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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 21.06.2011, 17:48   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Standard Meine Chaiselongue

Ich hab das Werkzeug und die Schürze weggelegt,
auf ein bequemes Lager mich gebettet,
die Träume in die ruhige Zeit gerettet
und mich ein Stück vom schnellen Leben wegbewegt.

So lag und staunte ich auf meiner Chaiselongue.
Das Leben ist an mir vorbeigezogen,
hat mich mit sich versöhnt, um nichts betrogen,
goss um die Seele Frieden, fest, wie aus Beton.

Ich war bewegungslos und fühlte mich befreit.
Von Druck und Müssen endlich losgebunden,
hab ich ein gut Stück meiner selbst gefunden
und spürte endlich etwas wie Zufriedenheit.

Geändert von Galapapa (23.06.2011 um 14:03 Uhr)
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Alt 21.06.2011, 18:00   #2
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
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Grüß dich Galapapa

ich kann dich und deine Zeilen sehr gut verstehen. Diese Lage ist mir die schönste. Deine Zeilen sprechen mir darum aus dem Herzen.

Schöne Grüße
der Knacki
__________________
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also bin ich perfekt.
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Alt 21.06.2011, 23:30   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Galapapa,

dort möchte ich auch sein.

Wohl dem, der diese Brücke überquert, um wahrlich zu genießen.
So ist sie auch angedacht. Leider gibt es viele, zu viele Beispiele, die beim Überqueren dieser einbrechen, in das s.g. "Schwarze Loch" fallen. (Ich kenne einige)
Dabei dürfen Schürzenträger und Werkzegbenutzer lange vorher üben. Es gibt doch den 7. Tag, an dem man ruhen soll.

Du hast diesen Lebensabschnitt wunderbar positiv und in guten Metaphern verdichtet - zur Nachahmung empfohlen.

Aber:

Zitat:
Zitat von Galapapa
Ich hab das Werkzeug und die Schürze weggelegt, (6)
auf ein bequemes Lager mich gebettet, (5)
die Träume in die stille (neue) Zeit gerettet (5)
und mich ein Stück vom schnellen Leben wegbewegt. (6)

So lag und staunte ich auf meiner Chaiselongue. (6)
Das Leben ist an mir vorbeigezogen, (5)
hat mich dabei versöhnt, um nichts betrogen, (5)
goss um die Seele Frieden, fest, wie aus Beton. (6)

Ich war bewegungslos und fühlte mich befreit. (6)
Vom Druck und Müssen endlich losgebunden, (5)
hab ich ein gut Stück von mir selbst gefunden (5)
und spürte endlich etwas wie Zufriedenheit. (6)
Du hast zwar die "Klopfmetrik" eingehalten - aber mit dem Wort "ruhige" gerät man ein wenig aus dem Lesefluss.
Ich denke, es heißt: die Chaiselongue - oder?

Hervorragend, der Frieden aus Beton, der scheinbar bewegungslos macht, aber vom Druck und Müssen losbindet. Tatsächlich, eine Gelegenheit endlich sich selbst zu finden.
Wenn daraus Zufriedenheit spürbar wird - was will man mehr?

Ein nachdenkliches Gedicht, das in ein zufriedenes Lächeln mündet.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 22.06.2011, 12:52   #4
Galapapa
Galapapa
 
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Lieber Knacki,
danke für Dein beipflichtendes Lob!
Es freut mich, dass Dir diese Verse aus dem Herzen sprechen; wir empfinden da wohl Einiges gleichsam.
Deshalb: Alles Gute auf dem Schesslo! Wer ein Arbeitsleben lang gelitten hat, der braucht ein genussvolles Alter zur Erholung.
Herzliche Grüße!
Galapapa

Liebe Dana,
danke für Deinen Kommentar und Dein schönes Lob!
Alles hängt davon ab, was man im Arbeitsleben getan hat. Leute, die das Glück genossen haben, ihre Arbeit geliebt zu haben, sollten sich rechtzeitig auf die Zeit ohne sie vorbereiten.
Leute, die, wie ich, sich jeden Morgen überwinden mussten, wieder hinzugehen, genießen am Ende das Glück, kaum glauben zu können, wie wohl ihnen geschieht. Sie kommen aus dem schwarzen Loch heraus!
Danke auch für Deine Anrgungen!
Ich dachte eigentlich, dass man "ruhig" sowohl einsilbig, als auch zweisilbig sprechen kann. Stolpern wird man an der Stelle allemal, da hast Du Recht.
Die Alternative "still" will mir hingegen nicht so recht in den Text passen, da diese Zeit keineswegs still sein muss. "Leise" passt meiner Meinung nach etwas besser, als Gegensatz zu "laut".
Ich muss zugeben, ich habe auch nachgeschaut in Wikipedia, weil ich mit dem Artikel unsicher war. Maskulin ist aber einleuchtend, da es sich ja in der Übersetzung um einen "langen Stuhl" handelt. D e r Chaiselong bzw. "meinem" scheint also zu stimmen.
Nochmals danke und ganz herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 22.06.2011, 14:05   #5
wolo von thurland
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hallo galapapa
wir hatten andernorts schon mal das vergnügen vergnüglich ist auch dieses thema.
aber warum ist bei dir die chaiselongue männlich? liegst du einem mann auf (der tasche) zum ausruhen?
chaiselongue/Beton ist für mich kein reim. wie spricht man das im nordschwarzwald aus?
zur gleichen frage gehört, dass ür mich die erste zeile der strophe auf eine senkung endet, die vierte aber auf eine hebung.
"hat mich versöhnt"... mit was? mit wem??
in der zweitletzten zeile: willst du da wirklich das "ich" betonen? im gegensatz zu allen andern, die ein stück von dir finden könnten? und "gut stück" assotziiere ich mit wegstrecke, als o erwartete ich eigentlich "ein gut stück zu mir selbst gefunden".
in der letzten zeile stört ein komma zu viel.
gern gelesen, gerne dran rumgemäkelt
lieben gruss aus dem südschwarzwald
wolo
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Alt 22.06.2011, 15:47   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ich hab das Werkzeug und die Schürze weggelegt,
auf ein bequemes Lager mich gebettet,
die besten Träume in die ruhige Zeit gerettet Liest sich runder so.
und mich ein Stück vom schnellen Leben wegbewegt.

So lag und staunte ich auf meiner Chaiselongue. Ist die Chaiselongue nicht weiblich?
Das Leben ist an mir vorbeigezogen,
hat mich mit sich versöhnt, um nichts betrogen, Aussage klarer.
goss um die Seele Frieden, stark wie Stahlbeton. "Fest" ist mir zu "betoniert". Stahlbeton fügt sich besser in den Rhythmus.

Ich war bewegungslos und fühlte mich befreit.
Von Druck und Müssen endlich losgebunden, Sprachlich schöner.
hab ich ein gut Stück meiner selbst gefunden Sprachlich besser.
und spürte endlich etwas wie Zufriedenheit. Kein Komma.

Wunderschönes Gedicht mit leichten Unreinheiten, die zu beheben ich hier hoffentlich beitragen konnte.
Die 3. Str. ist die allerbeste!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (22.06.2011 um 15:49 Uhr)
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Alt 23.06.2011, 13:48   #7
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo wolo,
danke fürs Lesen und Kommentieren und natürlich fürs Lob!
Ich will versuchen, Deine Fragen zu beantworten:
Beim Schreiben des Textes war ich unsicher ob des Geschlechts der Chaiselongue und habe in Wikipedia nachgeschaut. Dort steht maskulin, wohl auch wegen der Übersetzung "langer Stuhl". Im Duden steht allerdings feminin.
Übrigens: Die Schwaben haben den Begriff aus dem Französischen übernommen; dabei wurde aus dem Liegestuhl " d a s Schesslo". Es gibt noch ein paar solche Klöpse wie diesen; z.B. "Sutrain" für Keller aus "Souterrain".
Ich liege also niemandem auf der Tasche (in fast 40 Jahren ehrlich verdiente Rente) und schon gar keinem Mann (bin selber einer und allein), sondern auf meinem "langen Stuhl" und der ist nun mal männlich.
Wenn man Hochdeutsch spricht, spricht man im Norschwarzwald "Chaisesongue" wie "Schäselong" und "Beton" wie "Betong". Das kenne ich allerdings aus Berlin oder München genauso. Ja, und "ong" reimt sich auf "ong" dachte ich.
Die Frage mit den Betonungen lässt sich so beantworten: Ge-x-t síeht das so aus (man korrigiere mich, wenn ich falsch liege):

Chaiselongue (Schä-se-long) - XxX
aus- Be-ton - XxX

Dann ist da kein Unterschied.
Eine andere Möglichkeit wäre

"...So lag und staunte ich ganz still in der (Schäslong) Chaiselongue..."

Dann aber müsste ich sogar den Titel ändern und mir ist die Besitzanzeige hier wichtig.
Das Leben hat mich versöhnt, und zwar mit sich. Das war, zugegeben, etwas so formuliert, dass man überlegen musste. Erich (s.o.) hat auch darauf hingewiesen und ich habe seinen Verbesserungsvorschlag übernommen.
Die Betonung von "ich" in S3/V3 sehe ich so: Natürlich will ich das "Ich" betonen! Es geht dem lyrischen Ich doch darum, dass e s s i c h selbst findet bzw. gefunden hat.
Die Ausdrucksweise "ein gut Stück" ist für meine Begriffe nicht an eine Strecke gebunden, sondern kann auch als Teil eines Ganzen verstanden werden (im Sinne von: Ein km - ein Stück davon; ein Felsen - ein Stück davon).
Natürlich kann man Selbstfindung auch standortbezogen ausdrücken, so war es aber hier nicht gemeint.
Das Komma in S3/V4 habe ich entfernt; danke für den Hinweis!
Ich hoffe, ich konnte etwas mehr Klarheit in den Text bringen und danke Dir nochmals für Deine Anregungen.
Liebe Grüße zurück in den Südschwarzwald!
Galapapa

Lieber Erich,
auch Dir lieben Dank fürs Lesen, Loben und Deine, wie immer, wertvollen Hinweise!
Ich bin zwar kein Pedant aber wenn ich mich für ein Schema bzw. einen Rhythmus entschieden habe (es geschieht meist ohne Planung einfach mit den ersten Versen), dann bleibe ich auch dabei.
Im vorliegenden Text ist es ein Wechsel zwischen 11- und 12-silbigen Versen.
Dein Vorschlag "besten Träume" mag zwar etwas runder klingen, würde diesen Rahmen aber sprengen. Dafür aber ist mir der Gewinn zu klein, wenn Du verstehst, was ich meine.
Chaiselongue ist laut Wikipedia männlich, was auch einleuchtet. Die Übersetzung lautet ja "langer Stuhl" und der ist maskulin. Im Duden steht was Anderes: Feminin. Lassen wir den Duden gelten.
Übrigens: Durch das Zusammenleben von Franzosen und Schwaben nach der Flucht der Hugenotten vor Louis XIV ab 1685 sind manche französischen Begriffe in die deutsche Sprache gewissermaßen "eingewandert". So auch der Chaiselongue, aus dem die Schwaben d a s Schesslo gemacht haben, ein Wort, das heute noch genutzt wird. Es gibt dazu noch ein paar weitere, belustigende Beispiele.
Deinen Vorschlag zu S2/V3 ("mit sich versöhnt") habe ich übernommen; die Aussage ist so tatsächlich klarer. Danke!
Der "Stahlbeton" allerdings ist mir zu technisch in diesem Zusammenhang. Sagen wollte ich "Frieden, festgegossen wie aus Beton". Was den Rhythmus angeht, so empfinde ich auch an der Stelle "stark" einen Einschnitt im Lesefluss, wie bei "fest". Diese kleine Zäsur ist nicht ungewollt.
Auch "ein gut Stück m e i n e r selbst" habe ich übernommen. Klingt besser.
Auch das Komma in S4/V4 habe ich entfernt, obschon ich mir da immer noch nicht ganz sicher bin (so was, wie; gehört's da auch nicht hin?).
Allein schon wegen Deines Berufes halte ich Dich allerdings für wesentlich kompetenter in solchen Fragen.
Nochmals vielen Dank und ganz herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Geändert von Galapapa (23.06.2011 um 14:02 Uhr)
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