02.07.2011, 07:09 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nachtregen
Du milde Nacht, wie fügst du mir Gedanken
im Widerschein des klaren Sternenlichts zur Ruh! Ein Frieden, der doch angesichts der Gegensätze, die sich in mir zanken, als Wunder scheint. Die Welt zerstiebt ins Nichts. Das welke Zerrbild ihrer blinden Strebung - nicht Lust, noch Leid erfülle meinen Sinn! Kein Machtgebaren, keine Gottergebung: Dir gebe ich mich wunschfrei, dankbar hin und sinke selbstvergessen, still entgegen als Tropfen, ewig falle ich dir zu. Bist du mir Erde, Nacht? Dann bin ich Regen. Im Sich-Verlieren findet sich ein Segen: Im Fließen bist du ich - und ich bin du. Geändert von a.c.larin (25.05.2014 um 12:07 Uhr) |
03.08.2011, 22:24 | #2 |
Slawische Seele
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Liebe Larin,
einen Nachtregen nimmt man im Schlummer tief und wahrer wahr. Es regnet, weil es regnet und wir sind vom Nutzen oder Überfluss schlummernd tief entfernt. Wir werden Eins und sind frei von Bewertung - die Wahrnehmung lässt nur geschehen und ist uns in diesem Moment ein Segen. Nun schlummern wir nicht ständig - vielleicht sollten wir uns darin üben? So verstehe ich dein "Nachdenkliches" - mehr Gelassenheit für die "Lebenstropfen" und begebe mich zugleich in Übung. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
30.08.2011, 22:40 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo ida, hallo dana
möglicherweise hat das "nichts" für manchen einen etwas melancholischen klang - in meiner lesart klingt es eher befreiend, loslösend. da ist eine milde sommernacht, die entspannt, beruhigt, beschwichtigt - eigentlich das genaue gegenteil von de - pression: gar kein druck. ein wenig traumumsponnen steht das lyrich am fenster, die grenzen verfließen vor seinen augen und auch in ihm selber..... alles ist gut, alles kann gut werden. das lyrich möchte sich fallen lassen, so wie regen, möchte loslassen. erst wenn die wolken den regen loslassen, kann die erde fruchtbar werden. so ist das möglicherweise auch mit allem, was wir erreichen wollen: erstmal müssen wir es gedanklich "loslassen", es frei geben. nicht umsonst steht da in einem gedicht von rilke: "ach, in den armen hab ich sie alle verloren. weil ich niemals dich anhielt, halt ich dich fest." und plötzlich besitzt man das objekt der liebe nicht, nein - vielmehr: man wird in es verwandelt. ("du bist ich , und ich bin du.") womit, wie es die psychologen nennen würden, die subjekt-objekt -spaltung aufgehoben wäre, zumindest für diesen einen nächtlichen augenblick. wie auch immer: sich in gelassenheit zu üben, schadet nie. liebe grüße, larin |
05.09.2011, 19:42 | #4 |
Lyrische Emotion
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Servus larin,
das ist ein sehr einfühlsames Gedicht, es fängt geradezu zärtlich an. Nicht im Sinne von erotisch, sondern mit einem Gefühl der Geborgenheit, so als ob sich zwei Partner zu einer der seltenen Gelegenheiten des Zusammenseins finden. Diese friedliche Geborgenheit scheint wie eine Insel in einem stürmischen Ozean. Dort angelangt versinkt die Welt im Vergessen. Alles was dort zählt, wie Lust, Leid, Macht oder Religion hat auf dieser Insel keine Bedeutung mehr, denn selbst das Ego versinkt selbtvergessen, wie ein Tropfen (sehr schön) der diesem süßen Nichts entgegenstrebt. So wäre es auch eine vorstellbare Konsequenz, wenn die Nacht zur Erde würde, als Regen wiederzukehren, was sich ja schon im Titel andeutet. Sehr schön auch die beiden Schlusszeilen. Sich abseits der materiellen Welt zu verlieren, bedeutet nicht nur vom eigenen Willen befreit zu sein, sondern auch von allem Leid. Das Ich befindet sich in vollkommener Symbiose mit der Nacht. Frieden. Das ist wie ein kleiner Tod, dem ohne Angst begegnet werden kann. Und wahrscheinlich ist der Schlaf auch so etwas wie ein kleiner Tod, den wir brauchen, um wieder frisch und gestärkt dem nächsten Tag begegnen zu können. Das gibt Hoffnung und hat mir gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
05.10.2011, 18:58 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo falderwald,
du hast dich mit so großer sensibilität in meine zeilen eingefühlt - standest du denn neben mir am fenster, als ich das schrieb? es gibt so nächte, da denkt man: und hätte das leben nur aus einem einzigen augenblick bestanden , und wäre es just dieser eine gewesen - für mich gäbe es nichts zu bedauern.... eine nacht, wie geschaffen für die liebe - aber ohne daran einen bestimmmten wusnch, eine bestimmte vorstellung zu knüpfen. sich einfach fallen lassen ohne sorge - in diesem, den innersten frieden vermittelnden vertrauen, dass nichts herausfallen kann aus dem all-einen. für mich ist das ein zutiefst spiritueller moment. kann sterben dann noch bedrohlich erscheinen? nein. wer loslässt, findet alles wieder. wer einen zweiten an seiner seite hat zu jener stunde, ersteigt den höchsten gipfel des glücks. dann scheint alles möglich zu sein..... vielen dank für deinen besuch, lg, larin |
29.03.2012, 18:40 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Larin,
dieses Gedicht ist mir vor einiger Zeit aufgefallen und ich wollte es loben, was ich leider vergessen habe und nun nachholen möchte. Es ist zu Niederknien schön! Liebe Grüße Thomas |
30.03.2012, 18:24 | #7 |
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Nachtregen
Hallo larin,
was für ein wundervolles Gedicht! Warum haben wir Menschen so viel Angst vor dem Nichts? Nur wer völlig leer ist, hat genug Platz für die ganze Welt und alle Welten! So viel Ballast, den wir tagtäglich mit uns herumschleppen! "Alles Schöpferische vollzieht sich in der Leere und nicht, wenn der Geist angefüllt ist." (Krishnamurti) Je weniger wir sind, desto mehr können wir sein. Dein Gedicht hat mich wieder einmal gemahnt, ab und zu innezuhalten, sich zu lösen, unmittelbarer, gegenwärtiger zu leben - sich zu verlieren. Vielen Dank dafür! Frühlingsfrische Grüße wüstenvogel |
30.03.2012, 20:10 | #8 |
ADäquat
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Hallo larin,
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31.03.2012, 14:06 | #9 |
TENEBRAE
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HI, larin!
Ich schließe mich dem Grundtenor an: Wunderbares Werk! Oberliganiveau! Rilkiesk! Wortmagie vom Feinsten! Ausgesprochen gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
31.03.2012, 18:15 | #10 | |
nach vorn sehen und nicht
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Liebe Larin,
es sind so manche Gedanken, die einen bewegen wenn man am Fenster steht und dem Nachtregen lauscht. Es klingt so beruhigend und doch schließt die Dunkelheit alles ein, vielleicht einen selbst? Zitat:
Vielleicht in diesem einen Augenblick verspürst du weder Lust noch Leid, das ändert sich sicher schnell und die Realität ruft uns in gieriger Lust zurück. Das sind so einige Gedanken. Liebe Grüße Timo
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Nach vorn sehen und nicht zurück! |
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