19.12.2009, 11:58 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Deutschmeister
Deutschmeister
Innig war mein früher Glaube an den Halt der Kreuzschlitzschraube und das höchstes Ideal war mein erstes Lineal. Gerne zieh ich meinen Scheitel (bin halt eitel) mit dem Beitel, den mein Hund mir apportiert, welcher tadellos pariert. Abends geh ich Weichen stellen bei den Eisenbahnmodellen, was den Blutdruck reguliert, weil hier alles funktioniert. Meine liebe Gattin Änne, die ich zärtlich "Mutti" nenne, (blieb mir letztlich immer fremd) bügelt mir derweil ein Hemd. Meistens hilft ein starker Dübel zur Vermeidung aller Übel: Hält sogar den starken Strick, den ich knüpf - um mein Genick. |
19.12.2009, 19:39 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Schraubert,
ich sehe ihn vor mir einen jener Kellergeister, die nur zum Essen ans Tageslicht kommen und ansonsten in ihrem Bastelkeller vor sich hin werkeln, den sie nur für einen Gang in den Baumarkt hin und wieder verlassen. schönes Wochenende wünsacht dir das Herbstblatt |
19.12.2009, 20:02 | #3 |
gesperrte Senorissima
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Lieber meisterbert,
Selbst wo's nicht vonnöten wär, holt man eine Schieblehr her. Zentimeter, Millimeter werden angelegt an Gänsebräter. Die Libelle ist zu Hand, scheint Dir schräg die Lokuswand. Wirft der Teppich ein Falte: Handwerk schließt Dir Deine alte letzte Furche klein, mag sie auch im Schädel sein. Findet man das kleinste Übel: Wozu hast Du einen Dübel? Ramm den Kasten in die Hand: Soo kommst Du durchs ganze Land. Auch der ist ein Meister aus Deutschland! Lieben Gruß von cyparis |
20.12.2009, 00:33 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber Werkelbert,
da ist nun einer, der sich nie langweilt, der alle Lebzeit werkelt und schafft - und was machen wir mit dem Deutschmeister? Wir lachen, dass es schallt. Das ist wirklich Humor und trifft den Nagel auf den Kopf. Dabei gibt es überhaupt keinen Grund dagegen anzumeckern. Änne kocht, bügelt und das Kind im Mann ist gut beschäftigt. Mag sein, dass Änne unterschwellig nörgelt. Sie ist aber nur eine Frau und kann einfach die Spreu vom Weizen nicht trennen. Das bisschen Haushalt kann man nicht gegen diese Meisterschaften aufwiegen wollen. Es könnte den Meister erzürnen. Er würde dann jeden Abend in die Kneipe gehen. Dann, ja dann würde Änne keifen und nicht merken, dass sie es war, die es so und nicht anders gewollt hat. Ich habe mich köstlich amüsiert. Liebe Grüße Dana Lesefluss und Metrik muss man bei dir nicht mehr bestätigen.
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
20.12.2009, 23:10 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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ich danke euch, dass dieser text so gut "weggekommen" ist - er ist ja sprachlich (bewusst) etwas "karg" gestaltet und - wenn man das ende liest - eigentlich sogar eher tragisch - aber ich habe keine rubrik dafür gefunden und es steckt ja zumindest satire drin.
ich hab ihn dem im deutschen oft vorhandenen gespann "tiefsinn und einfalt" gewidmet: genauigkeit (bis zum exzess) auf der einen seite - und auf der anderen hilflosigkeit allem anderen gegenüber, was sich nicht messen lässt: die psyche der frau, die veränderte welt, die mit ihren hochtechnischen mitteln gerade den formal perfekten überflüssig macht, denn jeder billigcomputer ist schneller und genauer... liebe grüße deutschbert |
21.12.2009, 18:01 | #6 |
Lyrische Träumerin
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Lieber Bastelbert.
Als Frau eines Handwerkers kann ich deine Sprache nur zu gut verstehen. Hauptsache der Mann ist beschäftigt, und fühlt sich wohl. Die Sache mit der Eisenbahn stimmt, die reguliert wirklich den Blutdruck..wenn alles funktioniert.. Ein Herrliches Gedicht, was mir so richtig aus dem Herzen spricht. Lena
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22.12.2009, 14:01 | #7 |
Flaschenpost
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hallo verzweifelbert,
ein wirklich lustiges am Ende schon sarkastisches Gedicht, um die Nöte des Meisters. Man muss aber nicht gleich die Flinte ins Korn werden oder gar den Kopf in die Schlinge legen, weil man an der Aufgabe verzweifelt. Beim Lesen des Gedichtes dachte ich an Anleitungen zum Aufbau von Möbeln usw. Diese sind teilweise wirklich zum Haar ausraufen. Gern gelesen. Viele Grüße ruhelos
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Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain) |
30.12.2009, 21:50 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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danke, lena,
ich hoffe, dass dein mann dem text auch zustimmen kann... danke, ruhelos, solang der deutschmeister noch nach anleitung die möbel zusammengebaut bekommt, geht es ihm gut... liebe grüße norbert |
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