Zölibat

[Erich Kykal]

Man sagt so leicht, Begehren sei vergänglich,
und meint: nach jemand ganz Bestimmtem bloß.
Die Liebe kommt und geht, jedoch der Schoß
bleibt immerzu der nackten Lust empfänglich.

Man hat sich christlich, hat sich treu erzogen,
verdammt die Brandung seiner eignen Gier
als böse, schändlich, ähnlich einem Tier,
sich lüstern räkelnd in den warmen Wogen.

Wie tief hat solcher Glaube dich belogen,
dass man dem Körper keinen Reiz erlaube
und dem Natürlichen die Freude raube!

Versagst du dir die Süße jeder Traube,
verwehst du kalt und trocken mit dem Staube
der Zärtlichkeit, verbittert und betrogen.

[Dana]

Lieber eKy,

wahrer kann man diesen "Irrsinn" in einem guten Sonett nicht verpacken.
Zölibat bekommt ihnen gar nicht gut. Verführt nur zum "sündhaften" Verhalten und zeigt auf, was der Glaube wirklich bewirkt.
Doch leider nicht nur darin. In allem führt ein Glaube zur "Sünde", als wäre er Bedingung dafür: Man betrachte die Vermögensanhäufung, die Glaubenskriege und vor allem die Angst der Menschen.

Sehr schön verdichtet und die gewollte Verarmung (selbst die Gefühle werden geregelt ) vorgeführt.

Liebe Grüße
Dana

[Erich Kykal]

HI, Dana!

Vielen Dank für die weisen Worte! Du hast die Kernaussage meines Sonetts erfasst und weitere Beispiele angeführt!

Solange Menschen glauben WOLLEN, wird es leider auch Menschen geben, die das Recht zu haben denken, ihnen vorschreiben zu dürfen, WAS sie glauben DÜRFEN, SOLLEN oder gar MÜSSEN!

LG, eKy

[Falderwald]

Servus Erich,

du musst dir nicht anderer Leute Köpfe zerbrechen und für ihr körperliches und seelisches Wohl das Wort ergreifen.

Immerhin machen diese das rein freiwillig und sind obendrein noch stolz darauf, so schön sauber und rein vor ihrer Trinität zu bleiben.
Ich habe schon so manche Warnung und Mahnung wegen meines ungezügelten Lebens erhalten, denn wer Gottes Zorn herausfordert, der wird ihn auch zu spüren bekommen.

Da das alles noch ungewisser als ungewiss ist, bin ich für meinen Teil aber gerne schmutzig und befleckt und beflecke auch meinerseits mit Vergnügen.
Der Himmel soll warten, denn er kann nicht annähernd so schön sein...

In Anlehnung an den Titel "Wenn alle Männer" von "Die Ärzte" musst du es mal so sehen:

Wenn alle Männer Priester wären,
wär's paradiesisch hier.
Wenn alle Männer Priester wären.
Ich mein' natürlich: alle außer mir

Dann könnten wir uns vor lauter saudreckigen Angeboten wohl nicht mehr retten, nicht wahr?

Aber sei sicher, der Herr vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie da nicht tun.
Ich weiß, was ich da doch mache, da braucht es erst gar keine Vergebung...


Gern gelesen und zustimmend kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Erich Kykal]

Hi, Faldi!

Ich sehe das eher so:

Wenn alle Männer Priester wären,
dann wären viele Knaben wund,
nur wenig Frauen, die gebären,
säh fortan jede Erdenstund!

Okay, grauslich, politisch unkorrekt, verallgemeinernd und gehässig - warum nur fällt mir dazu immer gleich SOWAS ein?!

Man sollte die Gottgläubigkeit einer Kultur als Maßeinheit für den allgemeinen Bildungsstand und den Durchschnitts-IQ des jeweiligen Volkes einführen! Das wäre bestimmt objektiver als jedwede anderen Tests und Studien, ob aus Pisa oder sonstwoher!

LG, eKy