14.06.2009, 14:41 | #11 |
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Lieber Galapapa,
ein sehr, sehr trauriges, weil überaus realistisches Bild führst Du uns hier vor Augen. Du hast es in wohlklingende Worte eingefangen und in fließende Verse gesetzt. Mir sind beim Lesen ein paar Kleinigkeiten aufgefallen. Vielleicht können Dich meine Vorschläge inspirieren: Auf einen Arm gestützt, die Brauen eng gezogen, Das "eng gezogen" erinnert mich ein wenig an "Visagisten", die ihren Kundinnen die Brauen "nachziehen". Vielleicht so: "Den Arm gestütz, die Brauen zusammen gezogen" (stimmt nicht ganz .....). die schmalen Lippen pressen blutleer aufeinander, der Körper, qualversunken und im Stuhl gebogen, so hält sie stumm die welken Hände aufeinander. Die Doppelung von "aufeinander" am Versende ist nicht sehr schön. Vorschlag: So presst sie ihre welken Hände ineinander. Wie hinter festen Mauern, in der Pein gefangen, durchdringt sie starr die Wände mit den stumpfen Blicken, Was hälst Du von "die Wand"? Auch "den Raum" wäre denkbar. Oder auch "betrachtet" als Auftakt? ist für den Augenblick dem kranken Sein entgangen, begrüßt die heile Welt im Geist mit stummem Nicken. Versunken ganz im Paradies „vergangne Zeiten“, Ich würde vergangner Zeiten schreiben und die Gänsefüßchen weg lassen. empfindet sie ein kleines Stück von der Befreiung, ......ein kleines Stückchen von Befreiung? entgleitet rasch in ferne, wohl gefühlte Weiten, fragt schuldig den verlassnen Körper um Verzeihung. Nur kurz verharrt sie so in diesem stillen Glück, vergessen für den Augenblick sind alle Leiden. Die Marter bringt sie in die Wirklichkeit zurück, lässt sie die jetzt schon Toten um den Frieden neiden. Diese Zeile empfinde ich als etwas ungeschickt ausgedrückt, vor allem das "die jetzt schon Toten". Mein Vorschlag: "Lässt sie die Toten jetzt schon um den Frieden neiden". Oder ganz anders: "Um ihren Frieden kann sie Tote nur beneiden". Mit leisem Seufzen schleppt sie in maroder Hülle Die "marode Hülle" gefällt mir auch nicht. Vielleicht so: "Mit tiefem Seufzen schleppt sie die geschwächte Hülle"? ihr ungeliebtes Dasein an den alten Schrank; das kümmerliche Leben zum wohl gefüllten Schrank. dort liegt Erlösung, weiß, gepresst und rund in Fülle, Sie murmelt weinend für die falsche Freiheit Dank... Ohjeh, nun ist es doch mehr Kritik, als ich eigentlich wollte! Aber ich war grad so schön dabei .....! Vielleicht kannst Du ja den einen oder anderen Vorschlag für Dich verwenden? Ich habe Dein Gedicht sehr gerne gelesen, mich damit beschäftigt und die Bilder mit Schaudern gesehen. Herzliche Sonntagsgrüße, Medusa. Geändert von Medusa (14.06.2009 um 14:47 Uhr) |
14.06.2009, 18:49 | #12 |
Galapapa
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Hallo Medusa,
es hat mich sehr gefreut, wieder von Dir zu hören. Danke schön für Dein Lob und Deine Mühe mit den Vorschlägen! Ich will sie im Enzelnen durchgehen: Das mit den Brauen hat mich lang beschäftigt, allerdings ist mir nichts Passendes eingefallen, ohne die ganze Strophe umzugestalten. Da werde ich nochmal darüber nachdenken... Dankbar bin ich Dir für den Hinweis "aufeinander". Glaub mir, das war mir bis dahin gar nicht aufgefallen, sonst hätte ich es nie stehen lassen. Ist schon eigenartig, aber es liegt vielleicht daran, daß ich beim Lesen meist fest den Inhalt im Visier habe und auf den Reim nicht mehr so achte. Den Vorschlag "ineinander" will ich gerne übernehmen, wenngleich auch das kein ganz sauberer Reim ist, allerdings wesentlich besser, als zuvor. Die 2. Strophe möchte ich gerne so lassen, wie sie ist, weil ich glaube, nur so ausdrücken zu können, was ich wirklich will: Einen starren Blick auf eine Wand, der die Wand nicht wirklich trifft, sondern sie durchdringt, als ob sie gar nicht da wäre. Bei Strophe 3 gebe ich Dir recht; das klingt irgendwie ein wenig nach "Disney World". Den vorschlag übernehme ich dankbar. Ebenso klingt "von der Befreiung" besser. Hab Dank! "Die jetzt schon Toten" in Strophe 4 möchte ich allerdings so beibehalten. "Die Toten jetzt schon" hat ja eine andere Bedeutung. Das würde mir dann zu sehr nach Todessehnsucht klingen, und die wollte ich hier nicht zum Ausdruck bringen. Allenfalls "um ihren Frieden kann sie Tote nur beneiden" würde gut klingen. Laß mich nochmal drüber nachdenken; ich will nicht zu viel verändern; ich denke Du verstehst mich. Strophe 5: Sei mir nicht böse, aber auch da will ich nicht viel verändern, weil mir diese Strophe mit am besten gefällt. Gerade das harte Wort "marode" war ganz gezielt eingesetzt. Ist halt auch Geschmacksache. Gerne übernehme den "tiefen" Seufzer, eine passende Verstärkung. Nochmals vielen Dank für Dein Interesse und die Hilfe! Mit einem ganz herzlichen Gruß! Galapapa |
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