11.06.2014, 10:24 | #1 |
TENEBRAE
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Das Kreuz
Ich fand inmitten eines Waldes Breiten
ein kleines Kreuz am grünen Wegesrand, verwittert fast, wo ich zu lesen fand, wer ebendort verstarb vor langen Zeiten. Dies Angedenken sollte mich begleiten seither im Herzen wie auch im Verstand. Die schönsten Dinge sind mir Trug und Tand, seit die Gefühle in mir widerstreiten. Wie kann es sein, dass jenes ferne Sterben mich tief berührte wie der eigne Tod? Was hat mich so an dieses Bild gebunden? Das Leben schlug mir manche tiefen Kerben, und doch bedrückt mein Sinnen ohne Not ein kleines Kreuz, das ich im Wald gefunden.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
11.06.2014, 12:02 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
gerade mache ich mir Gedanken darüber, dass diese unverwüstliche Sonetterei im Grunde etwas schräg ist, und dann das. Was soll man dazu sagen? Der Inhalt ruft geradezu nach einem Sonnet, die Bewegung der Bilder und Gedanken folgt dem Verlauf der Form auf perfekte Weise. Vanitas pur. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
11.06.2014, 14:59 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Im Lateinwörterbuch steht Folgendes zu lesen: vānitās <tātis> f (vanus) 1.Nichtigkeit, Schein, eitles Wesen, Eitelkeit 2.Misserfolg, Vergeblichkeit, Nutzlosigkeit [ itineris ] 3.Lügenhaftigkeit, eitles Gerede, Prahlerei Ich gehe mal davon aus, du hast in deinem Kommi etwas anderes gemeint als dies... Und mach mir bloß das Sonettschreiben nicht schlecht - was sollte ich denn ohne machen!!?? LG, eKy
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11.06.2014, 15:29 | #4 |
Furzeulenlyriker
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http://de.wikipedia.org/wiki/Vanitas
Vanitas vanitatum, dixit Ecclesiastes; vanitas vanitatum, et omnia vanitas! O Eitelkeit der Eitelkeiten! spricht der Prediger; o Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist eitel! Prediger 1:2 |
11.06.2014, 15:33 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
ich verbinde mit dem Begriff "vanitas" die Vorstellung von der Vergänglichkeit des Irdischen, d.h. eitel im Sinn von Vergänglichkeit (Gryphius: "Es ist alles eitel..."). Der demütige Mensch erkennt, dass er keine Gewalt über das Leben hat, bildlich ausgedrückt, z.B. durch Kreuz, Kerze, Stillleben etc. Wenn sie alle wie dieses sind, dann ist es doch ok. Verallgemeinerung ist nicht mein Ding. Liebe Grüße Thomas
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11.06.2014, 18:06 | #6 |
ADäquat
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Servus Erich,
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11.06.2014, 19:51 | #7 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
wunderschön eingefangen, jenes "Erleben" (eine scheinbare Kleinigkeit, ein Zufall, eine Momentaufnahme) und seine Bedeutung im "Kykal-Sonett". Wenn man solche Momente/Erlebnisse kennt, dann weiß man auch, wie schwer es ist, sich damit mitzuteilen. Ich habe es mit Steinen. Wenn ich einen aufhebe, halte ich zugleich unendliche Geschichten und Fragen in der Hand. Wer hat diesen Stein auch schon gehalten, wer hat ihn weit weg geworfen - wer ruhte an ihm, als er noch ganz groß war usw. Manchmal ernte ich ein verlegenes (Be)-Lächeln. Du hast beeindruckt, berührt und aufgezeigt, was Lyrik kann, wenn sie lyrisch umgesetzt wird. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
11.06.2014, 21:02 | #8 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Ach, du bezogst diese letzte Bemerkung also auf den Inhalt des Sonetts, nicht auf die Qualität desselbigen, was zu deiner Aussage davor ja widersprüchlich gewesen wäre. Ein Missverständnis, allerdings aus ebenjenem Grunde, dass sich der vorhergehende Satz ausschließlich auf die Qualität des Werkes bezog und eben nicht auf den Inhalt - hier schwangst du einfach zu abrupt um! Hi, Chavali! Dann tu es doch! - Ich meine, meine Sonette immer wieder zu lesen! Freut mich, dass es dir gefallen hat. Das mit diesen "magischen Momenten" kann ich nur bestätigen! Daran erkennt man, wie wenig man sich eigentlich selber kennt und durchschaut! Hi, Dana! Auch dir herzlichen Dank für dein positives und geschätztes Echo! Mir geht es wie dir, allerdings bei Antiquitäten, nicht Steinen, bevorzugt kleiner Krimskrams aller Art. LG, eKy
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12.06.2014, 11:20 | #9 |
Gast
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Hallo eKy
Dein Gedicht hat mich an die Straßenkreuze erinnert, die gehen mir manchmal nicht aus dem Kopf. Sie erinnern mich daran vorsichtig zu fahren, für mich sind sie wirkungsvoller als Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder ( langes Wort). Ich habe nur ein Leben, sagen die Kreuze.
Sehr gerne gelesen sy |
12.06.2014, 16:59 | #10 |
TENEBRAE
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Hi, Sy!
Die "Marterl", wie man in Ösiland sagt, sind entweder Heiligen gewidmet, oder sie tragen eine Tafel, die beschreibt, wer dort wann und wie verstorben ist. Auch an Wanderwegen findet man derlei heute noch, aber selten. ZB fand ich mal eins, wo ein Wilderer an jener Stelle gestellt und erschossen worden war, da war sogar ein Gedichtlein darüber dabei und ein romantisierendes Bild der betreffenden Szene. Es gibt - sehr selten - auch moderne Gedenkkreuze, zB fand ich mal eins, das beschrieb, wie ein Radfahrer in den Neunzigern ebendort einen Herzinfarkt erlitten hatte, wo das Kreuzlein stand. LG, eKy
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