22.04.2014, 20:22 | #1 |
TENEBRAE
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Im Eichenwald
Du gehst wie an vieltausend Malen
zuvor schon durch den Wald der Eichen, erkennst im Reich der Vertikalen die lang vergessnen Zauberzeichen gefundner Liebe, kurzen Lebens, gefangen in der alten Rinde, die lang dich lehrte, wie vergebens den Liebenden wie auch dem Kinde solch Zeugnis war im Flug der Zeiten. Ein kühler Hauch durchraunt die Grüne, und alle deine Wichtigkeiten berühren nichts auf dieser Bühne. Ins Schweigen lass die Sinne reichen, als fielen sie aus aller Zeit, und was du fühlst, ist deiner Eichen Vermächtnis, Ernst und Heiligkeit.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (22.04.2014 um 20:24 Uhr) |
24.04.2014, 14:57 | #2 |
Gast
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Hallo eKy
Ich finde es ist ein Gedicht an das Alter, die Beständigkeit und die Schönheit des Waldes. Da Eichen sehr alt werden, versuchen die Menschen in den Eichenrinden Spuren zu hinterlassen, sei es mit dem Messer geschnitzte Buchstaben, die der Verewigung dienen, oder wenn Menschne immer und immer wieder in Eichenwäldern spazierengehen, das Alter zu spüren.
Es veranlaßt auch selber über die Zeit nachzudenken. Sehr sehr gerne gelesen sy |
24.04.2014, 18:27 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Sy!
Danke für deine Zeilen! Bei uns gibt es auch eine besonders diche, alte Eiche am Waldrand, die schon voller Symbole und Namen war, als ich als Kind dort spielte. Interessant zu sehen ist, wie diese Zeichen mit den Jahren zuwachsen, vernarben und irgendwann unleserlich werden. Also von wegen für lange Zeit ein Zeichen setzen... LG, eKy
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26.04.2014, 18:41 | #4 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
ja, das kann ich nur bestätigen. Einschnitte in die Baumrinde, also die Haut des Baumes, vernarben mit der Zeit. Das dauert natürlich ein wenig länger als bei uns, aber die Verletzungen wachsen wieder zu. Und genau, wie diese mit der Zeit heilen, was ja heißt, dass sie vergehen, vergehen auch die Dinge, für welche die hinein geschnitzten Zeichen einst ein Symbol gewesen sind. Und da die Zeit lediglich eine relative Eigenschaft des Universums ist, die vom Standpunkt ihres Betrachters abhängt, ist mit einem kühlen Hauch wieder alles geschehen. Was bleibt sind Erinnerungen (solange man lebt) und das Wissen um die Bedeutung und Hoffnungen, die einst als Zeichen und Symbole den alten Eichen übergeben worden sind, die mit Ernst und einer gewissen Heiligkeit ihre Geheimnisse hüten. So in etwas habe ich den Text verstanden und das hat mir gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
26.04.2014, 21:45 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Ja, ein schönes Beispiel dafür, wie wenig bis kaum der Mensch in die Zukunft denkt, vorausdenkt. Auch ein gutes Bild dafür, wie vergänglich und vergeblich letztlich seine Bemühungen um etwas von Bestand sind. Vielen Dank für deine Zeilen! LG, eKy
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30.04.2014, 18:49 | #6 | |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
eine mächtige, alte Eiche berührt mich schon allein über ihre Standhaftigkeit und Erhabenheit. Auf lesbare und vernarbte unlesbare Zeichen werd ich zwar aufmerksam, doch die Gedanken dazu schwinden schnell wieder. Meine Fantasie geht Jahrzehnte und mehr rückwärts. Wie viele sind hier schon vorübergegangen. Wie viele standen hier schon und was besprachen sie, was taten sie - berührten sie den Stamm oder einen Zweig? Hat schon jemand die Eiche beachtet, als sie noch ganz, ganz jung gewesen ist? Wie hat er sie beachtet, mit welchen Gedanken aus seiner Zeit? Die vernarbten Zeichen sind ein Zeugnis, dass alle Wunden heilen. Ich stelle mir Verliebte vor, die auf "Ewigkeit" bauten und diese recht schnell überlebten. Wenn einer von ihnen einst zurückkehrt, längst von jener Liebe "geheilt" und die Narben kaum noch im Baum erkennt, dann erkennt er nicht nur die Vergänglichkeit, sondern auch den Fluss der Zeit. Wie hier: Zitat:
Gern gelesen und zugleich an die eigene "Blitzeiche" gedacht, die ich von Klein auf kenne. Sie wurde Blitzeiche genannt, weil sie auf einem Hügel steht und sich dafür fast anbietet. Es ist aber noch nie geschehen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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30.04.2014, 22:32 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Jeder, der auf dem Land aufwuchs (oder dem nächstmöglichen Substitut), hat wohl irgendwo so einen Lieblingsbaum, ein altes, knorriges Gebilde verdichteter Zeit und Geschichte. Ich mag Buchen ganz besonders, manchmal auch Eichen - je dicker, größer, verwinkelter und knorriger, desto lieber. Die Rindenschnitzereien (Buche ist da leider sehr beliebt) mag ich als Liebhaber unberührter Natur (oder dem nächstmöglichen Substitut) eigentlich nicht, erkenne ihre Bedeutung für menschliche Gefühle aber an. Vielen Dank für dein überschwängliches Lob - ich erlaube mir, mich darin zu sonnen! LG, eKy
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23.05.2014, 09:31 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich Kykal,
der Eichenwald bzw. die Eichen stehen hier als indirekte Metapher für die Vergänglichkeit allen Seins. In den Rinden der alten Bäume finden sich noch vernarbte, oftmals nicht mehr zu entziffernde Schriftzeichen, die aus einem tiefen Gefühl heraus einst dort hinterlassen wurden. Eigentlich klingt das paradox, einem anderen Lebewesen Verletzungen aus Liebe zuzufügen, aber man sollte vielleicht die eigentliche Absicht dahinter betrachten und die lautete, ein Zeichen zu setzen. Was einstmals als unendlich großes Gefühl begann, ist oft schon mit den Menschen, die es empfanden entschwunden. Auch die Zeichen werden dereinst nicht mehr sein, und wer sich dessen bewusst ist, der wird auch bei ihrem Anblick eine ernste Heiligkeit verspüren, einen Hauch der Ewigkeit und der eigenen Endlichkeit. Gerne bin ich auf einen kleinen Spaziergang durch den alten Eichenwald gegangen und habe dabei bei meine eigene Winzigkeit spüren können. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
23.05.2014, 11:22 | #9 |
TENEBRAE
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Hi, Narvik!
Vielen Dank für deine - mit den meinen übereinstimmenden - Gedanken! LG, eKy
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