10.05.2013, 20:32 | #1 |
TENEBRAE
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Das Gesicht im anderen Wagen
Wie war mir seltsam sonderbar zumute
in der Sekunde, als dein Blick mich fing, mit deinem Lächeln mir zu Herzen ging, als wär's auf Erden alles einzig Gute. Und wäre sie verströmt mit meinem Blute, der Seele war es gleich, die an dir hing wie ein geschmolzenes, missglücktes Ding, und doch erfüllt dabei mit frohem Mute. Doch lächelnd immerzu entschwand dein Leben, vorbeigetragen wie ein Blatt im Wind. Zu kurz, zu jäh für ein einander Geben, das Herzen fühlen, wenn sie selig sind. Dies Leiden noch, sich drüber weg zu heben - und ewig schlafen wie ein totes Kind...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (21.01.2018 um 12:41 Uhr) |
22.05.2013, 21:43 | #2 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
du ahnst nicht, wie sehr mich dieses Sonett berührt - "Das Gesicht im anderen Wagen". Vorab, es ist wunderbar und erfasst Träume und Fantasien einer Reise, die während ihrer nichts weiter zu tun hat, als sich jenen hinzugeben. Ist es nicht "seltsam"? Im Vorbeirasen nimmt man träumerischer wahr, als zum Beispiel im Stau. Im Stau schaut man eher verlegen und uninteressiert weg. Das in Sekunken fliehende Gesicht, womöglich lächelnd, macht einen großen Film. (Ich habe einmal mit meiner Tochter zu genau diesem Thema diskutiert und offenbart - wir hatten ungeheuren Spaß und staunten über Gedanken, die Generationen wieder vereinen.) Wir wissen, was wir haben und nicht haben - wir träumen davon, was an uns vorüber geflogen ist. Gefällt mir sehr. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
22.05.2013, 21:54 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Das scheint eine Urkonstante der menschlichen Natur zu sein - ich könnte heute keinen Zeitpunkt, kein Gesicht mehr damit verbinden, aber der Gedanke an sich, der intensive Blick allein, geballt in den Moment des rasch Vorüberziehens, der sich der Seele einbrennt, wie nicht mal ein großer Wendepunkt im Leben es vermag - der bleibt präsent ein Leben lang! Dabei spielt es offensichtlich keine Rolle, wer das wirklich war und ob es je funktioniert hätte...der magische Augenblick berührt etwas tief in uns, selbst wenn man kein Leid verspürt, keiner möglicherweise verpassten Chance nachtrauert. Interessant! Vielen Dank für das freundliche Mitdenken und Mitfühlen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (17.06.2019 um 20:20 Uhr) |
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