18.11.2009, 04:02 | #1 |
Gast
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Gespenster
Mein Lebtag lauf ich kreuz und quer
meiner Bestimmung hinterher. Ich grüble und ich frage mich: Wer bin ich, wohin gehe ich... Zu Höherem bestimmt, gewiss, verstand das Schicksal wohl was miss: Ich leb im Wolkenkuckucksheim, geh Bauernfängern auf den Leim, schufte für andrer Leut Karriere, komm Stärkeren stets in die Quere, will Toleranz und Fantasie, doch alle schrein nur: Utopie! Kann keine Fliege leiden sehn, kann Kriegsgewinnler nicht verstehn, glaub auch an Gott, doch Gott ist tot, seitdem herrscht Dunkelheit und Not. Ich suchte Liebe, suchte Glück, bekam mein Herz kaputt zurück. Steig aus dem Luftschloss nun hinab zur ewgen Ruh ins kühle Grab. Leg müd mich in die tiefe Grube, da wartet schon ein hübscher Bube. Kaum schlägt die Uhr zur Geisterstund, da geht es auf dem Friedhof rund. Wild küss ich meinen großen Geist, und er verrät mir, wie er heißt: "Friedrich", sagt er und lächelt leise, "Engels! Komm mit mir auf die Reise!" Mein Engel nimmt mich an der Hand, und beide ziehn wir durch das Land. Nehmt euch in Acht, dreht euch nicht um, fortan gehn zwei Gespenster um! Geändert von Seeräuber-Jenny (18.11.2009 um 04:19 Uhr) |
18.11.2009, 12:17 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo liebe jenny,
eine bittere abrechnung. sehr treffend und nachvollziehbar, mit das beste, was ich bisher von dir gelesen habe!! der schluss allerdings kommt mir etwas erzwungen daher, vllt wolltest du dem text dadurch etwas an schärfe und bitterkeit wegnehmen. das wäre m.m.n. nicht nötig gewesen... liebe grüße norbert |
18.11.2009, 14:14 | #3 |
gesperrte Senorissima
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Liebe seeräuberjenny!
Ich wandle mal ein protestantisches Kirchenlied ab: Karlchen, geh voran, auf der Lebensbahn! Ja, wir wollen nicht verweilen, Dir getreulich nachzueilen... Mach den Marx uns dann biszur Todesbahn. Das war nicht sehr geschickt. Aber Dein Gespensterlied hat mich dazu angeregt. Weil es mir so gut gefällt. Ich geistere mit! Simonisch-bolivarische Grüße von cyparis! |
18.11.2009, 21:28 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe jenny,
füher mal gabs bei uns einen witz, der ging so: marx ist die theorie, murks ist die praxis... na ja - aber von kapitalismus zu kannibalismus ists buchstäblich ja auch nicht so weit......... du hast den unerfreulichen facetten des daseins - trotz zähneknirschens- dennoch eine heitere seite abgewonnen. applaus! larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
19.11.2009, 00:25 | #5 |
Gast
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Ahoi norbert,
du hast recht. Der Schluss ist für den bitteren Text zu albern. Vielleicht hat noch der letzte Funken Ehrlichkeit gefehlt, und ich habe mich in die Ironie geflüchtet. Aber ich wollte einen optimistischen Schluss, denn ich blicke vertrauensvoll in die Zukunft. Nun habe ich dank deinem Denkanstoß den zweiten Teil komplett umgeschrieben und ein neues, besinnliches Gedicht daraus gemacht, "Ein Stein" - aber auch mit einem hoffnungsvollen Schluss. Lieben Gruß Seeräuber-Jenny Aloha Louis Cyparis, aye, du weißt um den Funken, der in meinem Herzen lodert, denn wir sind eines Geistes Kind: des freien Geistes! Libertad y dignidad - Freiheit und Würde! Pirata-Jenny Ahoi larin, ...wohl eine Spur zu heiter, siehe meine Antwort an norbert. Aber Jammern und Wehklagen alleine bringt uns auch nicht weiter. Die Theorie ist in Ordnung und aus den Fehlern der Vergangenheit kann man lernen. Inzwischen hat sich auch viel bewegt. Es ist uns gelungen, eine zivile Gesellschaft zu schaffen. Nun müssen wir nur noch für Gerechtigkeit sorgen. Liebe Grüße deine Jenny Geändert von Seeräuber-Jenny (19.11.2009 um 10:14 Uhr) |
19.11.2009, 14:57 | #6 |
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Liebe Jenny,
die Pointe kommt zwar etwas überraschend, schlecht ist sie jedoch nicht. Denn damit nimmst Du Deinem Gedicht ein wenig die Schärfe. Mir gefällts, ich habs gern gelesen und suche gleich Deinen Stein. Herzliche Grüße, Medusa. Geändert von Medusa (19.11.2009 um 16:38 Uhr) |
19.11.2009, 21:12 | #7 |
Gast
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Ahoi Medusa,
ich finde den Schluss ganz witzig. Vielleicht hätte der Anfang auch etwas satirischer sein können und nicht so trist? Ich denk mal drüber nach. Lieben Gruß Seeräuber-Jenny |
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