20.07.2018, 12:30 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
|
Erinnern
Der Sommer tritt aus sonntäglichen Straßen
wie selbstvergessen in die Gärten ein und legt mit Schatten Muster auf die Rasen; die Menschen sind bei sich und gleichermaßen zerstreut in ihrem Selbstverlorensein. Und eine Stille fließt in silberklaren Verläufen fast durch alle Dinge, bis sie laut verebbt an einem unstillbaren Erinnern, das mir sagt, was wir einst waren, bis ich uns schweigend auseinanderriss.
__________________
Schreiben, wie Monet malte. Geändert von Laie (20.07.2018 um 13:00 Uhr) |
20.07.2018, 12:49 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Hi Laie!
Super gedichtet, wie immer - ich glaube, du KANNST gar nix Mieses verfassen! Dennoch ein paar Vorschläge zu Satzbau, Klangfluss und Sprachmelodie meinerseits zur gütlichen Inbedachtnahme: Der Sommer tritt aus sonntäglichen Straßen wie selbstvergessen in die Gärten ein und legt mit Schatten Muster auf die Rasen; die Menschen sind bei sich und gleichermaßen zerstreut in ihrem Selbstverlorensein. Da fehlt ein "t". Und "selbstvergessen" hast du schon in Z2 verwendet - Wortwiederholung! Und eine Stille fließt in silberklaren Verläufen fast durch alle Dinge, bis sie laut verebbt an einem unstillbaren Erinnern, das mir sagt, wer(oder: was) wir einst waren, bis ich uns schweigend auseinanderriss. Allergernst gelesen! Wie stets verzaubert von deiner Wortmagie! LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
20.07.2018, 13:03 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
|
Hi eKy,
oh, ich glaube schon, dass ich das kann. Aber die Sachen zeige ich halt niemandem Aber ich freue mich natürlich sehr, dass dir meine Schreiberei gefällt! Für deine Vorschläge bin ich dir sehr dankbar. Sie machen das Gedicht besser, weshalb ich auch alle gleich eingefügt habe Beste Grüße, Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte. |
06.09.2018, 22:40 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 10.05.2016
Beiträge: 251
|
Lieber Laie,
hier schließe ich mich Erichs Meinung an. Deine Gedichte sind magisch und verzaubern einen, obwohl das Gedicht ja wahnsinnig traurig/ tragisch endet. Auseinandergerissen wird wahrscheinlich nur, was auch nicht wirklich zusammengehört. Ganz liebe Grüße Ophelia
__________________
Vom Tod erwart ich Leben und vom Schweigen ein Wort. Baratynsky |
08.09.2018, 14:22 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
|
Hi Ophelia,
ich danke dir für dein Lob. Würde nur auseinandergerissen, was nicht zusammengehört, würde das für Schicksal sprechen, an dem man nichts ändern kann, egal wie man sich verhält. Da ich nicht an ein Schicksal glaube, befürchte ich, dass der Mensch durch sein Verhalten - hier speziell in Beziehungen - auch trennen kann, was zusammenpassen könnte. Genauso wenig lässt sich somit sagen, dass der/die Richtige schon noch kommen wird. Naja. Beste Grüße, Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte. |
08.09.2018, 15:08 | #6 |
Gast
Beiträge: n/a
|
Ich versteh das alles wissenschaftlicher.
Wir sind Tiere und wir kommen nur zusammen, der Fortpflanzung wegen. Mag Ausnahmen geben, aber solche Beziehungen werden nur durch Abhängigkeiten (wirtschaftlich, emotional) gehalten. Weswegen es für mich "die/der Richtige" auch nicht gibt - es mag eine Ähnlichkeit der eigenen Konfiguration beim anderen geben. Deswegen sollte man das Schöne solang genießen, solang es hält. Wenn es schwindet, sollte man es ziehen lassen. Ich mach das jedenfalls so vlg EV |
08.10.2018, 21:20 | #7 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
|
Lieber Laie,
so "funktionieren" lyrische Erinnerungen und verzaubern im schönen Gedicht. Das ist wieder so eines - und wieder von Dir. Hierzu stellte ich mir selbst eine Frage: Kann man zur selben Erinnerung gänzlich verschiedene Gedichte schreiben? Ich denke ja. Die Zeit vergeht nicht nur, sie verändert auch unsere Sichtweisen, oder? Ich finde diesen Gedanken spannend. Liebe Grüße Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
30.10.2018, 19:13 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
|
Hallo Dana,
ich denke sogar, dass man ohne einen großen zeitlichen Abstand verschiedene Gedichte über die selbe Erinnerung schreiben kann, je nach emotionaler Stetigkeit. Es freut mich, dass dir dieses Gedicht gefällt! Grüße Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte. |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 2 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 2) | |
|
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Die Stille | juli | Finstere Nacht | 6 | 11.11.2015 12:47 |
Stille | Angélique Duvier | Liebesträume | 0 | 21.08.2013 00:40 |
Von der Stille | Cebrail | Kurzgeschichten | 5 | 28.10.2012 20:13 |
Stille | Timo | Liebesträume | 4 | 26.04.2012 16:12 |
Der stille Tod | Harald | Finstere Nacht | 6 | 02.05.2009 23:29 |