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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 16.11.2011, 14:51   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard König Nobels Urteil - Tierfabel

Ein alter Steinbock stürzte jäh
herab von eines Felsen Höh.
Indes, er hatte Glück: Der Tropf
fiel einer Gämse auf den Kopf,

schlug ihr jedoch den Schädel ein.
Er brach sich selbst nicht mal ein Bein
und wurde, weil ja schuldig nicht,
auch freigesprochen vom Gericht,

dem König Nobel vorgesessen.
Der Mann der Gams, der Bock, indessen
rief: "Euer Ehren! Was Ihr sprecht,
das Urteil, ist so ungerecht!

Er nahm ja meinem Weib das Leben,
zur Strafe muss er seines geben!
Wie übel bin ich alter Mann
jetzt ohne meine Gattin dran!"

"Recht so", sprach Nobel konziliant,
sein Leben liegt in deiner Hand.
Du musst", belehrte er den Alten,
"es aber ganz genau so halten

und tun, was auch der Steinbock tat:
So klettre also auf den Grat
und schlag, siehst du das Recht bedroht,
im Sturz den alten Steinbock tot!"

Geändert von Friedhelm Götz (18.11.2011 um 10:04 Uhr)
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2011, 20:16   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Guten Abend, Gerd Flöhezimt,

"König Nobel", ja, natürlich: Reineke Fuchs, von Goethe. (Der wiederum von einem niederländischen Text in deutscher Bearbeitung inspiriert wurde; wer nun der wirkliche Verfasser der Fabel war, ist nicht eindeutig geklärt.)

Du hast hier die Tierfabel mit König Salomo und seinem bekannten "salomonischen Urteil" verbunden, und so eine "neue" Fabel daraus gemacht. Ich gebe aber offen zu, dass ich Salomo für gar nicht so "weise" halte, denn: Nicht jede Mutter liebt ihr Kind, nicht jede ist selbstlos (in den Medien gibt es immer wieder Berichte, bei denen sich mir der Magen umdreht ). Durchaus möglich, dass die echte Mutter (egoistisch und eifersüchtig) darauf bestand, das Baby zu zerteilen; während die andere vielleicht nur aus tiefem Schmerz den "Verstand" verloren hatte und das Kind im Zustand geistig-emotionaler Verwirrung tatsächlich für das eigene hielt, selbst wenn dem nicht so war. Nein, ich sehe das mit Salomo nicht so "einfach"; aber das nur "nebenbei".

Deine Fabel ist da beträchtlich "salomonischer". Der Gamsbock fordert - aufgrund eines echten "Unfalls" - den Tod des Steinbocks. Was leider in unserer "Menschen"welt auch zu beobachten ist. "Auge um Auge, Zahn um Zahn"; manchmal, in bestimmten Ländern, wird sogar noch der Tod anderer Familienmitglieder in Form von Blutrache gefordert, selbst wenn eindeutig klar ist, dass keine Schuld vorliegt, sondern wirklich nur ein Unfall ...

Daher erfüllt dein Gedicht die Kriterien einer Fabel, in der Tiere mit menschlichen Eigenschaften versehen als "Platzhalter" dienen und die eine "Moral" enthalten soll, sehr gut.

Wobei ich noch kurz erwähnen möchte, dass mich der "abstürzende Steinbock" ein wenig ins Grübeln brachte, denn aufgrund der besonderen Beschaffenheit ihrer Hufe sind gerade Steinböcke eigentlich besonders "trittsicher". Allerdings weiß ich nicht, ob das eventuell im Alter "nachlässt"; hast du deshalb von einem "alten Steinbock" geschrieben? Nur eine Frage, mir kam der Gedanke.

Formal möchte ich noch anmerken:

Zitat:
schlug aber der den Schädel ein,
doch brach sich selbst nicht mal ein Bein.
Er wurde, weil ja schuldig nicht,
auch freigesprochen vom Gericht,
Diese Strophe finde ich nicht so gelungen wie die anderen, hier sind doch recht viele Inversionen drin (bis auf Vers 2). Ein wenig "umgestellt", könnte es so aussehen:

schlug hierdurch ihren Schädel ein,
doch brach sich selbst nicht mal ein Bein.
Er wurde, weil ja schuldig nicht,
auch freigesprochen vom Gericht,

Die beiden letzten Verse brachten mich ins Grübeln, aber hier könnte ich keine Vorschläge machen, ohne den Sinn zu verändern (dabei kommt auch der darauf folgende 1. Vers von Strophe 3 noch hinzu), was mich davon absehen ließ. Aber vielleicht bringt dich mein Hinweis auf eine Idee.

In Strophe 3, Vers 2:

Zitat:
Der Mann der Gams, der Bock, indessen
und in Strophe 5, Vers 3:

Zitat:
Indessen", sagte er dem Alten,
hast du beide Male "indessen". In Strophe 3 ist das ein Endreim, daher würde ich vorschlagen, die Verdoppelung in Strophe 5 zu ersetzen. Ich überlegte, und fand als Alternativen "hingegen" (wodurch sich der Bedeutungsinhalt allerdings leicht verändert) oder "deswegen" (was der Bedeutung näher kommt, aber sprachlich nicht ganz übereinstimmt); daher nimm meine Vorschläge als Anregung.

Der vierhebige Jambus und die Paarreime passen für mich gut zu einer Fabel, denn ich finde, dieses Gedicht könnte auch sehr gut ein "Lehrgedicht" für Kinder sein.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

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Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2011, 12:29   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hallo Stimme,

nach deinen Anregungen, für die ich herzlich danke, habe ich meine Reime etwas überarbeitet. Nun ist nur noch eine Inversion enthalten "weil ja schuldig nicht", für die ich aber keine Lösung finde, ohne das Gedicht völlig neu zu fassen. Auch Dopplungen gibt es nun nicht mehr.

LG G.F.
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2011, 17:18   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Hallo Flöhezimt,

deine Tierfabel gefällt mir sehr gut.
Gedichtetechnisch gibt es jetzt nichts mehr, was man überarbeiten könnte.
Zitat:
habe ich meine Reime etwas überarbeitet
Ich kannte die erste Version nicht, aber das hört sich gut an.
Die Umkehrung des Satzbaues in S2 Z3 stört mich gar nicht, das verschwindet sozusagen im Gesamteindruck.

Sehr gern gelesen und sich an alte Tierfabeln erinnert hat
mit lieben Grüßen
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2011, 10:49   #5
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
Benutzerbild von Panzerknacker
 
Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
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Hallo Gerd

schöne Fabel und wie die Chavali schon schrieb, lass den zweiten Vers ruhig so, auch mich stört er nicht. Im Gegenteil, ein bisserl so wie ich es liebe.

Schöne Grüße
der Knacki
__________________
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also bin ich perfekt.
Panzerknacker ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2011, 21:29   #6
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Hallo Chavali und Knacki,

herzlichen Dank auch fürs Lesen und Kommentieren.

LG Friedhelm
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
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