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Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

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Alt 17.01.2012, 19:13   #1
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard Geisterhaft (Versuch einer alkäischen Ode)

ich musste das jetzt einfach mal probieren, nachdem mich chavalis und stimmes beiträge darauf gebracht hatten. nur um zu sehen, wohin mich diese form führt. ich war weder auf bewusst moderne noch altertümelnde sprache fixiert: geworden ist es dennoch höchst antiquiert. vermutlich, weil sich so vieles leichter in die metrische vorgabe "zwingen" lässt...
spaß hat es dennoch gemacht. und wie man liest, konnte ich dabei auch nicht wirklich ernst bleiben...




Des späten Abends, just als der Mond ihm schien,
da fasste einer, grad erst zum Mann gereift,
den Mut und ging geradewegs zum
Friedhof, die Schritte gewagt bemessen!

Vom Kirchturm tönt' es: Mitternacht schlug die Stund'.
Auf Gräbern Lichter - flackernder Reigen wars.
Es schlug das Herz im Hals recht bange,
sank so dem Jüngling der Mut ins Beinkleid.

Des Kauzes Krächzen, hallend wie Todes Ruf!
Und Windhauchs Kälte, tief ins Gebein gefahrn;
ihm war, er hätt' die Endlichkeit ge=
spürt; seine letzte geschlagne Stunde!

Er floh gen heimwärts, niemals mit Blick zurück!
Welch grause Geister! Was, wenn sie ihn gefasst?!
Noch heute meidet er die Stätte,
ziert seine Locken manch weiße Strähne.




.fee ´12
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (18.01.2012 um 11:46 Uhr)
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Alt 18.01.2012, 09:55   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Liebe fee,

ich finds toll, dass du auf den Experimentierzug aufgesprungen bist und bin überzeugt davon,
dass du dich an die Regeln einer alkäischen Ode gehalten hast, was die Schreibform betrifft
(nachgeprüft hab ich es nicht, aber es hört sich so an )

Inhaltlich finde ich es wirklich fantastisch - und in die richtige Rubrik eingestellt
Da wähnt man sich doch gleich mitten auf dem Friedhof bei Nacht - eine Gruselgeschichte

Ich mag vor allem auch die ausdrucksstarke Interpunktion.
Also mir gefällt dein Erstling in dieser Richtung sehr.


Geisterhaften Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 18.01.2012, 10:09   #3
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

Werte Chavali, ich danke! Es hat mich dein Lob recht erfreuet!


im ernst (und hexameter beiseite): ich hab mächtig gebastelt (und finde immer noch kleine unreinheiten im text, was die metrik angeht *grml) und bin natürlich deshalb hocherfreut, wenns gut ankommt.

das basteln allerdings hat wirklich spaß gemacht. grad die alkäische odenstrophe hat ja eine sehr zwingende, prägnante betonungs-melodie. da sitzt man dann vorm pc und macht "hm-HM-hm-HM-hm / HM-hm-hm-HM-hm-HM" vor sich hin und freut sich, wenn die worte an die richtige stelle "klickern". kam mir fast vor wie "wort-tetris".

allerdings - und das bin nun mal ich - brachte ich nichts ernsthaftes zustande. dazu find ich die form nun mal zu antiquiert, um sie allen ernstes mit pathos UND ernsthafter aussage verbinden zu wollen. stimmes hexameter hat mich aber auf den gedanken gebracht, dass die alkäische odenstrophe für werbezwecke höchst geeignet sein könnte. (ich werde dem baldigst auf den grund gehen... )

schön finde ich, dass deine (und stimmes) experimentierfreude mir immer wieder mal neue impulse für "fingerübungen" geben. die schaden nie, so nebenbei lernt man die grundlagen noch ein wenig besser und verfestigt sein gespür für metrik ganz allgemein. ist doch fein. wenn dann auch noch das lieblings-genre dazupasst - was will ich mehr?

danke für den lieben kommentar und schaff schon mal die nächste strophenform ran. *giggle


deine fee
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Alt 18.01.2012, 10:51   #4
Stimme der Zeit
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Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
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Beiträge: 1.836
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Liebe fee,

erst mal ein dickes Kompliment, das ist wirklich die erste lustige alkäische Ode, die ich lesen durfte.

Mein persönliches "Glanzlicht":

Zitat:
Es schlug das Herz im Hals recht bange,
sank so dem Jüngling der Mut ins Beinkleid.
Besonders humorvoll gelungen finde ich, dass das Herz im Hals schlägt und dem Jüngling der Mut ins Beinkleid sinkt - die Formulierungen sind einfach toll.

Auch dieser Zeilenumbruch ist top:

Zitat:
ihm war, er hätt' die Endlichkeit ge=
spürt; seine letzte geschlagne Stunde!
Mir gefallen auch die "eingebauten" und bildschön variierten Redensarten wirklich sehr. "Jemandem schlägt das Herz bis zum Hals", "die letzte Stunde hat geschlagen", "von etwas graue Haare bekommen" (hier die "Steigerung": weiß).

Auch gut ist die Anspielung auf den Käuzchenruf, der im Aberglauben ja den nahenden Tod "verkündet". Und auch "die Stätte meiden" sowie "niemals einen Blick zurückwerfen".

Ich bemerke immer wieder, wie gewandt (das Wort, finde ich, trifft es am besten) du mit der Sprache umgehen kannst. Und mit der Form - um das ebenfalls zu erwähnen.

Nichts zu bekritteln, denn mir ist klar, dass du es kannst (das zeigt mir auch das genaue Einhalten der Zäsuren in den ersten beiden Versen der Strophen). Ich gehe bei allem von Absicht aus - und es passt gut zum Inhalt.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 18.01.2012, 11:51   #5
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asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit Beitrag anzeigen
das ist wirklich die erste lustige alkäische Ode, die ich lesen durfte.

....

Ich bemerke immer wieder, wie gewandt (das Wort, finde ich, trifft es am besten) du mit der Sprache umgehen kannst. Und mit der Form - um das ebenfalls zu erwähnen.

liebe stimme,

ich fürchte, ich könnte gar keine anderen als lustige alkäische oden schreiben.
naja - vielleicht versuch ichs ja nochmal.

dein lob der sprach-gewandtheit macht mich stolz und verlegen zugleich. ein dickes danke-bussi dafür!!!!

freut mich, dass es dir so gut gefällt. ich hatte wirklich jede menge spaß beim schreiben und die redewendungen waren gar nicht beabsichtigt, boten sich aber - anscheinend durch die form bedingt - gradezu von selbst an.


herzliche grüße

deine fee
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