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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 12.01.2015, 01:21   #11
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Az!

Welcher Irrglaube treibt die Menschen doch anzunehmen, Religionen würden echte Antworten geben! Letztlich sind es Gemeinplätze im Namen der jeweiligen Gottheit, soziale Regeln, die die meisten auch ohne offizielles Kirchendiktat einhalten würden, einfach weil menschliches Miteinander eben nur so dauerhaft funktioniert.
Die Kirchen haben sie aber für sich vereinnahmt, als könnte es ohne sie und ihren Kodex keine sündenfreie Welt geben (als ob es die je geben könnte!).
Soziale Regeln ändern sich mitunter, aber die wirklich wichtigen sind überall dieselben, auch wenn manche durchglühte Fanatiker glauben, sie im Namen ihres Herrn ignorieren oder nur auf wahre Gläubige anwenden zu dürfen.

Was soll nun der Außenstehende, frei Denkende tun? Ich schätze, was die meisten tun: Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, sich im Leben möglichst sicher und stressfrei einzurichten und möglichst alt dabei zu werden!
Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich fand die ethischen Werte, nach denen ich lebe, stets in mir selbst, geprägt durch Elternhaus, Jugendliteratur, persönliche Erlebnisse usw.
Das führt zu der Frage, warum das so war und nicht anders. Ich weiß es nicht. Vielleicht hätte nur eine einzige andere Entscheidung mein Leben ganz woanders hingeführt, und ich wäre heute irgendetwas anderes zwischen Mönch und verurteiltem Verbrecher (wobei man in Betracht ziehen sollte, dass dies durchaus auch schon mal ein und dasselbe sein könnte...).
Letztlich wird es keine Rolle spielen. Alles vergeht - die Entropie der Materie nivelliert alles zur Bedeutungslosigkeit. Es spielt nur eine Rolle, solang wir unsere Rollen spielen - so lange wir leben und versuchen, dieses Leben "sinnvoll" zu gestalten.

Nenne es Fatalismus oder Opportunismus. Ich "poltere" nur herum, wenn mir jemand persönlich ans Bein pinkelt - für den Rest der Welt fühle ich mich weder verantwortlich noch zu Verbesserungsbemühungen berufen.
Ich halte nichts für "sinnhaft", schon gar nicht das Bedürfnis, seinem Leben "Bedeutung" geben zu müssen - das ist zumeist einem ungesunden Geltungsdrang geschuldet, mit dem man andere Mängel oder Versagen zu kompensieren versucht.
Soweit es nicht mich persönlich oder meine wenigen Interessen betrifft, halte ich mich aus der Welt heraus - zu beiderseitigem Vorteil, wie ich glaube. Hier in einem kleinen, vergleichsweise beinah isolierten Forum ab und zu meine Ansichten kund zu tun, ist dabei eigentlich schon die höchste Form persönlicher Einmischung für mich. Ein schlechtes Gewissen habe ich mit dieser Einstellung zum Weltgeschehen übrigens nicht - und lasse mir von Gut- oder Tatmenschen auch keins einreden.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (12.07.2018 um 22:46 Uhr)
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Alt 12.01.2015, 02:48   #12
AAAAAZ
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Hi Erich,

Danke für deine eher ernüchternden aber ehrlichen Einblicke. Zeigen sich deine Gedichte für mich doch so oft in dem edlen Gewand von einem Schneider, der Sprachidealist sein muss. Jemand, der seiner Welt alles andere als mit dieser inneren Gleichgültigkeit verbunden ist, die du gerade so vollmundig postulierst. Worte bilden für mich immer auch so etwas wie Einstellungen ab, und weisen auf die Grundmotivation seines Urhebers hin. Vielleicht habe ich dieses zu sehr erhöht, mag sein, dann wäre das Gedicht aber eher so etwas wie Blendwerk und Effekthascherei.
Man könnte für einen kurzen Moment meinen, gerade im letzten Kommentar die Worte eines dumben apolitischen Spieljunkies vernommen zu haben: mich geht die Welt überhaupt nichts an, solange ich meine Ruhe habe, basta.
OK, dann sind von dir auch keine konstruktiven Gedanken zum Weltgeschehen zu erwarten und ich will auch nicht weiter hinterfragen, welche Lösungsansätze dir als Atheist vorschweben. Und ich weiß auch, wie ich Äußerungen künftig einzuordnen habe: apolitisch und im Grunde aus einem gleichgültigen gelangweilten Herzen.
Aber egal, das ist deine Sache, und nur mein subjektives Feed back. Denn das Gedicht klingt wesentlich engagierter und interessanter als sein um schnoddrige Coolness bemühter Autor. Habe es gerne gelesen,, und ich glaube dir sowieso nur die Hälfte.
Die Fragen zur ,,Ewigkeit" hattest du schon an anderer Stelle verdichtet, sehe ich gerade. Es klingt interessant, und betrifft auch die ähnlichen Fragen hier. Ja, darüber stolpere ich auch regelmäßig, wenn ich sie mit der herrschenden ,,Ethik" der goßen Religionen versuche in Verbindung zu bringen. Hier haben wir bestimmt sogar einige kongruente Schnittmengen bei der Ansicht auf diese Welt. Vielleicht an anderer Stelle mehr dazu.
LG AZ.

Geändert von AAAAAZ (12.01.2015 um 03:34 Uhr)
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Alt 12.01.2015, 14:16   #13
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Az!

Idealismus ist oft genug eine Altersangelegenheit. Ich war immer schon eher träge und phlegmatisch, aber ich entsinne mich einer Zeit, da ich noch gerne am Leben teilnahm und etwas erreichen wollte. Das bedeutete (für mich), Menschen in meinem Interesse zu manipulieren.
Irgendwann wollte ich das nicht mehr, weil ich immer öfter erkannte, dass auch ich selbst manipuliert worden war - und letztlich wofür? Unsere Interessen und Ziele sterben mit uns, und dem Universum ist es herzlich egal, ob es überhaupt Menschen gibt oder nicht.
Da ich mich nicht als Teil einer "Gemeinschaft" betrachte, kümmert mich ihr Wohl und Wehe eher wenig, solang es meine persönliche Befindlichkeit nicht berührt. Wenn aber wilde Horden drohen, die Welt mit Gewalt wieder ins Mittelalter zu zerren, bin ich sehr wohl bereit, für mein Stückchen Freiheit zu kämpfen.

LG, eKy
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Alt 12.01.2015, 17:56   #14
AAAAAZ
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Ja, Erich,

Kämpfen? - das war mir schon irgendwie klar, blieb ja nur noch die Frage wofür, wenn es vom atheistischen Standpunkt heraus keine langfristige Sichtweise zu geben scheint, und damit verbunden auch keine nachhaltige bzw. generationsübergreifende Sinnhaftigkeit. Die Gotteskämpfer konnten ja aus ähnlicher Lethargie und depressiver Sinnlosigkeit ins feurige Handeln gebracht werden, weil sie plötzlich Ziele hatten, und sich gewertschätzt fühlten. Wenn die Vernunft dagegen halten, mitreißen und überzeugen soll, braucht sie ebensolche begeisternde Vertreter.
Deiner Beschreibung nach scheint es sich beim Kampf also nur um die Freiheit, den Platz und die Ruhe im eigenen warmen Sessel zu handeln, weil du mit alledem eh nichts zu tun hast oder zu tun haben willst...,
oder meinst du damit den Kampf um eine ausgleichende Gerechtigkeit in der Welt, ein Kampf um gleiche Bildungschancen, Kampf um Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen, Kampf um Dialog etc. ? Welcher Geist schwebt dir vor?
oder meintst du gar den Kampf gegen die eigene Bequemlichkeit.
Wie willst du mit deiner Weltanschauung punkten oder gar überzeugen, wenn sich daraus nur egozentrischer Stumpfsinn ableiten ließe, der das Gemeinwohl oder das Menschsein außer acht lässt. Deine Grundpositionierung zu Gläubigen scheint ja für dich immerhin eine immense zentrale Bedeutung zu haben und dir sehr wichtig zu sein. Bis hierhin ist sie aber vom reinem Besitzdenken nicht zu unterscheiden.
Da wäre mir ein um Gerechtigkeit, um Nächtstenliebe oder um Gastfreundschaft bemühter offener Zeitgeist schon etwas mehr zugetan, das kann ich empfangen und als Wohltat weitergeben. Da steckt zumindest ein Geist dahinter, der freundlich und zugewand ist, und sich von eigenem Idealismus nährt.
Aber sowenig wie du natürlich Atheismus bist oder vertreten kannst, sowenig ist Bombenleger Islam, und die individuellen Antworten und Konsequenzen im persönlichen Kampf können sehr bunt ausfallen. Dort, wo Atheismus oder Glaube positives Tun verstärken kann, soll es mir im Grunde recht sein, habe ich ja mehr von, als von einem ignoranten Sesselpupser der lediglich Gott nicht ausstehen kann.
Unser eigentliches Tun und Mühen können wir uns aber eh nicht im Internet präsentieren, und das mag die Sache hinter den Kulissen schon ganz anders aussehen und meine Worte zum hohlen nichtsahnenden Geschwätz werden lassen.
So bleibe ich also vor dem Phänomen stehen, dass ich deinem grundsätzlichen Ansinnen eine tiefere Bedeutung beimesse und dieses auch nachspüre, und ich respektiere, dass weiteres nicht hier zur Disposition bzw. Diskussion stehen soll, sonst hättest du dich dahingehend längst geäußert. Insofern bleibt dieses bloße Stammtischgespräch mit seinen Parolen letztendlich ohne Nährwert, weil reine Unmutsäußeungen und Zustandsbeschreibungen keine lösungsorientierten Ansätze bieten können, aber dieser Anspruch war ja auch überhaupt nie gegeben.
L.G. AZ

Geändert von AAAAAZ (12.01.2015 um 19:40 Uhr)
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Alt 12.01.2015, 20:42   #15
Erich Kykal
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Hi, Az!

Mal nebenbei gefragt: Warum erscheint es dir wichtig, so viel über andere Leute zu erfahren und was sie antreibt?

Ich schreibe nicht, um zu "punkten" oder zu "überzeugen", sondern bloß, um ein inneres Bedürfnis zu stillen. Was andere da herauslesen, ist ihre Sache und kratzt mich nicht.
Ich denke nicht politisch, und andere zu etwas zu "bekehren", ist mir schon als Vorstellung zuwider. (zB, wenn ich bedenke, wie lästig mir die Zeugen Jehovas sind, wenn sie wieder mal anklingeln und völlig schmerzfrei über Gott reden wollen! - der Gedanke, dass ich andere mit meinen Überzeugungen ähnlich belästigen könnte, ohne es zu bemerken, macht mich schaudern!)

Auch meine Gedichte und Kommis sind eher Psychohygiene, also Frustabbau, als der Versuch, andere von meiner Weltsicht zu überzeugen.
Für dich ist man als Mensch vielleicht nur "wertig", wenn man Überzeugungen hat und lautstark versucht, sie zu verbreiten und allgemein durchzusetzen. Es klingt für mich so unterschwellig aus deinen Kommentaren heraus ...
Nun, mit ersterem kann ich dienen: Überzeugungen habe ich. Aber ich gehe nicht ostentativ damit hausieren, und wenn mir einer sagt, dass er etwas anders sieht, zucke ich die Achseln und hab kein Problem damit.
Bei Fanatikern, den wahren "Überzeugungstätern", ist genau das anders - und das stört mich. Das und die offensichtliche Dummheit hinter jedem Glauben, die permanente Verweigerung logischen Denkens und der objektiven Beschau von Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit.
Das ärgert mich - und dann will ich mich drüber auskotzen! Danach ist mir wohler, und ich kann wieder gelangweilt und dumb sein. Oder um schnoddrige Coolness bemüht (keine Ahnung, wo du sowas hernimmst - nichts könnte mir ferner liegen!)
Zudem bin ich irgendwas zwischen Atheist und Agnostiker: Ich sage so: Ich glaube nicht, dass es Götter gibt - aber falls ich widerlegt werde, sehe ich noch lange nicht ein, warum ich sie anbeten oder mich vor ihnen demütigen sollte!

Meine "Lösungsansätze" habe ich durch objektive Reflektion der eigenen Befindlichkeit gefunden und nicht durch irgendwelche Diskussionen. Von Diskussionen halte ich ohnehin wenig, denn meist sieht das so aus, dass jeder Teilnehmer die anderen von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen sucht - was per se schon wieder manipulativ ist.
Oft ist so wenig Respekt für das vorhanden, was andere vorbringen, dass man sich unterbricht, das Wort abschneidet oder überbrüllt. Nein, ich habe kaum je eine Diskussion erlebt, in der man wirklich bewusst zugehört und sich bemüht hätte, zu einem wirklich für alle fruchtbaren Konsens zu gelangen.

LG, eKy
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Alt 13.01.2015, 00:14   #16
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Hi Erich,

gut, einiges ist Provokation. Aber eigentlich interessieren mich die Ansichten eines Vollblutatheisten, bzw.Agnostikers, wirklich, und da mag das Mittel recht sein. (Moi aussi, je suis Charlie.) Mich interessieren Grenzsichten, warum sich jemand wohin gezogen fühlt. Haben ja mittlerweile alle die freie Wahl und müssen keine ausgelatschten Traditionen mehr auftragen. Wir können unsere Überzeugungen und Sichtweisen leben, hier im Westen zumindest.
Mich provoziert es andererseits aber auch, wenn du deine ach- wie -sind- die Gläubigen- dumm- Salven fast schon in reflexartiger Zuverlässigkeit durch die Threads schlonzt, zeitlose und austauschbare Tiraden in einer Endlosschleife, oder hast du dafür so etwas wie eine Jumbo Taste mit Textbausteinen zur Verfügung ?
Auch wenn du dieses Forum als Frust-Bühne brauchst, weiß ich mich gut zurückzunehmen, ich weiß ja jetzt : das ist reine Psychohygiene von dir und kein Diskussionsbeitrag, auf den man ernsthaft eingehen sollte. Solltest du aber dann fairerweise auch anmerken.
Andererseits interessieren mich aber auch die Beweggründe derer, die du in deinem Gedicht beschreibst. Die könnten ja auch das Argument ,,tiefer objektiver Reflexionen" für sich in Anspruch nehmen, und sich durch empfundene Respektlosigkeit in ihrem Dasein gestört fühlen. Könnte aber auch der Moslem in seiner Moschee, oder der Hardcore- Katholik in der Papst und Schwulenfrage, gesehen durch die Brille von Charlie Hebdo. Schade, dass ich all diese Stimmen hier nicht vernehmen kann. So muss ich halt mit dir vorlieb nehmen.
Mir tut es einfach um jeden leid, der sich mit seiner Kalaschnikov oder seinen Verbalgeschützen immer weiter in seine Scheiße reinreiten muss, und keinen Ausweg nach vorne oder nach hinten erkennen kann. Es läuft genau in dem Automatismus ab, den du in deiner ersten Antwort auf meinen Kommentar beschrieben hast. Eine innere Spirale der Gewalt und letztendlich dem Selbstzerstörungs- Programm folgend, eine Stampede der Unvernunft.
Aber mal im Ernst, wie sollte es anderes funktionieren als mit Fragen, Hinterfragen und echter Wertschätzung, um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, um zu einem wirklich für alle fruchtbaren Konsens zu gelangen, wie du schreibst? So, jetzt habe ich deinen Thread auch als Bühne genutzt. Nochmals danke, dass du dich dazu geäußert hast. AZ

Geändert von AAAAAZ (13.01.2015 um 02:09 Uhr)
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Alt 05.05.2016, 09:23   #17
Erich Kykal
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Gern geschehen!
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