14.09.2012, 22:13 | #1 |
TENEBRAE
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Die Summe aller Tage
Ich schöpfe Tag aus meiner Hände Schale
wie ein Verschmachtender an einem Fluss. Ich trinke gierig ihn vieltausend Male, wohl wissend doch, dass ich verdursten muss. Ich greife lüstern in der Nächte Falten, ertaste Weiches, das sich willig fügt. Mag sein, ich könnte es sogar behalten, doch ich erforsche lieber - das genügt. Ich weiß die Bilder, die mich fordernd locken, vernahm die Flüstertöne ihrer Macht. Die Zeit verrinnt, der heiße Strom fällt trocken. Die Bilder schwinden, sterben unbewacht. Ich bleibe länger als der Sinn des Lebens in meinem Körper und erkenne an: Es war vielleicht, war ganz, war nicht vergebens, und letztlich endet es, wie es begann.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (16.09.2012 um 10:28 Uhr) |
15.09.2012, 14:56 | #2 | ||
Galapapa
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Hallo Erich,
ein sehr gefühlvolles Gedicht, das die Betrachtung des eigenen Lebens (aus der Sicht des lyrischen Ich) beschreibt. Traurigkeit, Schwermut und eine tiefe Müdigkeit schwingen im Text mit, besonders an der Stelle Zitat:
wo der Tiefpunkt der Betrachtung erreicht wird. Das ließe an Altersdepressionen denken wenn nicht der Zusatz Zitat:
Ich kenne diese Gedanken und mich selbst im Text wieder und bin sehr beeindruckt. Ein sehr schönes Gedicht! Der oben zitierte Satz "Es war vielleicht..." erscheint mir ein wenig umständlich ausgedrückt. Mir würde hier besser gefallen "Es war vielleicht nicht ganz und gar vergebens...". Herzliche Grüße! Galapapa |
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15.09.2012, 19:44 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Charly!
Schön, dass du wieder da bist! Mit dem Satz "Es war vielleicht, war ganz, war nicht vergebens" wollte ich das Gefühl der Sinnlosigkeit vermitteln, dass es nämlich im Grunde egal ist, wie man sein Leben empfand - es endet, und nichts wird folgen. Das glaube zumindest ich, doch egal, was man glaubt, es bleiben Unsicherheit, Zweifel, Vieldeutigkeit. Ob als Optimist oder Tief(jenseits)gläubiger, ob als Pessimist oder Realist, ob als Agnostiker oder Atheist - letztlich nivelliert das existenzielle Ende alle Überlegungen ins Obsolete. Deine Aussage ist eine ganz andere: "Es war vielleicht nicht ganz und gar vergebens" vertritt eine annähernd positive Grundhaltung, die zumindest Hoffnung vermitteln will. Lyrisch sicherlich schöner, widerspricht diese Aussage aber leider meinen diesbezüglichen Intentionen. Vielen Dank für deine Gedanken. Dass du dich wiedererkennst, tut mir leid - eigentlich wollte ich nur mein eigenes Lebensgefühl verdeutlichen. LG, eKy
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16.09.2012, 13:58 | #4 |
ADäquat
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Hallo eKy,
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16.09.2012, 16:08 | #5 |
TENEBRAE
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Danke für die Blumen, liebe Chavali!
LG, eKy
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10.10.2012, 21:15 | #6 | |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
"Die Summe aller Tage" birgt ein hingeworfenes Ergebnis, das, wenn es nachgeprüft wird, mehr hinterlässt, als ein stimmendes Ergebnis selbst. Objektiv und rechnerisch mag es stimmen - a b e r lyrisch gesehen und aufgesaugt fliesst es weiter. Das Melancholische daran ist, dass es ohne unsere (deine ) Kontrolle im Fluss bleibt. Es ist "tragisch" schön und lyrisch wertvoll, weil ... Lieblingsdichter, was willst du? Du bist erkannt, anerkannt - dir fehlen nur die Auflagen zu Lebzeiten. Zitat:
Voll des Lobes, wie immer, liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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11.10.2012, 08:33 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Wow! Mein "Fanclub" vergrößert sich! Derart des Lobes voll ist ansonsten nur Cyparis! Vielen Dank für den "Aufbaubeitrag"!! Da meine Gedichte nie "geplant" sind und eigentlich stets einer aktuellen Gefühlslage oder einer spontanen Eingebung folgen - wohin auch immer, fühle ich mich auch stets ein wenig des Lobes unwürdig, denn "bewusst" habe ich ja kaum was dazu getan! Das kommt aus einer Ebene, auf die ich nur magelhaft und selten aktiv zugreifen kann. Es kommt mir irgendwie vor, als schmückte ich mich da quasi mit "fremden Federn"... Der "Fremde" in mir sagt jedenfalls auch Dankeschön! LG, eKy
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