23.12.2011, 15:29 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Der Schmiedelehrling
Der Schmiedelehrling
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Geändert von Stimme der Zeit (25.12.2011 um 12:46 Uhr) |
24.12.2011, 14:33 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Der Schmiedelehrling
Hallo Stimme,
ein herrliches Gedicht über die Kunst des Dichtens! Jede Zeile atmet Poesie, verzaubert, berührt. Die Sprache ist das wichtigste Werkzeug, das den Menschen (mit-)gegeben wurde. Deswegen finde ich es auch immer wieder faszinierend, wenn ich ein erstes Schuljahr bekomme und die Kinder das Lesen und das Schreiben lernen. Eine kleine Anmerkung noch zu deinem wunderschönen Gedicht: Ich finde, es wäre leichter zu lesen, wenn man die Zeilen kürzer machen würde, weil du oft zwei Gedanken in einer Zeile beschrieben hast. Vorschlag: Zauber der Dichtkunst in zeitloser Schönheit fließt du in Worten spinnst Gedanken zu goldenen Fäden um Kleider zu weben von Gedichten getragen die das Auge blenden mit Tränen füllen gebannt von der machtvollen Sprache der Gabe des Dichtens..... Der Inhalt bliebe erhalten (muss er auch!), aber der Lese- und Gedankenfluss würde leichter strömen, schneller in die Seele fließen. Vielleicht kannst du damit nichts anfangen, was auch okay wäre. Doch letzten Endes wirkt ein Schmuckstück immer - egal in welcher Fassung! Liebe Weihnachtgsgrüße wüstenvogel Geändert von wüstenvogel (24.12.2011 um 15:32 Uhr) |
24.12.2011, 16:14 | #3 | ||||||||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, wüstenvogel,
Zitat:
Zitat:
Lesen und schreiben eröffnet eine "Welt", und ein "Reich der Fantasie", denn Bilder, seien es auch "bewegte" (Filme) sind "statisch" und lassen keinen Raum dafür. Daher bin ich kein großer "Fan" von Film und Fernsehen. Beim Lesen kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und mir alles "selbst vorstellen", während ein Film lediglich etwas "vorgibt", dem ich zu folgen habe. Außerdem mangelt es Filmen auch an Feinheiten und Details, die für mich eine Geschichte erst "rund" und interessant machen. Wie sollte man in einem Film beispielsweise Gedanken und Gefühle "sprechen" lassen? Das kann, bestenfalls, nur kurz "angedeutet" werden, da der Film sonst endlos lang würde. Unmöglich, ein Buch wirklich zu verfilmen. Zitat:
Ich wählte dieses Versmaß bewusst, in Anlehnung an dessen "ursprüngliche Verwendung" und schrieb hier eine kleine "Hymne" an die Dichtkunst. Der Hexameter hat etwas "Weihevolles" und verleiht einem Inhalt entsprechend mehr "Bedeutsamkeit". Wobei du natürlich recht hast: Der Hexameter ist nicht leicht zu lesen, besonders ein langer Text (ich las kürzlich Homers "Odysee" ) erfordert Konzentration und "Durchhaltevermögen". Deshalb hielt ich es hier auch "kurz", denn ich hätte da noch viel mehr darüber sagen - können. Das nur zur Erklärung, warum die Verse so lang sind. Ein Hexameter besteht aus daktylischen Versfüßen, ist ohne Auftakt und besitzt generell 6 Hebungen, das Versende ist immer zweisilbig. Besonders lang wird ein Vers, wenn er aus "Holodaktylen" besteht: Zitat:
Die Sprache des antiken Griechenlands war anders beschaffen als die deutsche. Dort orientierte man sich an "langen und kurzen" Silben, jeder daktylische Versfuß konnte durch den "Spondeus" ersetzt werden. Das "funktioniert" im Deutschen nicht. Die deutsche Sprache ist trochäisch, und man spricht von "betonten und unbetonten" Silben. Daher variierte Klopstock das Versmaß und passte es unserer Sprache an. Statt Spondeen (die im Deutschen extrem selten sind) können statt Daktylen Trochäen verwendet werden - allerdings nach "Regeln". (Das verhindert beim deutschen Hexameter ein "Leiern", denn reine Holodaktylen klingen in unserer Sprache sehr "monoton"): Zitat:
Zitat:
Ich persönlich nehme mir auch die "Freiheit", Zäsuren und Dihäresen dem "Sprachfluss" anzupassen, denn auch deren zu strenge Regelung ist eher geeignet, diesen zu "hemmen", anstatt ihn wirklich zu unterstützen (was aber nur meine ganz persönliche Meinung ist). Zitat:
Zitat:
Liebe Feiertagsgrüße Stimme
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25.12.2011, 10:26 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Stimmer der Zeit,
Dein Schmiedelehrling gefällt mir sehr gut. Vor allem, weil es dir gelungen ist die Phrasierung und Form ganz natürlich klingend zu verwirklichen. Oft glaubt man ja: Hexameter muss man gefühlvoll mit füllenden Füllwörten füllen, Dadurch ist garantantiert, dass man das Dam-da-da hört. Bei dir ist das nicht so. Sehr schön! Dem Inhalt der Hymne kann ich nur zustimmen ich finde mich selbst darin wieder und sehe in ihr eine selbstbewusst-bescheiden Antwort auf Schillers Dilettant. Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache, Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu sein? Deshalb wäre das Gedicht meiner Meinung nach auch ideal als Beitrag für den Virtuellen Schiller Salon geeignet. Welche lebendigere Art der Diskussion mit dem 'Meister' (vermittelt duch Schiller) könnte es geben! Zur Schlusszeile habe ich noch ein zwei Fragen. 1) Meinst du wirklich Werkzeug, oder das Werkstück? Mir würde bildlich letzteres näher liegen. 2) Da du die letzte Zeile mit dem betonen Du beginnst, läge es nicht nahe, das gesamte Gedicht mit einem Pentameter abzuschließen, wohlmöglich sogar mit dem zum 'du' korrespondierenen 'ich' als Schlusswort? Liebe Grüße Thomas |
25.12.2011, 12:39 | #5 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
muss man also nicht - oder doch jetzt? das tragende, würdige des hexameter verortet diese "erhebung" der dichtkunst in die e-sparte. sozusagen die opern-arie unter den lyrischen ausdrucksmöglichkeiten. dem einen oder anderen vielleicht zu altertümelnd. was aber nichts an der qualitativ hochwertigen ausführung ändert. hexameter so hinzubekommen, dass man eben wirklich auch den inhalt liest und nicht nach der dritten zeile dam-da-da dam da-da- dam eingelullt vom gleichmäßigen gewiege den faden verloren hat, ist wirklich eine kunst. interessant fände ich ein auf der inhaltlichen ebene zeitgenössisch vergleichbares werk in gegenüberstellung dazu. wie müsste das aussehen? gern gelesen und die kunstfertigkeit genossen. lieber gruß fee |
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25.12.2011, 13:44 | #6 | |||||||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Thomas,
Zitat:
Vielen Dank für dein "Schön"! Zitat:
Zitat:
Zu Frage 2: Das ist eine interessante Anregung. Allerdings würde ich mich über einen konkreten Vorschlag freuen - denn ich habe "herumprobiert", aber es gelang mir nicht, das "ich" ohne "Syntaxverdrehung" an das Ende des Verses zu setzen. Dafür wäre es notwendig, die "Aussage" zu verändern, was ich eigentlich nicht möchte. Gut möglich, dass du oder jemand anders eine bessere Idee hat, vielleicht bin ich ja auch "betriebsblind". Generell bin ich offen für Alternativen, ich finde nur selbst gerade keine, die mir "zusagen würde". Noch einmal herzlichen Dank für Anerkennung und Lob! Liebe Grüße Stimme --------------------------------------------------------------------- Liebe fee, Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Liebe Grüße Stimme
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25.12.2011, 20:22 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Stimme der Zeit,
Ich habe etwas nachgedacht, hoffentlich sind das nicht alles Möglichkeiten, die du ohnehin schon verworfen hast. Aus Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen: Du bist der Zauber, der Schmied. Und ich? Nur dein Halter des Werkzeugs. könnte man ohne inhaltliche Änderung machen: Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen: Du bist der Zauber, der Schmied. Halter des Werkzeugs bin ich. Oder, mit leichter Veränderung, aber Bezug auf Titel: Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen: Du bist der Zauber, der Schmied. Helfend dein Lehrling bin ich. Oder noch ein Wenig mehr verändert aber klanglich schöner: Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen: Du bist der Zauber, der Schmied. Dienender Lehrling bin ich. Und dann würde ich persönlich Zauber ersetzten, also: Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen: Du bist der Magier, der Schmied. Dienender Lehrling bin ich. Vielleicht gefällt dir doch etwas davon, oder bringt dich auf eine Idee, die dir gefällt. Liebe Grüße Thomas |
26.12.2011, 13:41 | #8 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Thomas,
ich danke dir wirklich sehr für deine Bemühungen. Im Ernst, das ist sehr freundlich von dir, dass du dir Zeit genommen hast und mir so viele Vorschläge machst. Das Problem ist: Vorschlag 1 hatte ich in Gedanken - und verworfen. Es ist einfach so, dass ich es nicht "über mich bringe", ganz bewusst und absichtlich eine Inversion in eines meiner Gedichte einzufügen. Zitat:
Hier wäre es besonders inversiv: Zitat:
Und, ehrlich gesagt, möchte ich auch den "Zauber" nicht durch "Magier" ersetzen. Ich hoffe, du bist jetzt in keinster Weise gekränkt, wenn ich nichts annehmen möchte. Es fällt mir überhaupt nicht schwer, in anderen Gedichten Inversionen zu tolerieren, es sei denn, sie sind sehr ausgeprägt. Aber bei mir selbst kann ich es einfach überhaupt nicht. Da bin ich so akribisch, das glaubt gar niemand, der nicht erlebt hat, dass ich (im übertragenen Sinn) in die Tischkante beiße, wenn ich mich bei so etwas "ertappe" ... Auf jeden Fall behalte ich für "künftige Gedichte im Hexameter" die Möglichkeit des Abschlusses mittels eines Pentameters (die Idee an sich finde ich gut! ) "im Hinterkopf". Ich bedanke mich also nicht nur für deine Mühe, sondern auch für eine gute Idee. Liebe Grüße Stimme
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26.12.2011, 14:54 | #9 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
Celan wurde für seine Todesfuge von den Dichterkollegen beim ersten Vortrag in der gemeinsamen Runde ausgelacht. Van Gogh ebenso für seine von der damaligen Norm abweichenden pastosen und flächigen Malweise von den Maler-Kollegen belächelt. usw. usf. Was kritisiert man heute? Wie wird das Kritisierte und die Diskussion an sich in hundert Jahren wahrgenommen? Die Geschichte wiederholt sich da nicht nur - sie funktioniert anscheinend genau nur so. Egal ob in der Musik, der Malerei bzw. bildnerischen Kunst oder der Schreibkunst. Das sollte man bei all dem nie aus den Augen verlieren. Kunst bzw. jeglicher künstlerisch motivierte Ausdruck ist immer auch Zeitzeugnis der vorherrschenden Kultur. Der Spiegel der Gesellschaft in genau diesem Zeitabschnitt. liebe grüße, fee |
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26.12.2011, 16:42 | #10 | ||
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Liebe fee,
du hast das Zitat ein wenig aus dem Zusammenhang herausgenommen. Ich führte das ja (mit einem Augenzwinkern übrigens) fort: Zitat:
Wie du siehst, habe ich nichts aus den Augen verloren, sondern lediglich über die sich immer wiederholende Tatsache geschmunzelt, dass Neues immer mit Misstrauen "beäugt" wird - so lange es neu ist. Klopstocks Innovationen haben zu Verbesserungen und erweiterten Möglichkeiten geführt. Das war auch bei Goethe und Schiller der Fall. Das für mich Amüsante dabei ist eben, dass paradoxerweise etwas Neues erst dann als "Neuheit" akzeptiert wird, wenn es eigentlich schon wieder "alt" ist. So sind wir Menschen halt. Zitat:
Liebe Grüße Stimme
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