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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 25.12.2011, 21:14   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard An die Dichter

Sagt, wo seid ihr, Dichter, Zeitgenossen!?
Stille ragt zu lang schon in die Seiten,
wo so hehr, so frei Gedanken sprossen,
um des Wortes Schönheit zu verbreiten!

Sagt, was tut ihr, Dichter, Zeitgenossen!?
Habt ihr nichts mehr irgend auszusagen,
das, wie Öl, in leisen Brand gegossen,
brausend lodert wie ein Flammenragen?

Sagt, wer seid ihr, Dichter, Zeitgenossen!?
Tanzt die Feder oder schweigt sie schon?
Oder hat wie mich euch lang verdrossen
kalter Zeiten Widersinn und Hohn?

Sagt, wo seid ihr, Dichter, Zeitgenossen!?
Gebt mir Antwort oder gebt mich frei!
Aller Welt war ich einst aufgeschlossen -
doch zu lang schon bin ich nur "dabei"...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 26.12.2011, 14:46   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

Und? Ist nicht Dabei-Sein alles?
Tröstet nicht im Falles des Falles
jenes Wissen um den Ort?
Manche Zeit hüllt sich in Schweigen,
will uns in der Stille zeigen
Wesentliches, ohne Wort.

In der dunklen Zeit des Jahres
wandelt sich in Wunderbares
noch die kleinste Kleinigkeit.
Lass die Dichter schweigen, staunen.
Schau: Sie lauschen nur dem Raunen.
Sind zum Aufbruch sie bereit?

Nur Geduld! Es kommt die Stunde,
da entringt sich jedem Munde
Dank und Freude ringsumher -
und mit frühlingsleichtem Schwingen
lässt sich Schwieriges bezwingen,
wird der Trübsal Becher leer....
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (29.12.2011 um 10:06 Uhr)
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Alt 26.12.2011, 20:32   #3
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard An die Dichter

Wir sind (noch) immer da
beschreibend manche leere Seite
da die Enge
dort die Weite
kämpfend mit so vielen Worten
suchend an so vielen Orten
nach der Schönheit
der Sprache
der Menschen
der Natur
des Lebens
nur dann wissen wir
nicht alles
war vegebens.
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Alt 26.12.2011, 21:55   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, larin, wüstenvogel!

Vielen Dank für eure tollen Antwortgedichte!
Das Gedicht war ein Ad-hoc-Schnellschuss in einem anderen Forum, weil ich mich dort langweilte. Man kann es aber auch auf die heutige Situation der Lyrik im Allgemeinen beziehen.

LG, eKy
__________________
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Alt 27.12.2011, 09:35   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hi eky,
deinen dringenden wunsch nach resonanz hate ich wahrgenommen - deshalb das antwortgedicht.

lg,larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.12.2011, 22:00   #6
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard An die Dichter

Hallo Erich,

was meinst du mit "Situation der Lyrik im Allgemeinen?"

Bezieht sich das u. a. auf die Zeile in deinem Gedicht:
"Habt ihr nichts mehr irgend auszusagen?"

Ich habe mit vielen Werken der "modernen Lyrik" so meine Schwierigkeiten,
ich finde, da geht oft es oft nur um möglichst unverständliche Wortgebilde.

Im Frühjahr habe ich mir das "Jahrbuch der Lyrik 2011" (DVA) gekauft und musste feststellen, dass ich mit fast allen Gedichten darin nichts anfangen
konnte (Vielleicht bin ich ja zu ungebildet).
Dann habe ich mir "angemaßt", ein kritisches Gedicht über einen großen Teil der modernen Lyrik zu schreiben, das ich jetzt mal einstelle.
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Alt 28.12.2011, 12:39   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Da bin ich voll und ganz bei dir, wüstenvogel!

Ich halte nichts von "Strukturprosa", wie ich moderne Lyrik gerne nenne - das Wort "Lyrik" ist nämlich - mit sehr wenigen Ausnahmen - zu gut für solch "Abgetropftes", wie ich meine!

Hier wird Banales zur hohen Kunst stilisiert, somit kann und darf JEDER ein Dichter sein und sich so nennen, der die Frechheit hat, seinen zerebralen Auswurf als "hohe Kunst" zu deklarieren! WER möchte es anhand hirnverwixter Literaturkritiker und literarischer Modejunkies, die dieses Gerotze auch noch hochjubeln, noch wagen, diesen Ausverkauf der Sprache, diese Vergewaltigung des Schönen kritisch laut zu hinterfragen!?
Und vor allem - WER würde zuhören!?
Da Lyrik an und für sich ohnehin nur noch ein Nischendasein führt und nur noch eine marginale Anzahl von Verfechtern hat, geht dieser bedauerliche Kulturgutverfall praktisch lautlos vonstatten. Nach einer Stunde foltertauglichen TVs mit Proletendeutsch (Auch "Containerdeutsch" genannt...) und/oder "Kanakisch" (so wird es unhöflicherweise bezeichnet - isch bün gain Rassyst, voll äscht, Alda, ey...) ist man ja sogar für den Schmonzes a la "Verse libre" empfänglich! Trauriges Land!
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.12.2011, 13:12   #8
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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ihr wisst aber schon, dass ihr mit euren verallgemeinerungen hier z. bsp. leute wie mich, die sich beim schreiben von "vers libre" nicht nur was überlegen, sondern ebenso wie ihr herzblut da reinlegen, kränkt, oder? also mich jedenfalls kränkt das. auch, weil ich dieses sich-verbünden als front empfinde, die sich da entgegenstellt und sagt "wir wolln euch/dich nicht. lass uns in ruh mit deinem mist".

dass sich ohnehin immer nur solche wie ich um derartiges bücken, die eigentlich nicht in erster linie gemeint sind, ist mir schon klar. doch wir wären nicht so, nähmen wir uns nicht die dinge zu herzen, die uns so unterkommen. würde an allen alles einfach abgleiten, wäre die menschheit nicht weit gekommen, behaupte ich mal. und in einen topf geworfen zu werden mit einer "sorte selbsternannter künstler", denen lauter schlechte motive, unwissen und wasweißichnoch unterstellt wird, ist nicht schön. und momentan les ich es hier im forum einfach zu gehäuft, um es übergehen oder mich wohlfühlen zu können.

ich hab weder not, meine lyrik hier zu verteidigen oder zu rechtfertigen, noch hab ich es not, mir das von sich-inr-rage-schreibenden verfechtern der "einzig wahren" lyrik derart vermiesen zu lassen.

umgekehrt les ich das nämlich nie, dass jene, die ernsthaft(!) ihre vers-libre-lyrik schreiben (sich also was dabei denken, daran arbeiten und feilen und nicht einfach so mal was lieblos hinrotzen und es dann lyrik nennen) die schreiber und liebhaber der festen, älteren formen derart über einen kamm scheren und degradieren.

ich bin jetzt echt sauer. ihr seid auf dem besten weg, eine der vers-libre-schreiberinnen als auch-liebhaberin eurer geliebten "lyrik" zu verlieren, die euch bisher auch gerne mal hier und da einen kommentar schrieb und eure texte genossen hat. ich fühl mich hier einfach in ein schlechtes licht gerückt. aber anscheinend sind kommentare einer "solche-lyrik"-schreiberin ohnehin nicht von gewicht - was kann die schon über "wahre dichtkunst" wissen.

und jetzt mag ich erstmal nicht mehr.
danke, dass ihr mir die laune verdorben habt.


gruß

fee

Geändert von fee (28.12.2011 um 13:52 Uhr)
fee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.12.2011, 14:02   #9
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Erich Kykal,

im Sinne des Forenfriedens möchte ich dich wirklich darum bitten, deinen Tonfall zu mäßigen und sachlich zu bleiben.

Selbstverständlich steht dir deine persönliche Meinung frei, aber Formulierungen wie "zerebraler Auswurf" , "hirnverwixte Literaturkritiker", "literarische Modejunkies" und "Gerotze" sind nicht angebracht.

Zitat:
Schmonzes a la "Verse libre"
ist eine Verallgemeinerung, die von Vertretern dieser Stilrichtung als persönlicher Angriff und als Beleidigung verstanden werden kann.

Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Dennoch sollten Meinungsäußerungen und Diskussionen auf sachlichem, überlegtem Niveau stattfinden.

LG

Stimme der Zeit
i. A. der Moderation
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.12.2011, 14:43   #10
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard An die Dichter

Hallo Erich, fee, Stimme,

es tut mir sehr leid, wenn ich hier den Eindruck erweckt habe, moderne Lyrik allgemein und grundsätzlich zu verdammen, zumal ich mich selbst dieser "Richtung" zuordnen würde. Wie an meinen Gedichten zu sehen ist, mag ich es sehr, "freie Verse" zu schreiben - mal gereimt, mal ungereimt.
Jedes einzelne Gedicht - egal wie alt oder in welcher Form es geschrieben ist, sollte für sich betrachtet werden.
Leider gibt es meiner Meinung nach heutzutage viele Gedichte, die es unmöglich machen, einen Zugang zu ihnen zu finden. Das ist natürlich völlig subjektiv. Diese Art von Gedichten habe ich in diesem Forum noch nie gefunden (und auch in anderen kaum).
Niemals - zu keiner Zeit und an keinem Ort würde ich mir anmaßen, meine kleine, bescheidene Art der Dichtkunst(?) zum Maßstab für alle zu machen -
welcher Größenwahn!
Deine Reaktion, fee, hat mich sehr betroffen gemacht.

Alles Liebe

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
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