in deiner nähe so was. ;-) gruss von wolo |
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#5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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![]() hallo stimme,
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© Bilder by ginton du bist in mir... Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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#6 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, wolo,
nachdem ich seit einiger Zeit vergeblich versuchte, mir einen Reim zu machen, lasse ich es jetzt einfach gut sein und stelle mal versuchsweise die Zeit auf Null zurück. (Bei Gelegenheit erklärst du mir aber bitte, warum du nie reagiert hast, auch nicht auf meinen "Redeversuch" über deine Homepage.) Danke für dein "Gut gekratzt, Löwe!" Ich hoffe, die Überschrift ist richtig, meine Lateinkenntnisse sind beschränkt auf Redewendungen sowie Asterix und Obelix. Ich verstehe nur ehrlich gesagt nicht, was "Überraschung" bedeutet, wäre nett, wenn du mir das erklären würdest. Dass das Gedicht eine Ode ist, kann es nicht sein, da ich bereits andere geschrieben hatte; meine "Verdichtung" des Lärms der heutigen Zeit ebenfalls nicht - auch darüber habe ich schon geschrieben. Daher mein: ![]() Interessant, dass du in Hongkong warst. Chungking mansions habe ich per Suchmaschine ausfindig gemacht, ein gutes Beispiel. Na ja, Schlurfen ist eigentlich gut hörbar, aber ich denke, ich verstehe, wie das "stille Schlurfen" gemeint ist, hoffe ich jedenfalls. Was das Glück betrifft: Ja, wer hofft das nicht? Hongkong jedenfalls wäre mir echt ein bisschen zu weit weg. Danke fürs Kommentieren und die guten Wünsche. ![]() Lieben Gruß ![]() Stimme ![]() __________________________________________________ ________ Hallo, gin, Zitat:
![]() ![]() Zitat:
Der "Löwe" ist der "Zeitgeist". Bekanntlich sieht man in ihm den "König der Tiere", was symbolisch für etwas "Mächtiges, Beherrschendes" steht. Der "Löwe Zeitgeist" ist sehr mächtig, und er schlägt überall seine "Klauen" hinein. Sag mal ehrlich, wenn ich nur als Beispiel die Reklame nehme: Man muss ohne Zugang zu modernen Medien irgendwo einsam in der sprichwörtlichen "Pampa" leben, um ihr zu entgehen. Obwohl - ich bin mir sicher, dass selbst dort noch irgendwelche Werbewischs im Briefkasten landen. ![]() ![]() Da ich mitten in der Stadt wohne, kann ich nur sagen: Sicher, irgendwann hört man viele "Lärmquellen" aufgrund der Gewöhnung nicht mehr bewusst. Wenn ich aber mal "absichtlich" die Ohren "öffne", dann kann ich nur sagen - es ist laut. Tag und Nacht. Der Lärmpegel ist so hoch, dass er, wenn nicht physisch schädlich, doch psychisch eine echte Stressquelle darstellt. Ich las davon, dass heutzutage Vögel Probleme bei der Partnersuche haben, da der Krach, den wir Menschen verursachen, ihren Balzgesang übertönt und so dafür sorgt, dass er nicht weit genug "trägt". Hier gibt es einen Link dazu: ht tp://w w w.umg.at/umg_info2007/laerm1.php (Leerzeichen entfernen) Auch in den Weltmeeren hat sich der Lärmpegel im 20. Jahrhundert mehr als verdoppelt. Das kann nicht ohne Auswirkungen bleiben. Die "Klauen des Löwen" krallen sich überall hinein ... ![]() Denn schlussendlich kann der "Löwenherrscher" auch ein "selbsternannter" sein. Sehen wir Menschen uns nicht selbst so und verhalten uns auch dementsprechend? Danke für deinen Kommentar, ich hoffe, ich konnte dir die Überschrift erklären. Liebe Grüße ![]() Stimme ![]()
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#7 | ||
ADäquat
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Beiträge: 13.009
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![]() Liebe Stimme,
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. © auf alle meine Texte
Geändert von Chavali (31.10.2011 um 09:46 Uhr) |
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#8 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Liebe Stimme,
ich darf noch einmal, denn: Ich weiß es, ich weiß es! ![]() Mir sind Kontraste aufgefallen, die sich durch alle Strophen wie ein roter (grüner ![]() (Also noch durchdachter als durchdacht - Kompliment) Liebe Grüße Dana Lieder der Hoffnung, leise, sanfte Töne, bleiben selten bestehen, denn der Zeitgeist schreit mit lauter Stimme; er fordert alle Tage und Nächte. Flucht ist unmöglich. Forderungen schlagen ihre Klauen erbarmungslos in jeden Wunsch nach Glück; bis wir, bereits am Verbluten, kapitulieren. Träume, ach, Träume! Heute noch lebendig, morgen nochmals begraben, übermorgen wieder auferstanden, denn Herzenswünsche möchten nicht sterben. Kreischende Welt der grellen Leuchtreklame, stich mir nicht in die Augen, schweige einfach! Lass mich selbst entscheiden und meine Träume endlich am Leben!
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ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
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Liebe Chavi,
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Zitat:
Liebe, und ein bisschen überwältigte Grüße ![]() ![]() ![]() Stimme ![]() ------------------------------------------------------------------------ Guten Abend, liebe Dana, ich gebe dir das Kompliment gerne zurück. ![]() Die "Kontraste" stehen symbolisch für den Gegensatz von Hoffnung und Verzweiflung, von Kapitulation und Widerstand. Jetzt noch den Adoneus der letzten Verse ![]() Tage und Nächte kapitulieren. Tage und Nächte möchten nicht sterben. Tage und Nächte, endlich am Leben! Vielen, herzlichen Dank, dass du dir die Mühe gemacht und dich so intensiv eingelesen hast! Ganz liebe Grüße ![]() Stimme ![]()
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