27.06.2009, 20:45 | #1 |
der mit dem Reim tanzt
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Weg-weg-Kunst
Eine ganz besondre Kunst
gibt es manchmal in Berlin, sie erweist uns diese Gunst: Wegzulassen, das macht Sinn. Weggelassen wird hier manches, Brücke oder Flugbetrieb, zu erneuern oder ordnen, was uns wertvoll übrig blieb. So wie Brücken von der U-Bahn wurd der Republik-Palast weggelassen. Löwenzahn wächst nun unterm Fahnenmast. Dieser wird wohl bald ersetzt, durch ein Schloss per Amtsbeschluss, bis auch dieses dann zuletzt fürn Palast einst weichen muss. Weggelassen allesamt, was uns Heil und Wohl versprach, Rathaus, Reich und Kanzleramt brächten nicht mehr Ungemach. Oder die Bevölkerung, die in diesem Land nur stört. Landschaftlich Beglückwünschung man ja Allerorten hört. Das Weglassen der U-Bahn-Brücke kann man im Zeitraffer sehen www.youtube.com/watch?v=jJ3bUAd7r7w
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gestörte Kreise Geändert von Archimedes (27.06.2009 um 20:56 Uhr) |
24.06.2011, 23:32 | #2 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, Archimedes,
wenn man ein wenig "in die Tiefen" des Eilands vordringt, findet sich manch kleiner, versteckter "Schatz". Ein interessantes Werk, das mir allerdings eher ein "schiefes Lächeln" entlockt. Nun, auch feinsinnige Ironie ist eine Form von Humor, was bedauerlicherweise im Humorbereich eher selten zu finden ist. Wobei ich finde, der Stammtisch wäre für diese Thematik ebenfalls eine passende Rubrik. Das kommt ganz auf den "Betrachtungswinkel" des Lesers an. Für mich ist es irgendwie in der Mitte zwischen beiden Rubriken angesiedelt, wobei das natürlich nur mein persönliches Empfinden ist. Hier in Stuttgart ist man auch zur Zeit "ganz groß" im Weglassen. Der Zug der Zeit fährt und fährt, nicht aufzuhalten ... So schnelllebig ist das "Heute", der Mensch kommt nicht mehr hinterher. Manchmal wird so rasch ein neues Bauwerk hochgezogen, dass erst im Nachhinein entdeckt wird: Hupps, Wasserrohrbruch? Tja, da wurde in der Eile wohl gepfuscht. Alles, selbst das Leben, erfolgt im "Zeitraffer". Gut gelungen finde ich das Einbauen der 5. Strophe: Einiges musste weichen, da ist es gut, es "weg zu lassen". Nicht jede Veränderung bzw. Erneuerung ist schlecht, einiges ist gut und macht Sinn. Aber es gibt eben auch viel "Neues", das nur um des Neuen willen geschieht, das macht oft keinen Sinn. Ich sehe dieses Gedicht als eine Art "Spiegel" des menschlichen Lebens, der hinter dem Offensichtlichen noch eine zweite Ebene zeigt. Vielleicht spiegelt das hier beschriebene Vorgehen auch uns selbst gleich noch mit ... Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen. Egal, ob vieles davon noch "gut zu gebrauchen" wäre, da es sich bewährt hat. Zitat:
Gerne gelesen und kommentiert. Stimme P.S.: Beinahe vergessen: Mir gefällt der "Rhythmus", ich kann ihn mir leicht in Richtung "Tschuff-Tschuff, Tschuff-Tschuff, Tschuff" denken ...
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27.06.2011, 00:24 | #3 |
der mit dem Reim tanzt
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Hallo, Stimme der Zeit, da muss ich sehr staunen: Es ist fast auf den Tag genau 3 Jahre her, das ich dieses Gedicht hier eingestellt habe. Und nun kommt ein erster Kommentar dazu!!!
Dabei hast du alles genau erfasst. Ich finde die Ironie als Stilmittel wird leider zu selten angewandt. Sie gehört meiner Meinung nach unbedingt zu Humor, ist somit in der Lage zum Hintersinnen anzuregen. Das Weglassen ist eine besondere Form der Krisenbewältigung oder ein besonderes künstlerisches Mittel auf einen Umstand aufmerksam zu machen. So hat man nach dem 2. Weltkrieg weggelassen, weil man nicht die Möglichkeiten oder die Mittel hatte, wiederaufzubauen. Man hat auch weggelassen, weil man sich über die Art des Gebäudes, das dorthin gebaut werden soll, nicht einigen konnte. Oder man lässt rund um bzw. neben einem Gebäude gezielt weg, um dieses besonders hervorzuheben z.B. beim Schloss oder Tempel. Manchmal stört auch die Bevölkerung z.B. Rentner, Jugendliche, Unbequeme. Die lässt man dann weg, zum Beispiel am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Gesellschaft. Da hast du auch feinsinnig erkannt eigentlich sich jeder selbst erkennen kann, indem er fragt, inwieweit er nicht selbst wegelassen wird. Das Versmaß ist, wie du angedeutet hast X---X-X, was das gebetsmühlenartige unterstreichen soll. Danke für deinen ausführlichen Kommentar, Grüße Archimedes ...der mit den Litanei-Kreisen
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