Liebeslied

[Christian Wolf]

Wir sind rastlose Seelen die sich verbinden wollen,
Und die Konturen der einen zu den Konturen der anderen werden sollen.
Stattdessen gibt es keinen Rhythmus zwischen den Seelen,
Wir zerbrechen an der anderen,
Es sind Harmonien die uns fehlen.
Wie Wasser und Feuer aneinander zugrunde geht,
So ist es unsre Differenz die uns im Wege steht.

Wie soll ich Liebe beschreiben,
Wenn ich noch nicht gefunden habe den,
Der mein Bildnis im Glanze seiner Augen trägt,
Den Wunsch zur Unsterblichkeit sich hegt,
Und meine Seelenwelt versteht.

Ich kann sie Fühlen,
Wie die Wärme der Flamme vorausgeht,
Ich kann sie fühlen,
Wenn ein Wesen vor mir steht,
Das mich so ehrlich froh noch lachen lässt,
Mit Hingabe vor Freude ihres Anblicks,
Wie sie mit Sanftmut wegschreitet,
Kein Blatt sich unter ihr bewegt,
Wie ein Geist in meinen Träumen weht,
Und meiner Sicht entgleitet,
Und doch still hinter dem Schleier stets,
Ein Lächeln ihren Gang begleitet.

Ein süßes Lied mag mir im Blättertanze hergetragen werden,
Ein mild- rosernes Erahnen von Klang und Einheit,
Möge das Lieben mich belehren.

Möge der Tag kommen,
An dem ich diese Melodie,
Endlich für dich spielen kann,
Und sie dich einhüllt,
Verführt und anzieht,
Gefangen nimmt in meinem Bann.