29.01.2013, 17:13 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Zweiter Frühling
Wie alter Bäume rau geriefte Rinde
bin ich ein aufgebrochenes Gesicht, und wie der wilde Wein darüber winde ich mich ums nackte Leben und ins Licht. Wie kahler Zweige windumwehtes Krallen ergreife ich die Himmel immerzu, und wenn sie mit den Jahren mählich fallen, begraben sie die Zeit, die ich vertu. Wie krummer Wurzeln knorriges Versenken in eine Erde, die mein Wachsen nährt, sind mein Versehnen und mein waches Denken. Und alles, was mir sonst noch widerfährt - ich lass es mir wie Sonnentage schenken aus einem Sommer, der nicht wiederkehrt.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
29.01.2013, 17:39 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Erlesen schön.
Von meiner Seite gibt es rein gar nichts zu meckern: sprach- und inhaltlich ein Leckerli, das durch seine Eleganz besticht. Die sog. "vertane Zeit" ist ein Thema, das sich gerade dem älteren Menschen stellt. Aber was ist "vertan?" Was spricht dagegen, Zeit einfach verstreichen zu lassen, Aufregungen zu meiden und möglichst ruhig zu leben? Bei näherem Hinsehen vielleicht gar keine so schlechte Wahl. Der Glaube, etwas bewegen zu können, stellt sich ohnehin meist als falsch heraus. Für mich persönlich gilt dies auch für die Spuren, die Menschen hinterlassen wollen ... Ist aber Ansichtssache. LG, marcy |
29.01.2013, 20:35 | #3 | |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
willkommen im Club Nein, nein, nein - ein wunderschönes Sonett. Sprache, Bilder und Metaphern machen eine "Kollegin" ein wenig neidisch und die letzte Strophe besticht direkt. Zitat:
Sie ist weise und brillant lyrisch verfasst. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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29.01.2013, 22:46 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Marcy!
Meine Spuren sind Gedichte - ich hoffe, diese Spur tief genug ziehen zu können, dass sie mit viel Glück ein paar Jahrhunderte Bestand hat...oder ist das schon allzu vermessen? Hi, Dana! Es ist oft schon ungerecht, wie die Gaben verteilt sind! Ich empfinde Ähnliches beim Anblick von schönen, schlanken und sportlichen Menschen... Dass er gut mit Worten kann, ist dann wenig Trost für den ältlichen kleinen schwitzenden Dicken mit Glatze und Brille... Vielen Dank euch beiden für soviel Lorbeer! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (29.01.2013 um 23:03 Uhr) |
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