01.08.2016, 17:03 | #1 |
Holger
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Sonett
Die ewigen Blumen Auf welchen himmelwärts strebenden Wiesen wachsen in heißer Blüte Blumen der Hoffnung, entrückt, verborgen an Hängen, die diesen dunklen Räumen schenken uns ferne Erbauung ? Blumen, niemals welkend, die keiner dir nimmt - mögen Zeitenstürme auch toben und wallen - dir sind glorreiche Blüten von Engeln bestimmt, deren Lieder dir stets im Innersten hallen. Ach, sind denn, jenseits von glühenden Sternen, fernab von unsrem Versagen und Lernen, die ewigen Auen uns fruchtbar und weit ? Wer vermochte, ohne ein blindes Sehen, rein und fest in diesen Reichen zu stehen ? Doch jene Blumen sind immer für uns bereit.
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„ . . . wenn uns das Lärmen der Tage erschöpft, tun sich leise träumend Land und Himmel auf, – Wiesen werden zu sanften Brüdern.“ Geändert von Romantiker2016 (07.08.2016 um 19:41 Uhr) |
01.08.2016, 19:23 | #2 |
Gast
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Ich denke, du hast deinen Nick zu recht, Romantiker.
Eine schöne Vorstellung, ein Blumenreich, das ewig währt, als Quell der Hoffnung. Was mich etwas stört, ist die übersteigerte Sprache "heiße Blüte". "herzschere" hinterlässt mich ratlos.... Ich sehe es wegen der Metrik nicht als Sonett. Mal hast du 4, mal 5 Hebungen. Das solte in einem Sonett nicht sein. Dennoch, ein poetisches Stück, das ich gerne gelesen habe. Grüße von Koko |
02.08.2016, 02:14 | #3 |
Holger
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Danke für Deinen Beitrag Koko ! Du hast recht mit der Metrik, dennoch muss man sagen, dass nur wenige Dichter sich beim Sonnett ans strenge Regelwerk (also die Idealform) halten oder gehalten haben; nicht einmal Rilke hat das getan.^ Das soll aber keine Entschuldigung sein. - Immer wenn ich ein Sonett schreibe, ist ein wenig Pathos dabei, so auch hier, denn das gehört für mich persönlich einfach dazu. - Ich freue mich auf eine gute Zeit im Forum und grüße recht herzlich, Holger
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„ . . . wenn uns das Lärmen der Tage erschöpft, tun sich leise träumend Land und Himmel auf, – Wiesen werden zu sanften Brüdern.“ |
04.08.2016, 12:21 | #4 |
Gast
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Guten Morgen, Romantiker,
da hast du zwar recht mit Rilke, aber diese Diskussion habe ich schon in mehreren Foren gesehen. Auch deine Diskussion mit Erich habe ich mit Interesse verfolgt und möchte mich darum dazu nicht weiter äussern, außer, dass ich es grundsätzlich so sehen würde wie er. Es ist eine Grundsatzfrage wie man zu antiken Lyrikformen steht. Ich habe gesehen, dass die "Sommervögel", die sich hier immer eine Schreibaufgabe stellen, diesmal die Sonette gewählt haben. Freundlich wurde auch dort bei manchen Werken Kritik angebracht. Was ich gut finde. Bisher habe ich hier nur helfen wollende und keine hoffärtige Kritik gelesen. Das scheint dieses Forum von anderen zu unterscheiden und darum bin ich hier. Vielleicht magst du dort einmal schnüffeln. Kann ja nicht schaden. Grüße von Koko |
06.08.2016, 18:52 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Romantiker, Koko!
Dieses Werk als Sonett zu bezeichnen, nur weil es 2 Quartette und 2 Terzette hat, halte ich für übertrieben. Abgesehen davon hat es nämlich absolut nichts von einem Sonett. Sonett: 2 Quartette mit denselben umarmenden Reimen (ABBA), im 2. Quartett zuweilen auch gespiegelt (im modernen Sonett nicht Pflicht) 2 Terzette mit 2 oder 3 Reimen (die letzten beiden Zeilen des letzten Terzetts sollen nicht paargereimt sein, aber auch das ist alte Schule) Unbetonter Auftakt, fünfhebige Verse, weibliche Kadenzen Quartette stellen These und Antithese dar, die Terzette ihre Synthese (alte, klassische Auslegung) Schauen wir uns mal deine erste Strophe an: Auf welchen himmelwärts strebenden Wiesen Die Sonettzeile hat unbetonten Auftakt (hier erfüllt), weibliche Kadenz (hier erfüllt) und ist fünfhebig: xXxXxXxXxXx. Wie sieht deine Zeile aus? So: xXxXxxXxxXx = Auf welchen himmelwärts strebenden Wiesen Das sind nur vier Heber, aber schlimmer sind die Senkungspralle dazwischen, die es im Sonett so nicht geben dürfte. Wendet man das korrekte Betonungsmuster auf diese Zeile an, so ergibt sich eine unnatürliche Betonung: Auf welchen himmelwärts strebenden Wiesen Die nächste Zeile: wachsen in heißer Blüte Blumen der Hoffnung, XxxXxXxXxxXx Betonter Auftakt (andere Betonung wäre unnatürlich), wiederum unregelmäßige Senkungspralle. Im Sonettschema läse sich die Zeile so: wachsen in heißer Blüte Blumen der Hoffnung, was 6 Heber ergäbe, da die Zeile 12 Silben hat, eine zuviel. Zudem hätten wir so eine männliche Kadenz am Ende. Nächste Zeile: entrückt, verborgen an Hängen, die diesen xXxXxxXxxXx Wiederum nur vier Heber und Senkungspralle. Wie diese Zeile sich im korreken Betonungsschema anhören würde, kannst du dir mittlerweile denken. Und Zeile 4: dunklen Räumen schenken herzschere Erbauung ? Zuerst denke ich, es soll wohl "herzschwere" heißen (Darauf hat schon Koko dich aufmerksam gemacht. Hältst du es nicht für nötig, deine Fehler auszubessern?). Vor dem Fragezeichen ist eine unnötige Leerstelle. Die unschöne Inversion in dieser Zeile gibt ihr den Rest. Das Schema hier: XxXxXxXxxxXx Gratuliere - ein Senkungsprall mit gleich 3 Silben, das sieht man nicht alle Tage! Nebenbei betonter Auftakt. Versteh mich richtig - ich schreibe selbst ab und zu ein Sonett mit betonten Auftakten! Aber da ist es konsequent durchgehalten von Beginn bis Ende und ein bewusst angewandtes gestalterisches Element. Bei dir gibt es nicht einmal eine Regelmäßigkeit, was das betrifft! Strophe 2: Blumen, niemals welkend, die keiner dir nimmt - betonter Auftakt, männliche Kadenz. Schema: XxXxXxxXxxX mögen Zeitenstürme auch toben und wallen - betonter Auftakt, Schema: XxXxXxxXxxXx dir sind glorreiche Blüten von Engeln bestimmt, Betonter Auftakt, männliche Kadenz. Schema: XxXxxXxxXxxX deren Lieder dir stets im Innersten hallen. Betonter Auftakt. Schema: XxXxxXxXxxXx Des weiteren wäre noch zu bemerken, dass deine Quartette das falsche Reimschema haben (ABAB). Die Terzette sind nicht besser, aber die zu analysieren und mit dem Rest zu überarbeiten überlasse ich dir, solltest du überhaupt daran interessiert sein, etwas an deiner Kunst zu verbessern. Ach, sind denn, jenseits von glühenden Sternen, fernab von unsrem Versagen und Lernen, die ewigen Auen uns fruchtbar und weit ? Wer vermochte, ohne ein blindes Sehen, rein und fest in diesen Reichen zu stehen ? Doch jene Blumen sind immer für uns bereit. Wozu die Leerstellen vor den Fragezeichen? Abschließend: Jaja, ich weiß, du berufst dich auf deine "Sprachmelodie" und deine ganz persönliche künstlerische Freiheit, mit der du die klassischen Formen neu interpretierst, nur um "Freude zu bereiten". Soll sein. Ich habe mehr Freude an Sonetten, die diese Bezeichnung auch verdienen, aber das nur nebenbei. Ich hätte nichts dagegen, wenn du als Titel "Sonettexperiment" oder "Sonettartiges" gewählt hättest, das wäre korrekt gewesen. Würde mich interessieren, ob du es auch richtig kannst. So wie die großen Maler im 19. und frühen 20. Jhdt erst gegenständlich malten, um sich dann davon zu lösen und das bewusste Abstrahieren zu erfinden (Pointilismus, Kubismus, Impressionismus, Expressionismus usw...), so sollte auch ein Dichter erst mal das klassische Handwerk beherrschen, ehe er damit herumspielt. Wenn du das beweisen kannst, nehme ich dich gerne als Künstler ernst. Zuletzt: Rilke ist mein großes und absolutes Vorbild. Du hast recht, er hat die Sonettregeln nicht immer befolgt, und es hat seiner Kunst nicht geschadet. Aber niemals hätte er im Sonett Senkungspralle verwendet, obendrein ohne Regelmaß, und auch niemals innerhalb eines Sonetts zwischen betonten und unbetonten Auftakten gewechselt. Die Kadenzen wechselte er nur in strengem Regelmaß. So betrachtet ist dein Argument nicht stichhaltig. Dies ist mein letzter Versuch, dir etwas klar zu machen, ohne dich herabwürdigen zu wollen. In Zukunft werde ich deinen Werken fern bleiben, wenn sich qualitativ nichts verbessert. Alles Gute weiterhin, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (06.08.2016 um 19:02 Uhr) |
07.08.2016, 11:43 | #6 |
Holger
Registriert seit: 01.08.2016
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Hallo Erich,
danke für Deine fachliche Analyse, der nichts hinzuzufügen ist! - Nimm mir bitte ab, dass ich sehr wohl mit dem Regelwerk der Metrik vertraut bin; dennoch halte ich mich aus den schon genannten Gründen nicht strikt an die Vorgaben. - Natürlich gibt es viele Dichter, die sich überwiegend an metrische Regeln halten, aber nicht ausnahmslos. - Auch wenn´s Dir suspekt erscheint,lieber Erich: Ich lausche auf meine eigene Art meiner eigenen Harmonie nach. - Aber bei dem Thema haben wir wohl leider verhärtete Fronten.^ - Vielleicht empfindest Du dennoch ein wenig Freude an meinen Gedichten, wenn Du das Werk als solchnes wirken lässt und den Focus nicht nur auf die Metrik richtest.^- Das würde mich freuen. "Auf seine eigene Art zu denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht auf seine eigene Art denkt, denkt überhaupt nicht." Oscar Wilde Herzliche Grüße, Holger
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07.08.2016, 12:11 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Lieber Romantiker,
deine Antwort auf Erichs ausführlichen Kommentar empfinde ich als sehr unzureichend und sogar etwas arrogant. Wenn du ausdrücklich "Sonett" über einen Text schreibst, dann kann man verlangen, dass du in der Lage bist zu erklären, was du unter dem Begriff verstehst, d.h. was ein "Sonett" ist, was kein "Sonett" ist, und warum das so ist. Selbstständig denken und in sich hineinhören sind Selbstverständlichkeiten für jeden einigermaßen ernsthaften Menschen, das bewahrt jedoch nicht davor, den größten Unsinn zu reden. Genau deswegen ist die Beschäftigung mit den alten Formen und mit genialen Dichtern so wichtig und erhellend. Dass geniale Dichter diese Formen so tief durchdringen, dass sie diese verbessern (das ist etwas anderes als verändern!) und mit ihnen "spielen", bzw. "spielend arbeiten" ist eine herrliche Erfahrung, die ich jedem gönne. "Auf seine eigene Art zu denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht auf seine eigene Art denkt, denkt überhaupt nicht." Oscar Wilde "Wer denke er denkt, denk nicht immer richtig!" Onkel Otto Viele Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
07.08.2016, 18:08 | #8 |
Holger
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Hallo Thomas,
eigentlich bin ich diese Art von Diskussionen leid, dennoch einige Worte zur Richtigstellung: Die "herrliche Erfahrung" die Du ganz richtig anführst, hatte wohl auch Rainer Maria Rilke, als er eines der größten Werke deutscher Dichtung schuf, die ausdrücklich die "Sonette an Orpheus" von ihm genannt wurden. - Sicherlich kennst Du diese wunderbare Literatur; hätte nun (rein hypothetisch^) der Dichter einige dieser Sonnetts hier im Forum als "Sonett" vorgestellt, wären wohl einige über das Genie hergefallen. - Als Verbesserung der Form wäre das kaum anerkannt worden. Und so lassen sich bei großen Dichtern unzählige "Fehler" nachweisen. - Vielleicht ist dann und wann ein wenig Demut beim Kritiker angebracht, nicht wahr ? Und so plädiere ich dafür, das Werk jeweils als Ganzes zu betrachten und es nicht auf das Reglement zu beschränken, denn damit läuft man Gefahr, das Gedicht selbst zu töten, auch wenn das Ansinnen lediglich eine Verbesserung anstebt. - Im übrigen hatte ich ja schon direkt und indirekt klar gemacht, dass ich dieses Forum nicht als Schreibwerkstatt betrachte. - Andere mögen das Gegenteil im Sinn haben. - Schön wäre es, wenn man sich gegenseitig im Sinne seiner Intention respektiert, denn es ist doch für alle Platz, oder ? - Ich bitte also zu akzeptieren, dass ich mich nicht für die Form meiner Gedichte rechtfertigen werde. - Meine Dichtung ist von Literaturwissenschaftlern als Kunst anerkannt worden und Kunst muss sich eben, wie Du weißt, niemals rechtfertigen. Herzlichst, Holger
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07.08.2016, 18:40 | #9 |
TENEBRAE
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Hi Romantiker (Holger)!
Ich bin nicht stur auf Metrum geeicht, aber wenn man es ignoriert, sollte es beim Vortrag wenigstens nicht auffallen. Die Unwucht deiner "anerkannt künstlerischen" Zeilen schafft dies nicht. Das ist keine so von dir propagierte "harmonische Wortmelodie", es holpert einfach an manchen Stellen, hat mal zuviel, mal zu wenig. Klingt durch die vielen Senkungspralle auch nicht wirklich, wirkt dadurch eher pathetisch als kontemplativ und emotional. Zumindest hier ist dir deine Intention nicht geglückt, wie ich finde. Warum du dich so strikt jeder Einsicht verweigerst, ist mir unklar - Hybris oder Mangel an lyrischem Gespür (von deiner oder meiner Seite - oder beiden?)? Das ist nun mal mein Eindruck von diesem Werk, sorry. Ich werde dich künftig nicht mehr mit meinen Ansichten belästigen. Zuletzt: Bessere wenigstens oben dieses unsägliche "herzschere" endlich aus - es ist unerträglich, wie gleichgültig du mit deinen Texten umgehst! Wie ein Ladeninhaber, der den Müll in seiner besten Auslage nicht wegräumt ... Alles Gute weiterhin, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (07.08.2016 um 18:51 Uhr) |
07.08.2016, 19:17 | #10 |
Holger
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Lieber Erich: Frieden zwischen uns beiden, okay? Ich weiß Dein großes Fachwissen durchaus zu schätzen!! - Werd mir Gedanken über die "herzschwere" (w vergessen, war mir bisher nicht aufgefallen^) Erbauung machen und das Wort eventuell gegen ein anderes austauschen.
Alles Gute! Holger
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