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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 04.11.2015, 21:28   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard So wird es kommen



So wird es kommen


Ich bin ein böser, deutscher Mann,
der nichts für seine Bosheit kann,
ich denke viel zu oft an Morgen
und mach mir Sorgen, einfach Sorgen.

Ich hab ’ne böse, deutsche Frau,
die kennt die Bosheit ganz genau,
sie lebt im Grunde noch im Gestern
und hängt nur ab, um rumzulästern.

Ich hab ein böses, deutsches Kind,
weil Kinder einfach boshaft sind,
sie scheren sich nicht um die Leute
und leben sorglos Hier und Heute

in einem bösen, deutschen Land,
dass nie etwas für sie empfand,
und erst für andre Zielobjekte
die Herzlichkeit für sich entdeckte.

Ich soll als guter, deutscher Mann,
der nichts für seine Güte kann,
nun all den selbsternannten Elfen
beim Ändern der Gesellschaft helfen.

Doch als ein böses, deutsches Schwein,
weil egoistisch und gemein,
vermag ich es nicht zu bestreiten,
das war ich schon zu allen Zeiten.

Erst kommt mein böser, deutscher Klan,
ich scheiße auf den großen Plan,
bekommt man nicht genug zu fressen,
dann könnt ihr die Moral vergessen.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 04.11.2015, 21:54   #2
Chavali
ADäquat
 
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Na, Faldi,
Zitat:
So wird es kommen
so wollen wir mal hoffen, dass es nicht so kommt,
Aber - du sagst es - ich hab da auch so meine Zweifel.
Zitat:
deutscher Klan
Klan mit K? Ich hatte das eher Clan geschrieben - oder hast du das Wort absichtlich eingedeutscht?

Könnte auch gut im Satyrzipfel stehen

Gern gelesen und zustimmend geschmunzelt - obwohl es ein bitterböser Text ist - hat mit lieben Grüßen
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 05.11.2015, 01:06   #3
Cimex
Höhlen- und Muschelsucher
 
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Hallooooooo, lieber böser Faldi!

Ach, was muss man oft von bösen
Deutschen hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
welche boshaft Reime schießen.

Auf Moral scheißt Falderwald -
ohne Fressen lässts ihn kalt.
Nicht zum Trost, doch es ist gleich
hier bei uns in Österreich!



Bitterböse und zynisch ist dein Text - hab ihn gerne gelesen und er hat mich mit einem nachdenklichen Schmunzeln zurückgelassen! Leider am Puls der Zeit!

Liebe Wiederlesens-Grüße,
Peter
__________________
© Cimex

When you live in your cave, inside of a shell,
you go on quite save, but not very well

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Geändert von Cimex (05.11.2015 um 01:15 Uhr)
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Alt 05.11.2015, 19:37   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Sehr gelungen auf den Punkt gebracht!

Ohne die natürliche Eigensucht und Bosheit im Menschen hätte ein Hitler sich nie an der Macht halten können. Zusammen mit berauschender Großmannssucht und Revanchismus für den verlorenen ersten WK ein toxisches Gebräu für den deutschen Michel - na, er hat sich daran eh ordentlich verschlucht!

Aber auch sonst sieht man: erst kommt das Fressen, dann die Moral! Sogar wenn man nur die ferne Gefahr für einen möglichen Engpass in der Luxusverlorgungslage des verwöhnten Westeuropäers wittert, wirft man schon mit sattsam bekannten Parolen um sich und stärkt der menschverachtenden braunen Brut erneut den Rücken. Und seht, welch unheiliges Kind sie zeugen, die Dummen und die Kalten!!!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 07.11.2015, 13:07   #5
Falderwald
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Hi Chavi,

ich befürchte auch, dass es so kommen wird, denn trotz aller Ethik und Moral bleibt der Mensch zunächst einmal ein Egoist. Und wenn es ihm nicht mehr gut geht, dann spielen solche Werte keine Rolle mehr.

Der Begriff „Klan“ steht so – als Substantiv, maskulin – auch im Duden. Ich habe mich für diese Schreibweise entschieden, da der englische Begriff „Clan“ ein wenig anders ausgesprochen wird und somit kein wirklicher Reim mehr wäre.

Eine Satire ist es eigentlich nicht, denn wie du schon schreibst, ist das ein ziemlich böser Text und irgendwie kann ich darüber auch gar nicht lachen.

Danke fürs Lesen und Kommentieren...


Servus Cimex Peter,

ich freue mich, wieder einmal etwas von dir zu hören.

Ich stimme dir zu, das ist ein böser und zynischer Text, der leider auch noch dem Zeitgeist entspricht.
Er ist aber auch selbstreflektierend und kehrt vor der eigenen Haustür.

Deine Zeilen passen sehr schön dazu und zeigen, dass die Lage in Österreich auch nicht viel anders aussieht.
Willkommen im Club.

Danke für deine Verse und deine Gedanken zum Thema...


Servus Erich,

es gab sicherlich noch andere und relevantere Gründe dafür, warum sich Hitler an der Macht gehalten hat, nicht zuletzt jene, dass die Weimarer Republik viel zu schwach war und keine Lösungen für die damaligen Krisen finden konnte.
Aber lassen wir das jetzt, wir wollen ja keinen Exkurs in die Geschichte starten.

Es mag sein, dass viele Menschen Angst haben, ihr „luxuriöses“ Leben bei Mindestlohn und Leiharbeit zu verlieren, dass sie Angst haben, es könne sich wieder eine Religion etablieren, die mittelalterliche Ideologien und Fanatiker importiert, die homophob und frauenverachtend agiert, und unsere mühsam errungenen freiheitlichen Grundwerte unterwandert, indem sie Toleranz und Menschenwürde missinterpretiert und für ihre Zwecke ausnutzt, weil sie dies als ein Zeichen der Schwäche wertet.
Es mag sein, dass die Menschen Angst davor haben, dass ihr Sozial- und Rechtssystem den Bach runtergeht und sie in einer Notlage künftig weniger Hilfe erwarten können.
Es mag auch sein, dass sie Angst vor einer fremden Kultur haben, die ganz andere moralische Werte und Grundsätze vertritt, als sie es kennen.

Und wer das nicht versteht und dem nicht gezielt entgegensteuert, der hat es ganz alleine zu verantworten, wenn der braune Mob Zulauf erhält und wieder erstarkt.
Und das ist nicht nur ein deutsches Problem, sondern eine Infektion, die in ganz Europa um sich greift.

Aber das ist ja überall vollkommen in Ordnung, außer in Deutschland.
Der böse Deutsche, die böse deutsche Antriebskraft und der böse deutsche Motor der europäischen Union, der böse Vorreiter und böse Alleingänger, der die bösen deutschen Normen und Werte durchsetzen will, der hat es auch nicht besser verdient.

Die Ignoranten und die postmodernen Biedermeier sind genau so schlimm, wie die menschenverachtende braune Brut, weil die Erstgenannten überhaupt erst dafür verantwortlich sind, dass Letztere wieder Chancen und Aufmerksamkeit bekommen.
Das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen und ich hätte jedem einen Vogel gezeigt, der so etwas prognostiziert hätte.

Wer aber seine Augen und Ohren vor den Ängsten und Sorgen der Menschen verschließt, macht sich schuldig.
Der macht sich schuldig und setzt unsere freiheitlichen und demokratischen Grundwerte aufs Spiel.

Vielen Dank für deine interessante Rückmeldung...


Ich bedanke mich für eure Antworten zum Thema...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 07.11.2015, 13:44   #6
Bodo Neumann
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Hallo Falderwald,

ich war mir ein paar Tage unschlüssig, in welche Richtung deine Satire zielen soll. Schließlich habe ich mich auf eine ähnliche Sichtweise festgelegt, wie sie Erich skizziert. Ausschlaggebend dafür war dann deine Konklusio mit dem Fressen und der Moral - die kann man eigentlich nur als Seitenhieb auf die Ängste und Sorgen vor dem "Engpass bei der Luxusversorgung" verstehen.

In deinem Kommentar verweist du auf eine Menge andere "Sorgen", die ich aus deinen Versen nicht herauslesen kann, weshalb man sich als Leser und/oder Kritiker auch nicht darauf beziehen kann. Allerdings erweckt dieser Kommentar nun wieder die Lesart, dass die Satire eine über "Ignoranten und postmoderne Biedermeier" werden sollte. (Den Vergleich mit dem Biedermeier verstehe ich auch nicht ganz, worauf willst du damit hinaus? Zensur? Lügenpresse? Ich bitte dich!)
Aber okay, auch die von dir geschilderten Sorgen gibt es - klar.
Zitat:
Und wer das nicht versteht und dem nicht gezielt entgegensteuert, der hat es ganz alleine zu verantworten...
Sehe ich auch so. Nur bin ich mir nicht sicher, wie man dem entgegensteuern sollte. Was meinst du denn?

lg Bodo
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Alt 07.11.2015, 17:21   #7
Falderwald
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Moin Bodo,

zunächst ein Mal vorweg:

Meine hiesige Antwort ist entstanden, nachdem ich die Antwort für einen anderen Text (Verdammtes Deutschland) verfasst hatte (auch wenn ich den hier zuerst gepostet habe) und zielt in der Tat über die inhaltlichen Dinge dieser Zeilen.

Nichtsdestotrotz habe ich auf Erichs Kommentar reagiert, der die sogenannte „Luxusversorgung“ ins Spiel brachte.
Was soll man im Allgemeinen unter diesem Begriff verstehen?
Da bin ich dann etwas ausschweifender geworden.

Es ist doch so, dass wir hier nun seit Generationen in Frieden und relativ gut versorgt existieren können. Die Menschen sind an dieses Leben gewöhnt, ja fast schon darauf programmiert und halten dies für eine Selbstverständlichkeit. Sie kennen nichts anderes (mit Ausnahme der ehemaligen, schon älteren DDR-Bürger) und dieses Leben galt bisher als eine Art Solidargemeinschaft. Ohne eine solche sind viele aufgeschmissen und verlieren ihren Halt. Das schürt Sorgen und Ängste und es ist nicht zu erkennen, dass die aktuelle Bundesregierung daran etwas zu ändern gedenkt, ganz im Gegenteil, sie weicht nicht einen Millimeter von ihrem eingeschlagenen Kurs ab, obwohl diesem nicht nur aus weiten Teilen der eigenen Gesellschaft sondern auch aus vielen anderen Staaten, Ablehnung und Unverständnis entgegen schlägt.

Jahrzehnte lang war kein Geld da für die Infrastruktur, aber vor allem für das Bildungswesen, es wurde nicht investiert.
Dann hieß es, Deutschland brauche Fachkräfte, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Jetzt frage ich, woran liegt das denn? Sind die deutschen Kinder zu blöde oder zu dumm, was ich mir gar nicht vorstellen kann oder wurden sie systematisch verblödet und für dumm verkauft, weil sie anstatt mit ordentlicher Bildung mit elektronischem Schrott versorgt werden und zufrieden sind, wenn sie z.B. mit ihrem Handy kommunizieren und Spiele zocken können?
Schau sie dir an, nimm ihnen ihre Handys weg und sie sterben fast, so, als sei es unmöglich, ohne diese Dinger zu leben. Das scheint ihr hauptsächlicher Lebensinhalt zu sein.
Und die Wirtschaft boomt, weil alle, alle so etwas haben wollen und ihnen vermittelt wird, sie seien keine richtigen Menschen mehr, wenn sie das nicht hätten.

Viele Familienväter oder –Mütter sind heute gar nicht mehr in der Lage, allein für ihre Familie aufzukommen, so dass oft beide berufstätig sein müssen.
Deutschland hat es in dieser Situation nicht einmal geschafft, für alle Kinder Kita-Plätze zu schaffen, auch hier wurde nicht ausreichend investiert, weil das Geld angeblich nicht da war.

Man könnte noch viele Beispiele aufführen, aber lassen wird das jetzt.
Nun werden plötzlich Milliarden locker gemacht, die sind auf einmal da, um einer humanitären Katastrophe entgegenzuwirken. Das ist zwar sehr ehrenwert, doch es stellt sich die Frage, wie lange das gut geht und vor allem ob dieses Geld, anders angelegt, nicht besser helfen könnte.

Wir sind einfach nicht vorbereitet auf diesen Flüchtlingsansturm. Es fehlt vor allem an adäquaten Unterbringungsmöglichkeiten und der Winter steht vor der Tür.
Wir können nur hoffen, dass es noch lange so mild bleibt. Spätestens aber wenn die ersten Flüchtlinge, weil der Zustrom unkontrolliert so weiter geht, erfrieren, dann wird aus dem gelobten Land eine Todesfalle und was dann geschieht, wage ich mir gar nicht auszumalen, weil die Sicherheitsbehörden, die ja auch kaputt gespart wurden, diese Lage nicht mehr in den Griff bekommen können.

Wo soll das enden? Wann wird eine sogenannte Obergrenze gezogen?
Wenn auch die letzten Sporthallen belegt sind, wenn vielleicht sogar Schulen geschlossen werden müssen, um diese Menschen einigermaßen menschenwürdig unterzubringen?
Das trifft wieder einmal unsere Kinder, wieder die schwächsten der Gesellschaft und geht zu ihren Lasten, nimmt ihnen viele Chancen.

Jetzt werden sogar schon Eigentumsrechte angetastet, um dieser Lage Herr zu werden. Ein CDU-Politiker schlägt allen Ernstes vor, Jugendliche zu einem gezwungen sozialen Jahr zu verpflichten, um sich um die Einwanderer zu kümmern.
Was kommt denn noch?
Enteignungen, Steuererhöhungen, neuer Soli, Konkurrenzkrieg auf dem Arbeits- und dem Wohnungsmarkt und vor allen Dingen stellt sich die Frage, wer davon dann letzten Endes profitieren wird. Dreimal darf geraten werden.

Das ist sicher nicht der Flüchtling und der kleine Bürger.

Und was die Medien angeht, kann ich nur folgendes vermuten. Dass eine Zensur von „oben“ stattfindet, ist kaum vorstellbar. Da sich die Medien aber ihrer Verantwortung durchaus bewusst zu sein scheinen, zensieren sie sich selbst, um die Lage nicht noch weiter zur Eskalation zu bringen.
Es wird ein Riesen Hype um die Flüchtlinge veranstaltet, wenn sich aber negative Dinge ereignen, wird nur zögerlich bis überhaupt nicht darüber berichtet.
Ist das ein objektives Bild und vor allen Dingen entspricht dies den Tatsachen, wo die Menschen vor Ort teilweise ganz andere Erfahrungen machen? Ist es da ein Wunder, dass den Medien kein Vertrauen mehr geschenkt wird, dass ihnen kaum noch einer glaubt?
Soviel zur Lügenpresse. Immerhin gibt es einige Medien, die langsam schnallen, was hier vor sich geht und die anfangen, jetzt doch etwas kritischer zu beleuchten.
Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin ein Anfang.

Alles läuft zur Zeit gründlich schief und niemand scheint eine Lösung parat zu haben. Und wenn Vorschläge kommen, dann werden sie vehement vom Koalitionspartner in den Boden gerammt.

Wir brauchen keine Einreisezentren, wir brauchen Transitzonen an den europäischen Außengrenzen.
Wir brauchen sofort ein neues Einwanderungsgesetz und es muss eine Obergrenze festgelegt werden.
Es bedarf konsequenter Abschiebung all jener, denen nach deutschem und europäischen Recht kein Asyl zusteht. Das erfordert eine kontrollierte Einwanderung und den konsequenten Schutz der Grenzen.
Wenn das passiert und sich die Flüchtlinge an den Grenzen stauen, dann kommen auch diejenigen Staaten zur Besinnung, die alle nach Deutschland durchwinken.
Es muss jetzt ein Zeichen gesetzt werden, dass man Willens ist, das beste aus dieser verfahrenen Situation zu machen

Wenn das nicht geschieht, kollabiert in Kürze unser ganzes System. Und damit ist niemandem geholfen, auch nicht denjenigen, die eigentlich unsere Hilfe benötigen und sie auch bekommen sollen.
Zudem besteht die Gefahr, dass auch die bisher noch Unentschiedenen sich auf eine fatale Seite schlagen könnten.

Aber es scheint eben so, dass unsere Regierung gerade mit offenen Augen den deutschen und europäischen Suizid betreibt.

Nun denn, es tut mir leid, dass ich als böser, deutscher Mann ihr dabei keinen Erfolg wünschen kann.


In diesem Sinne danke für deinen Kommentar...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2015, 18:30   #8
a.c.larin
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hi falderwald,

nein, über dein gedicht kann man nicht lachen - weder in die eine noch in die andere richtung.
aber dazu ist es auch nicht gedacht - denn es ist bitterkeit, die hier aufstößt, und dahinter vermute ich, ohne noch genannt worden zu sein, eine zwar leise, aber doch große trauer.


trauer und enttäuschung und vielleicht sogar zorn über das allzumenschliche.
"gutsein" mag eine verständliche forderung sein, aber der überlebensinstinkt des menschen richtet sich zunächst einmal nach den eigenen bedürfnissen.
erst wenn die abgesichert sind, hat die sogenannte "güte" eine breitere basis.

vorher regiert doch viel, viel leichter die angst.
und mit der treiben gewisse politsche kreise nur allzu gerne ihr spielchen
und mästen sich an ihr!

der ansturm so vieler menschen aus dem nahen osten ist eine große belastungsprobe für europa, das sich ja bisher, was die solidarität mit deutschland und österreich anbetrifft, doch sehr zurückgehalten hat.

aber vielleicht lernt das europa ja noch, denn eines ist mittlerweile sonnenklar: zwei länder alleine können dieses problem nicht stemmen!
und auch die große weltpolitik muss mal überlegen, ob sie den quargel, den sie da unten mitverursacht hat, nicht auf irgendeine weise beilegen und/ oder entschärfen kann.

mit ettikettierungen wie "böse" und "gut" ist in der flüchtlingsfrage leider gar nichts getan, denn: die politik muss jetzt in 2 richtungen zugleich klug sein.
sie darf weder die einen noch die anderen menschen alleine lassen in ihrer sorge. weder die, die herein drängen, noch die, die sich bedrängt fühlen.

ich denke, dass frau merkel das bisher ziemlich gut gelöst hat - und ich bewundere ihre mutige haltung, denn sie geht da durch einen ziemlichen schlamassel, für den sie persönlich überhaupt nichts kann.
er ist nur einfach da und wir müssen möglichst klug damit umgehen.

es ist ja nicht nur ein menschliches problem, sondern zuallererst mal auch schon ein logistisches. wenn so viele menschen auf einmal wohin wollen, wo sein wollen - wie wird man das in geordnete bahen führen?
man weiß, dass jedes größere fußballmatch, jeder größerer event solche regulative einfach braucht, damit sich die leute nicht gegenseitig übern haufen rennen und eine hühnerhofmentalität daraus resultiert.
und es wird uns eine menge hirnschmalz kosten, wohnräume zu finden, arbeitsplätze zu schaffen, kinder in schulen zu integrieren und gut auszubilden.

und wir müssen auch auf unsere grenzen achten.
oft gibt es in anderen ländern ganz illusionäre vorstellungen vom leben in europa. dass es da auch bei uns viele gibt, die an der armutsgrenze leben, um ihren job kämpfen, alle möglichen sorgen haben - das wird einfach anderswo nicht gewusst.
es will wohl auch nicht geglaubt weden, denn : die hoffnung stirbt zuletzt!
und wenn ich im eigenen land gar keine chance sehe auf ein menschenwürdiges leben, dann versuche ich es halt anderswo, immer wieder und wieder.
wer nichts mehr zu verlieren hat, ist in wahrheit nicht aufzuhalten.

irgendwann in einer fernen zukunft werden wir menschen vielleicht gelernt haben, dass alles mit allem zusammenhängt und dass wir uns daher auch alle um alles zusammen zu kümmern haben.
weil das elend an dem einen ort sehr wohl den anderen ort mit infizieren kann.
diese einsicht wäre dann das ende der nationalismen.
ob wir es freiwillig erlernen oder aber über eine via dolorosa, die auf uns zukommen könnte - das ist die frage.

frau merkel hat weitblick, wenn sie erkennt, dass wir die balkanländer nicht alleine lassen dürfen mit dem flüchtlingsproblem, da könnten noch kaum verheilte wunden wieder aufreißen.
und des weiteren muss ein deutliches signal an die anderen eu -länder gesendet werden, dass sie auch uns nicht alleine lassen dürfen. also, ehemalige ostblockländer, die nur gerne abkassieren wollen, aber nicht mithelfen, denen ist doch gleich mal der geldhahn abzudrehen, und zwar gründlich!

guter deutscher, böser deutscher?
deutschland leistet derzeit gewaltiges - es hat sich einer riesenherausforderung zu stellen.
und wer so schwer schuftet, der darf schon mal auch ein bisschen knurren, finde ich - vor allem in richtung jener, die nobel-nobel die hände in den hosentaschen lassen!

lg, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (07.11.2015 um 18:35 Uhr)
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Alt 07.11.2015, 20:59   #9
Bodo Neumann
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Hallo Falderwald,

ich kann deine Argumentation über die versäumten Investitionen in Infrastruktur und Bildung gut nachvollziehen, ebenso die gewollte "Verblödung" einer größeren Bevölkerungsschicht. Dieses Kind ist nun aber schon in den Brunnen gefallen, bevor man diese enorme Flüchtlingsbewegung auch nur geahnt hat. Sollte man nun den nächsten Fehler begehen (und die Menschen in den Krisengebieten allein lassen), nur weil sich verschiedene Regierungen zuvor dämlich in der Innenpolitik angestellt haben?
Auch stelle ich in Frage, ob die Ressentiments gegenüber massiver Einwanderung geringer ausgefallen wären, wenn zuvor mehr in Infrastruktur investiert worden wäre. Wie du selbst schreibst, gewöhnen wir uns schnell an bestehende Lebensstandards und viele Menschen hätten auch in dieser (besseren) Situation Sorge, dass ihnen aufgrund der nötigen Mittel für die Zuwanderer ein noch besserer Standard verwehrt bliebe. Glaubst du nicht? Eine Investition in bessere Bildung hätte vermutlich einiges gebracht, weil sie den Blick schärft, das Wesen der Dinge zu erkennen:

Zitat:
Zitat von a.c.larin
irgendwann in einer fernen zukunft werden wir menschen vielleicht gelernt haben, dass alles mit allem zusammenhängt und dass wir uns daher auch alle um alles zusammen zu kümmern haben.
weil das elend an dem einen ort sehr wohl den anderen ort mit infizieren kann.
diese einsicht wäre dann das ende der nationalismen.
ob wir es freiwillig erlernen oder aber über eine via dolorosa, die auf uns zukommen könnte - das ist die frage.
Das, genau das trifft den Kern des Problems, lieber Falderwald.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort auf meine Frage, wie du dir ein Entgegensteuern vorstellen könntest, aber ich kann mir eben auch (wie a.c.l.) nicht vorstellen, dass Obergrenzen und Transitzonen an den EU-Außengrenzen die Menschen aufhalten werden. Es sei denn, man setzt sie an allen Punkten konsequent mit militärischer Gewalt durch. Ein Albtraum.

Insofern kann ich mich nur an die sehr schöne Vision von a.c.l klammern (s. Zitat), was die Lösung des Problems betrifft. Zugegeben, dieser Weg erscheint mir selbst ziemlich naiv. Ich sehe aber keinen anderen.

lg Bodo
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2015, 21:37   #10
Falderwald
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Servus larin, moin Bodo

im Grunde unserer Herzen sind wir uns zutiefst einig und wir müssen sicherlich nicht über humanitäre Maßnahmen als solche diskutieren.
Darum soll es hier auch gar nicht gehen, es geht nur um die Art und Weise, wie das umgesetzt wird.
Auch ist mir die prekäre Lage der Balkanstaaten durchaus bewusst. Dass wir vor einer Herausforderung ohnegleichen stehen, ist ebenfalls eine klare Tatsache.

Meine größte Angst gilt auch nicht den Flüchtlingen, sie gilt dem Auseinanderbrechen von Europa und einer Spaltung seiner Gesellschaft, gerade auch in den einzelnen Staaten selbst.

Europa, ein wundervoller Traum, der vielleicht beste, den dieser von kleinen Nationalstaaten durchzogene Kontinent jemals "erleben" durfte.
Ein Traum, der genau aufzeigt, was die einzige Zukunft bedeutet und der viel zu wertvoll ist, um aufs Spiel gesetzt zu werden.

Ein europäischer Partner ist auch Ungarn, das eine nationalkonservative Regierung hat. Es wird der regierenden Partei von Viktor Orban auch Rechtspopulismus vorgeworfen, sowie das Einschränken von Menschenrechten.
Trotzdem ist Orban ein wichtiger und einflussreicher Politiker, auch auf internationaler Ebene und zudem ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt einer parlamentarischen Republik, die demzufolge durch ein parlamentarisches System zur Regierungsbildung kommt.
Es ist also an dieser Staatsform nichts Ungewöhnliches oder gar Verwerfliches zu finden. Nur dass sich die Bürger dieses Staates mehrheitlich für eine rechtskonservative Regierung entschieden haben.

Und der Trend zeigt immer mehr in diese Richtung. Siehe Frankreich, die Front National, in Schweden die Schwedendemokraten, in Österreich die FPÖ und sogar in den toleranten Niederlanden die Partij voor de Vrijheid, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wie man sieht, wächst der Unmut der Völker in der europäischen Union und das ist fatal, denn so werden wir keinen gemeinsamen Konsens finden.

Ich verstehe deine Bewunderung von Angela Merkel mit ihrem Umgang der derzeitigen Krise, und trotzdem hat sie einen Fehler gemacht, weil sie hoffte, mit dieser humanitären Geste etwas bei den anderen Staaten, vielleicht sogar der Weltgemeinschaft, bewirken zu können.
Sie hat sich über andere Souveränitäten hinweggesetzt und dabei die Destabilisierung Europas und ihres eigenen Landes, sowie die Spaltung der Gesellschaft billigend in Kauf genommen.

Und jetzt müssen Antworten her, denn mit dem Zudrehen des Geldhahns für nicht konform gehende EU-Mitglieder ist es nicht getan. Damit schneidet man sich ins eigene Fleisch, denn die kaufen dann auch nichts mehr bei uns, dann hat es sich mit Exportweltmeister und blühender Konjunktur.

Und wie könnten Deutschland, Österreich und Schweden diese Situation alleine stemmen? Die Schweden und die Österreicher pusten ja jetzt schon.
Da bleibt nur noch Deutschland und dem gehen rapide die Kapazitäten aus.

Deutschland ist zwar ein reiches Land, doch es kann sich nicht ausschließlich um die Flüchtlinge kümmern, es wird mit Sicherheit neben allen logistischen Problemen auch solche der Integration geben, weil sich einfach nicht so viele Menschen dafür engagieren können.
Das kann nicht unser Ziel sein und liegt auch nicht im Sinne der Menschen, die hier Zuflucht suchen.
Diese Menschen sind jetzt hier und Deutschland muss für sie sorgen. Das kostet jeden Tag eine Menge Geld, das ausgegeben wird und das wir anscheinend dafür zur Verfügung haben.
Warum kommt niemand auf die Idee, gezielt einzelne EU-Partner um Hilfe zu bitten, uns mindestens die Hälfte dieser Menschen abzunehmen. Und wenn sie das tun, dann kommt der deutsche Staat mit deutschen Standards eine bestimmte Zeit für jene in den jeweiligen Staaten angesiedelten Flüchtlinge auf, bis sie entweder für sich selbst sorgen können, zurückkehren oder aber abgelehnt und zurückgeführt werden.

Diese Leute würden also Geld ins Land bringen, was sie auch ausgeben müssen. Damit würde die jeweilige Wirtschaft angekurbelt und es erschlössen sich neue Möglichkeiten und ganze Berufszweige würden neu definiert werden müssen, was auch die Arbeitslosenquoten senken würde.

Es wäre also für alle Seiten von Vorteil und dann könnte ein Schuh daraus werden.

Ansonsten wird Frau Merkel bald erfahren, was Solidarität heißt.

Ich möchte nicht, dass in unserem Land wieder eine rechte Mehrheit entsteht und regiert und deswegen müssen die Anderen Lösungen auf den Tisch legen und zwar schnell, die Zeit drängt, "Fünf vor Zwölf" ist schon überschritten.

Jede Geduld findet irgendwann einmal ihr Ende und der diesbezügliche Faden in Deutschland und Europa ist bereits ziemlich stark gespannt.

Er darf nicht reißen!

Denn wenn das passiert, dann sind bewachte Außengrenzen nur der kleinste Albtraum.

Selbstverständlich muss zeitgleich an den Ursachen der Flüchtlingsströme gearbeitet werden. Ja, und wenn es sein muss mit vereinigter Gewalt, denn mit Verhandlungen und Worten wird das nicht gegen die gewalttätigen Verursacher gelingen.

Auf dem naiven Weg werden wir diese Probleme nicht lösen können. Irgendwann ist jedes Boot voll.


In diesem Sinne bedanke ich mich für eure Beiträge...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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