11.06.2009, 15:23 | #1 |
Galapapa
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Loblied auf den Holunder
Stolz und grün steht der Holunderbusch im Gäu,
zwischen Schlehen, wilden Rosen in den Hecken, wo der Felder Vögel ihre Brut verstecken, und erfreut uns wieder jedes Jahr aufs Neu´. Mit den runden Blüten schmückt er sich im Mai, süßen, herben Duft der Dolden im Geleit, glänzt der Strauch in seinem weißen Hochzeitskleid, Festtagstafel für Insekten vielerlei. Im August, wenn schließlich dann die Beeren reifen, in den Zweigen hängen, schwarz und saftig schwer, sagen sie des Herbstes Ankunft uns vorher. Kühle Winde, die nun durch die Büsche streifen. Kahl und knorrig steh´n zuletzt die Holderstangen, Frost und Kälte zeugten neue Buschwerkfarben, bis die Blätter bunt im Sturme fliegend starben. Winterstarre wird ins Holdermark gelangen. Geändert von Galapapa (12.06.2009 um 01:33 Uhr) |
11.06.2009, 17:11 | #2 |
Lyrische Emotion
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Hallo Galapapa,
das ist ein schönes Loblied auf den Holunder. Der Holunder wird oft verkannt, dabei sind seine Beeren sehr aromatisch. Vielleicht liegt es daran, daß sie nicht so süß sind wie andere wilde Beerenarten? Wenn ich am Ende des Sommers unterwegs bin und einen (schwarzen) Holunderstrauch finde, dann futtere ich immer ein paar dieser Beeren, weil sie sehr vitaminhaltig (Vit. C und B) sind. Zuviel der rohen Früchte sind allerdings nicht ganz unproblematisch, weil ihre Kerne den Stoff Sambunigrin enthalten. Ein leichtes Gift, daß zu Verdauungsstörungen, Erbechen und Durchfall führen kann. Abgekocht zerfällt dieses Gift. Ebenfalls ist der Holunder eine gute Heilpflanze. Holunderbeersaft hilft gegen Erkältungen, Nieren- und Magenleiden. Die getrockneten Blüten sind schweißtreibend und schleimlösend, sowie bei Magenerkrankungen, als Teeaufguss zu bereiten. Sehr schön beschreibst du den Werdegang der Pflanze vom Frühling bis in den Winter hinein. Den Ausdruck "Gäu" kannte ich bis dato nicht, konnte mir das aber ergoogeln. Mir fiel allerdings auf, daß du stellenweise von der üblichen Metrik abweichst. Vorwiegend arbeitest du hier mit einem sechs-hebigen Trochäus, der aber, wie gesagt, nicht immer durchgehalten wird (S2/Z3, S4/Z4). Muss es in S2/Z2 am Ende nicht "im Geleit" heißen? Alles in allem ein schönes Naturgedicht. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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11.06.2009, 19:22 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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lieber galapapa,
habe meinem vorgänger nicht mehr viel hinzuzufügen - auch mir gefällt dein gedicht. ich persönlich sammle jedes jahr die blüten für tee, mache auch saft aus ihnen und koche im herbst hollerkoch- da wird eine kindheitserinnerung wach. die natur beschenkt uns sehr reich - man mus sich halt die mühe machen, sich beschenken zu lassen.... gerne gelesen larin
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12.06.2009, 00:26 | #4 |
Galapapa
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Hallo Falderwald,
danke für Dein schönes Lob! Du kennst Dich ja sehr gut aus mit dieser Pflanze, chapeau! Ich selbst bin ein großer Holunder-Liebhaber und habe fünf Büsche davon in meinem Garten. Das erspart mir das Suchen im September, wenn ich Saft für meine Kinder machen möchte. Aus meiner Kindheit kenn ich auch die Holderplätzchen. Die Blüten werden an den Stielen in Pfannkuchenteig getaucht und dann ausgebacken. Eine Delikatesse mit Zimt und Zucker. Das sogenannte Schlehen- und Heckengäu, so heißt diese Landschaft genau, ist ein Gebiet zwischen Stuttgart und dem Nordschwarzwald. Steinige Äcker auf Muschelkalkuntergrund haben durch Absammeln und am Ackerrand Anhäufen, die Grundlage für die zahllosen, langgezogenen Hecken geschaffen. Die dominierenden Gewächse sind dort Schlehen, Rosen (Hagebutten) und Holder. Das ist im Frühling ein bezaubernder Anblick, wenn diese Büsche in Blüte sind. Sei vorsichtig mit den Beeren, vor allem bei Kindern. Ich selbst habe mich als kleiner Junge damit vergiftet. Sehr unangenehm, sage ich Dir! Danke auch für den Hinweis zur Metrik. S2/Z3 habe ich entsprechend geändert. An S4/Z4 fällt mir allerdings nichts auf. Den Schreibfehler in "Geleit" habe ich natürlich auch beseitigt. Also, nochmals danke und einen herzlichen Gruß an Dich! Galapapa Hallo larin, auch Dir vielen Dank für Dein Lob! Ich freue mich, daß es doch noch einige Holderfreunde gibt. Kennst Du Holunder-Sirup? Etwas sehr Delikates zum aromatisieren von Tee, Minaralwasser usw. Damit kann man herrliche Limonaden zaubern. Holderküchle (-plätzchen) sind auch was Feines (siehe oben bei Falderwald). Viele Menschen nehmen heutzutage diese Geschenke nicht mehr an, weil sie deren Wert gar nicht mehr kennen und selbst kleinste Mühen scheuen. Ich mache jedes Jahr noch Sauerkraut, Apfelwein (Most) und verschiedene Fruchtsäfte und habe dieses Wissen an meine Kinder weitergegeben... Mit einem herzlichen Gruß! Galapapa |
12.06.2009, 00:40 | #5 |
Lyrische Emotion
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Hallo Galapapa,
noch mal ganz kurz zur Metrik in S4/Z4: Kahl und knorrig steh´n zuletzt die Holderstangen, Frost und Kälte zeugten neue Buschwerkfarben, bis die Blätter bunt im Sturme fliegend starben. Nun wird Winterstarre bis ins Holdermark gelangen. XxXxXxXxXxXx XxXxXxXxXxXx XxXxXxXxXxXx XxXxXxXxXxXxXx Nun siehst du, was ich meine. Natürlich stimmt der Trochäus, aber du hast eine Hebung, und damit zwei Silben mehr. Ist ja nichts schlimm, aber ich hab's sofort gemerkt... Übrigens, was ich vergaß. Ich bin ja eigentlich ein Colaholiker, aber neben Tee und Cola trinke ich noch eine Bio-Limonade. Geschmacksrichtung? Klar, Holunder/Cranberry. Sehr lecker und nicht so süß... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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12.06.2009, 01:36 | #6 |
Galapapa
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Hallo Falderwald,
nun muß ich mich nochmals bedanken für Deine Mühe und die Erklärung. Normal achte ich sehr auf die Silbenzahl, an der Stelle habe ich anscheinend geschlampt. Jetzt stimmt´s allerdings, durch eine kleine Änderung. Übrigens, falls Du kein totaler Alkoholabstinenzler bist: probier mal Holunderbeersirup mit Sekt. Nochmals lieben Gruß! Galapapa Geändert von Galapapa (12.06.2009 um 01:38 Uhr) |
12.06.2009, 13:07 | #7 |
Flaschenpost
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Beiträge: 574
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hallo Galapapa,
ein wirklich schönes Gedicht rund um den Holunder. Besonders gefällt mir das von dir gewählte Reimschema mit den umarmenden und mittenden Reimen. Nur eine Frage habe ich zu Strophe 1 Zeile 3. Meinst du wirklich: wo der Felder Vögel ihre Brut verstecken? Irgendwie verstehe ich die Zeile nicht. Viele Grüße ruhelos
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12.06.2009, 14:17 | #8 |
Gesperrt
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Beiträge: 2.213
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Hallo Galapapa,
ich mag Dein Gedicht auch sehr gern. Allerdings erinnerte ich mich beim Lesen an eine widerliche Übelkeit beim Ernten - ich hatte zu viel genascht...... Ich kaufe mir den Saft und die Marmelade lieber im Bioladen, die Schweinerei beim Einkochen ist mir allmählich zu groß. Aber die Blüten im Teig ausbacken..... köstlich! Abgesehen davon, dass Du den Hollerbusch durch die Jahreszeiten sehr bildhaft und stimmungsvoll beschreibst, empfinde ich die Verse als ziemlich gestelzt. Das kommt durch die vielen verdrehten Sätze; ich glaube das könntest Du in den Griff bekommen . Ich grüße Dich herzlich , Madusa |
12.06.2009, 14:30 | #9 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Galapapa, ja, Holunder kann seinen besonderen Reiz haben. Genauer betrachtet können die Früchte des Holunder's wohlschmeckend, neckend, verspielt sein. Ein schönes Bild aus anderen Zeiten. Mir gefällt die Inversion gerade nach, weil sie sich zwischen dem Busch besonders gut erahnen läßt.
Gut gemacht. alles liebe, Helene |
12.06.2009, 20:51 | #10 |
Galapapa
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Hallo ruhelos,
lieben Dank für deine lobenden Worte! "Wo der Felder Vögel ihre Brut..." bedeutet ganz einfach "wo die Vögel der Felder ihre...". Das hätte metrisch natürlich nicht gepasst. Meine Sprache ist manchmal etwas altmodisch. Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Das Schreiben habe ich sehr spät, als alter Simpel, erst im April 2008 angefangen. Sprachlich ziehe ich also (sicher öfter) ein wenig eine Art Mobilatgeruch hinter mir her. Das muß kein Nachteil sein; Goethe oder Hesse werden ja auch heute noch gern gelesen (hoffe ich jedenfalls!). Ich wollte mich jetzt aber nicht auf dieses Niveau hieven, daß Du mich nicht falsch verstehst; davon bin ich noch weit entfernt (rot werd)! Es freut mich, daß Dir mein Gedicht gefallen hat! Herzlichen Gruß! Galapapa Hallo Medusa, mit stolz geschwellter Brust bedanke ich mich für Dein Lob! Was die "gestelzte Sprache" angeht, so meinst Du sicherlich damit, daß ich in diesem Text relativ häufig den Satz nicht mit Subjekt und Verb begonnen habe. Da ich Dich als Fachfrau einstufe, bin ich Dir für diesen Hinweis besonders dankbar (hab aich doch von Fachleuten in verschiedenen Foren in den 1 1/2 Jahren, die ich schreibe, so wahnsinnig viel gelernt!!) Ich deute den Hinweis so, daß diese Schreibweise grammatikalisch (zumal im Gedicht) zumindest zulässig ist, aber einen gekünstelten Eindruck macht. Der Hinweis ist gerade deshalb so wichtig, weil ich der Meinung war, daß gerade das die Sprache schöner, gefälliger macht. Ich denke, da sind wir jetzt an einem Punkt, wo es angebracht wäre, den Begriff "Geschmacksache" einzubringen, oder bist Du da anderer Meinung? Ich glaube, das hat auch mit dem Alter zu tun. Ich bin sicher mit einer etwas anderen Sprache aufgewachsen, als die jungen Leute heute (siehe auch meine Antwort an "ruhelos" oben). Wie auch immer, ich werde künftig darauf achten. Diese Vergiftung habe ich als Knabe auch durchgemacht, grauenhaft! Man sollte die schwarzen Holunderbeeren nicht roh genießen! Abgekocht ist das Gift verschwunden. Also nochmals danke und sei ganz lieb gegrüßt! Galapapa Hallo Helene, herzlichen Dank für Deinen lobenden Kommentar! Auch Dich möchte ich warnen, die schwarzen Beeren roh zu genießen! Sie sind giftig. Ich gebe Dir recht, der Holderbusch hat etwas Besonderes, das die Gedanken irgendwie in in alte Zeiten zieht... Einen herzlichen Gruß an Dich! Galapapa Geändert von Galapapa (12.06.2009 um 20:57 Uhr) |
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