07.09.2013, 22:36 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nur ein Mensch
"Wenn Sie sich selbst einen Inder oder einen Moslem oder einen Christen oder einen Europäer oder irgendetwas anderes nennen, sind Sie gewalttätig. Sehen Sie, warum das Gewalt ist? Weil Sie sich vom Rest der Menschheit abtrennen." (Krishnamurti)
Bin nur ein Mensch einer von vielen kein Jude kein Moslem kein Christ kein Hindu kein Buddhist. Gehöre (zu) keinem Land keiner Partei (nur in mir selbst bin ich frei) meine Heimat liegt überall auf diesem kleinen Erdenball. Viel mehr was uns verbindet statt zu trennen warum fällt es so schwer das endlich zu erkennen? |
08.09.2013, 16:49 | #2 | |
Lyrische Emotion
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Hallo wüstenvogel,
das kann ich so unterschreiben, wie es ist. Zitat:
Sie glauben, zu wissen, wie es in Wirklichkeit ist. Dabei schauen sie voller Mitleid und manchmal auch voll von Hass auf die anderen herab, die nicht ihre Gesinnung besitzen. Viele von ihnen wollen auch andere retten, haben ein Helfersyndrom, sind übertriebenn altruistisch oder sogenannte Gutmenschen usw... Aber eine andere Frage: Passen dann laut Aussage im Gedicht Atheisten, Staaten- oder Parteilose nicht auch genau in dieses Schema, weil sie sich auch von den anderen trennen? Das ist schwer zu beantworten, denn letztlich besitzt wohl jeder Mensch seine ganz individuelle Überzeugung - so, wie sie auch Krishnamurti besessen hat. Wenn Letzterer nämlich nicht gemeint hätte, dieser Welt etwas geben zu können, dann hätte er sicherlich keine Lehre entwickelt, um diese mitzuteilen. Natürlich gilt dies auch für andere Philosophen und für all jene, die irgendeiner universalen, geistigen, intellektuellen und/oder ethischen Bewegung angehören. All jene vertreten eine ganz eigene Weltvorstellung und trennen sich somit vom Rest, weil sie sich eben abheben. Das ist ein sehr komplexes Thema, das wir hier nicht weiter auf die Kürze erörtern können. Ich wollte lediglich einen Denkanstoß da lassen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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09.09.2013, 20:38 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nur ein Mensch
Hallo Falderwald,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich "glaube", das es so ist - auch wenn man sich einen Atheisten oder Pazifisten oder Anarchisten nennt - auch dann trennt man sich vom Rest der Menschheit. Es scheint ein zutiefst menschliches Bedürfnis zu sein, sich irgendwelchen Gruppierungen zugehörig fühlen zu müssen -Teil sein zu wollen - um den Preis, sich vom "Ganzen" (was immer das sein mag) abzutrennen. Krishnamurti hat uns "Lehren" voller Weisheit und Wahrheit gegeben, und doch wollte er nie "Lehrer" sein und hat immer wieder dazu aufgerufen Alles in Zweifel zu ziehen - auch seine eigenen Aussagen. Dieses Paradoxon hast du sehr gut erkannt. Er hat den Orden, den man extra für ihn gegründet hat, aufgelöst, weil er sagt: "Die Wahrheit ist ein pfadloses Land." Jeder muss seine eigene Wahrheit finden, seine eigenen Wege dorthin. Das hat viel mit Religiosität zu tun, aber sehr wenig mit Religion. Wenn ich meine eigenen Welt- und Wertvorstellungen entwickle, dann trenne ich mich dadurch vom Rest der Menschheit, doch in den meisten anderen "Dingen" (körperliche, emotionale, soziale Bedürfnisse, um nur einiges zu nennen) bin ich mit allen Menschen verbunden. Es war meine Absicht, auf das Verbindende hinzuweisen - das was uns trennt, wird jeden Tag auf's Neue beschworen. Jeder Mensch ist ein einzigartiger Ton in der unfassbaren Sinfonie des Lebens doch nur gemeinsam kann sie erklingen! Viele liebe Grüße wüstenvogel |
09.06.2014, 11:11 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo wüstenvogel,
universal gesehen stimmt die Aussage, dass meine Heimat der ganze Planet Erde ist. Jedoch bezeichnet der Begriff Heimat etwas Abstraktes, nicht Fassbares, weil jeder Mensch eine andere Auffassung davon besitzt. Viele verbinden mit Heimat den Ort, in den sie hineingeboren wurden, andere sehen darin mehr eine geistige Heimat Psychologisch gesehen ist Heimat also ein rein subjektives Empfinden und besitzt eine räumliche, eine zeitliche, eine soziale und eine kulturelle Dimension, in denen Identität, Charakter, Mentalität, Einstellung und Weltauffassung eines Menschen geprägt werden. Ich muss mich weder mit einer Glaubensgemeinschaft noch mit einer Partei oder mit einem Land identifizieren, um eine Heimat zu finden. Wichtig ist es m.M.n. eine Heimat in sich selbst zu finden, dann kann man auch an jedem Ort dieser schönen Welt leben. Und deshalb, weil wir alle nur Menschen sind, fällt es so schwer zu erkennen, was uns eigentlich alle verbindet, denn Menschsein bedeutet einsam zu sein, gefangen in der eigenen Individualität und dem Wissen darum. Darin kann ich nichts Gewalttätiges erkennen, weil durch die eigene Persönlichkeit jeder Mensch schon vom Rest der Menschheit getrennt ist. Das ist seine Natur. Damit richtig umzugehen, ist allerdings eine andere Sache. Dein Gedicht hat mich sehr nachdenklich werden lassen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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09.06.2014, 22:46 | #5 |
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Nur ein Mensch
Hallo Narvik,
danke für deine Bemerkungen. Deinen Begriff von "Heimat" teile ich völlig - in uns oder nirgendwo liegt Heimat. Natürlich hat jeder Mensch eine eigene, unverwechselbare Identität. Doch deswegen muss er sich über keine Gruppe definieren. Diese ganzen -ismen hängen mir zum Hals raus. Es stimmt - wenn ich mich einen Christen, Pazifisten, Deutschen oder was auch immer nenne, dann entferne ich mich vom Rest der Menschheit - ob das gewalttätig ist oder nicht, weiß ich nicht. Es gibt so vieles, was uns verbindet und so wenig, was uns trennt. In irgendeinem Gedicht habe ich mal geschrieben: Jeder Mensch ein einzigartiger Ton in der unfassbaren Sinfonie des Lebens jeder muss irgendwann verklingen doch keiner war vergebens. Nur zusammen können wir (über)leben. Viele liebe Grüße wüstenvogel |
14.06.2014, 09:36 | #6 |
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Hallo wüstenvogel,
ich akzeptiere deine Haltung und kann sie gut nachvollziehen, doch für mich sehe ich darin ein kleines Problem. Was verbindet die Menschen? Das ist wohl in erster Linie das Menschsein und damit ist eigentlich schon eine Gruppendefinition gegeben, weil sich durch diese Spezifikation das Wesen Mensch schon von allen anderen Lebewesen abhebt. Zudem ist der Mensch ein Herden- oder Rudeltier, und m.M.n. war diese Möglichkeit des Zusammenschlusses die einzige Chance in der einstmals wilden Natur das Überleben sicherzustellen. In einem universellen Zusammenhang ist er natürlich ein Teil des großen Ganzen. Diese Erkenntnis reicht aber nicht aus, um sich zu individualisieren. Und das ist eben eine der Eigenschaften, die das Menschsein ausmacht. Außerdem kann man m.M.n. nicht alle "ismen" pauschalisieren. So ist der Mensch z.B. auch ein Organismus. Zudem sind auch nicht alle Christen, Deutsche, Atheisten usw. gleich in ihren Grundhaltungen, wenn sich sich eine dieser Gruppen zugehörig fühlen. Dass daraus Probleme entstehen können, ist unbestritten und darauf läuft ja auch deine Argumentation hinaus. Doch ich denke, dass eine Auflösung dieser Schemata dem Verlust der individuellen Identität gleichkäme, was gleichzeitig den Verlust von individuellen Gefühlen bedeutete. Der Mensch würde in diesem Falle uniformiert und roboterhaft sein. Und dieser Gleichmacherei kann ich persönlich nicht viel abgewinnen. Aber es ist hochinteressant, darüber mit dir zu diskutieren. Herzliche Inselgrüße Narvik
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15.06.2014, 21:55 | #7 |
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Nur ein Mensch
Hallo Narvik,
ich bin ein absoluter Gegner von jeder Art von Gleichmacherei - doch tun das viele Religionen und andere Ideologien nicht? Alle glauben und tun das Gleiche, denken das Gleiche (das ist jetzt natürlich etwas überspitzt formuliert, doch ich denke, es wird klar, wie ich es meine). Erst in einem "Freiraum" - einem Raum, der frei ist von irgendwelchen vorgegebenen Denkschemata - erst dort kann sich wirkliche Individualität entwickeln und entfalten. Natürlich sind wir alle von vielen Dingen beeinflusst, mir geht es ja auch "nur" darum, sich dieser Beinflussung ein Stück weit bewusst zu werden. Viele liebe Grüße wüstenvogel |
17.06.2014, 10:16 | #8 |
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Hallo wüstenvogel,
selbstverständlich geschieht Gleichmacherei in den meisten Religionen und Ideologien, aber sind es nicht erst die verschiedenen, vorgegebenen Denkschemata, die verglichen werden können, um sich daraus eine Sicht auf die Dinge zu bilden? Ist es nicht das, was ein Mensch braucht, um für sich zu der Erkenntnis zu gelangen, was richtig und was falsch ist? Denn genau darum geht es dir ja, wie du schreibst. Man kann sich also erst von etwas lösen, wenn man etwas erfahren hat. Das ist ein schwieriger Prozess, und m.M.n. meinen wir doch dasselbe. Ich hätte eben nur Angst davor, dass es zu einer Art Gleichmacherei führen würde, wenn wir alle unsere Denkschemata ablegen könnten, weil dann die Willensfreiheit, sich zu entscheiden, nicht mehr gegeben wäre. Der Atheist z.B. hat sich bewusst gegen Religion und Religiosität entschieden und ist damit viel mehr Weltbürger, als ein Anhänger irgendeines Glaubens. Der Glaubende hingegen ist derjenige, der sich von anders denkenden und glaubenden Menschen mit seinem persönlichen Glauben abgrenzt. Also meinen wir im Grunde doch dasselbe. Auch wenn wir hier vielleicht ein wenig aneinander vorbei reden. Aber ich denke, wir verstehen uns. Herzliche Inselgrüße Narvik
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