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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut |
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29.01.2010, 15:25 | #1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Es treffen sich zwei alte Dichter
Es treffen sich zwei alte Dichter
Und machen schaurige Gesichter. „Mensch, war ich gut, als ich noch jung War, schrieb ich mit der baren Zung Die Reime, Verse, Strophen, Stanzen. Die hatten Drive! Mit leerem Ranzen Schreibt es sich einfach besser, nicht?“ Sagt Nummer 1. Die 2 hält dicht Und lächelt weise, diabolisch. „Der Papst, mein Lieber, ist katholisch!“ Hebt er dann an. „Und manchmal heilig. Mit letzterem hat er’s nicht eilig!“ „Was willst Du sagen, lieber Freund!“ Er grinst und sagt: „Weil mir es scheint, Uns fehlt’s an Ruhm und Publikum.“ Dann schweigen beide länger stumm. Der eine seufzt. Der andre auch. Er streckt die Hände vor den Bauch. Wo er sie faltet. „Das Problem, Ich geb es zu, ist unbequem. An Lesern hat es uns gefehlt. Das ist es, was mich heute quält. Noch ist das letzte Ende offen. Ein Unentdeckter kann noch hoffen, Dass irgendeiner doch erkennt, Was für ein Reimundverstalent Den Augen blieb bisher verborgen: Doch ich beginne mich zu sorgen, Uns hat das Zeitliche gesegnet, Bevor uns dieses Glück begegnet. Uns bleibt, in unsrer Dichternot, Nur noch das Hoffen auf den Tod, Und, dass, wenn man uns eingegraben, Die Erben was vom Beifall haben, Wenn ob der dichterischen Tat Die Nachwelt sich begeistert hat. So geht’s dem Papst und vielen Guten. Man könnte beinahe vermuten, In diesem Ganzen wär System, Wenn’s manches Mal nicht anders käm.“ Die beiden alten Dichter nicken. Und müssen sich ins Schicksal schicken: Zu sterben gradso unentdeckt Wie manche Jungfrau unbefleckt.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (02.02.2010 um 19:16 Uhr) |
31.01.2010, 10:50 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo walther,
nanu - kein kommentar an dieser stelle? (hier schweigen wohl alle aus betroffenheit! ) sehr humorig hast du die nöte der einsam vor sich hinreimenden in szene gesetzt! hat mir wirklich spaß gemacht! an einigen stellen bin ich beim lesen "hängen" geblieben. schau mal: das enjambement in der ersten strophe irritiert mich, ich würd es durch eine elision ersetzen: Mensch, war ich gut, als ich noch jung, da schrieb ich mir der baren Zung.. strophe 4, zeile 2: umgestellt liest sich der satz flüssiger: ..."Weil es mir scheint.... strophe 6, zeile 1: "An Lesern hat uns mir gefehlt"..... müsste vielleicht heißen: An Lesern hat es uns gefehlt.... An Lesern hat es mir gefehlt.... "Reimundverstalent" liest sich leichter so: Reim - und Verstalent strophe 8, zeile 1: dass uns das Zeitliche bald segnet ("gesegnet" ist ja vergangenheit, der tod bezieht sich aber auf die zukunft) vielleicht findest du ja unter meinen anregungen was passendes! übrigens: ich glaube, mittlerweile sterben schon mehr unentdeckte dichter als jungfrauen.... liebe grüße, larin |
01.02.2010, 00:19 | #3 |
MohnArt
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
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Hallo Walter,
ein richtiges Schmunzelgedicht und u.A. mit der erwähnten Bequemlichkeit auch recht treffend. Durchaus witzig und lustig zu lesen. Liebe Grüße, Klatschmohn |
01.02.2010, 00:39 | #4 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Hallo Walther,
ja, so geht es den alten Dichtern, seufz... Ich gehöre auch dazu, ich bin auch so ein verkanntes Genie, das niemand erkennt. Was willst du machen, da kannst du dich nur ganz bequem in dein Schicksal fügen, ein blödes Gesicht machen und solche Gedichte schreiben. Nien, im Ernst, ich habe mich köstlich amüsiert, denn trefflich beschreibst du hier die kleinen Problemchen mit der nötigen Selbstironie. Das kommt immer gut. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
02.02.2010, 19:30 | #5 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Hallo larin,
danke für Deinen Eintrag und Deine ausführlichen Hinweise, von denen ich deren drei sofort oben umgesetzt habe. Man übersieht als Autor doch immer wieder eine ganze Menge an kleineren und größeren Macken! Es freut mich, Dich ein wenig erfreut zu haben. LG W. Hallo Klatschmohn, sind wir nicht alle ein wenig getroffen? Jeder von uns träumt von der "Entdeckung", egal in welcher Hinsicht. Geliebt und (an)erkannt will der Mensch sein. Am besten wegen seiner selbst. Danke und Gruß W. Hallo Falderwald, Spaß macht man am besten auf eigene Kosten. Das kann man mit einem augenzwinkernden Wir verbinden - das gelingt aber durchaus nicht immer. Hier hat es bei einigen geklappt. Dafür danke ich Dir (und Euch)! Lieben Dank und Gruß W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
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