Gedichte-Eiland

Erich Kykal · 11.02.2010, 14:13

Löse mir die kalten Spangen
an der Seele Einmachglas,
darin sie mit blassen Wangen
meines Lebens Duft vergaß!

Trage ihre Lust ins Freie,
Überirdische hinein:
Aller Sinnenfreude Weihe
will ich deiner Liebe sein!

***Dana*** · 11.02.2010, 22:41

Lieber eKy,
gewidmete Gedichte liest man gern. Will man sie kommentieren, beschleicht einen das Gefühl, in eine Privatsphäre einzudringen.
Man gibt sich dann selbst einen Schubs - dafür steht es ja hier.

Deine Verse kommen sehr poetisch 'rüber, aber auch traurig und geheimnisvoll.

Zitat:

Zitat von Erich Kykal

Löse mir die kalten Spangen
an der Seele Einmachglas,
darin sie mit blassen Wangen
meines Lebens Duft vergaß!

Trage ihre Lust ins Freie,
Überirdische hinein:
Aller Sinnenfreude Weihe
will ich deiner Liebe sein!

Ich schwankte zunächst zwischen einer verstorbenen Geliebten und/oder einer verschmähten Liebe.

Wegen "vergaß" und "Weihe" ist mir die verschmähte Liebe näher.
Das lyr. Ich verwandelt seine Liebe nicht in "üblichen Hass" (relativ oft), sondern gibt diese frei und weiht sie.
Weihe heißt ja, dass der/die Geweihte nicht mehr für den profanen Gebrauch zu haben ist.

Ich glaube Udo Jürgens sang: "Eins kannst du nicht, mir verbieten dich weiter zu lieben ..."
Das könnte auch passen.

Mal sehen, was du dazu sagst - du weißt es ja.
Ich rechne aber auch damit, dass du es dem Leser überlässt.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal · 12.02.2010, 10:47

Hi, Dana!

Am Anfang heißt es ja: "Löse mir die kalten Spangen..."!
Die Geliebte soll also eine Seele, den hilflos im "Einmachglas" das Alltags Gefangenen - befeien, erlösen, beleben und erneuern.

S2 beschreibt, wie durch die Erfüllung dieser Liebe der Geist/die Seele erhoben wird und im Auskosten der - oder in Aussicht auf die - "Sinnesfreuden" das Gefühl zu erwidern bereit ist.

Prosaische Gemüter könnten diese Zeilen als "lyrische Beschreibung eines potentiellen Geschlechtsaktes" bezeichnen, aber natürlich gibt es da noch Metaebenen und Auslegungsspielraum in Richtung "höherer Sphären".

Vielen lieben Dank für deine eingehende Auseinandersetzung mit diesem kurzen Werklein!

LG, eKy

11.02.2010, 14:13	#1
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Dir gewidmet Löse mir die kalten Spangen an der Seele Einmachglas, darin sie mit blassen Wangen meines Lebens Duft vergaß! Trage ihre Lust ins Freie, Überirdische hinein: Aller Sinnenfreude Weihe will ich deiner Liebe sein! __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

12.02.2010, 10:47	#3
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi, Dana! Am Anfang heißt es ja: "Löse mir die kalten Spangen..."! Die Geliebte soll also eine Seele, den hilflos im "Einmachglas" das Alltags Gefangenen - befeien, erlösen, beleben und erneuern. S2 beschreibt, wie durch die Erfüllung dieser Liebe der Geist/die Seele erhoben wird und im Auskosten der - oder in Aussicht auf die - "Sinnesfreuden" das Gefühl zu erwidern bereit ist. Prosaische Gemüter könnten diese Zeilen als "lyrische Beschreibung eines potentiellen Geschlechtsaktes" bezeichnen, aber natürlich gibt es da noch Metaebenen und Auslegungsspielraum in Richtung "höherer Sphären". Vielen lieben Dank für deine eingehende Auseinandersetzung mit diesem kurzen Werklein! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (12.02.2010 um 10:49 Uhr)

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