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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 21.12.2013, 14:47   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
Standard Nebeltrauer

Die Welt war Schweigen und Geruch,
als ich der stillen Wege ging.
Des Nebels kühles Seidentuch
berührte meine Traurigkeit,
und wo er in den Bäumen hing,
verfing verloren sich die Zeit.

Aus Schatten wurde Baumgestalt
mit jedem Schritt ins weiße Nichts,
das mit verwunschener Gewalt
die Sinne trügt auf manche Art,
sodass man zaudert angesichts
der Furcht, die den Betrachter narrt.

Das leise Knacken in den Reisern -
ein wildes Tier, das dich beschleicht?
Du eilst voran mit immer leisern,
gar unterdrückten Atemzügen.
Die Angst macht deine Schritte leicht
und straft die Ungewissheit Lügen.

Dann endlich Blau und weite Sicht!
Man mäßigt seinen Gang und weiß:
Das Ding im Nebel scheut das Licht.
So geht es öfter, nur nicht heute.
Ich blieb im Nebel, ging im Kreis,
und wollte Kummer sein - und Beute.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 22.12.2013, 18:59   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber eKy,

zuerst ergibt man sich als Leser der vertrauten Stimmung im Nebelgang, erkennt die gespenstischen Bilder und beängstigenden Geräusche.

Dann,

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Die Angst macht deine Schritte leicht
und straft die Ungewissheit Lügen.

Dann endlich Blau und weite Sicht!
Man mäßigt seinen Gang und weiß:
Das Ding im Nebel scheut das Licht.
ab "Lüge" - gerät man taumelnd aus dem "leichten Schritt" und erkennt in klarer Sicht die Täuschung.

Doch hier:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
So geht es öfter, nur nicht heute.
Ich blieb im Nebel, ging im Kreis,
und wollte Kummer sein - und Beute.
kommt die "persönliche Betroffenheit" des lyr. Ich wie mit einem Schlag durch und erfasst ebenso schlagartig den Leser.

Wunderbar verdichtet und verleitet.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 22.12.2013, 23:16   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Dana!

Das Gedicht spielt sozusagen auf zwei Ebenen: Die eine beschreibt ein trauriges Lyrich auf einem Waldspaziergang im Nebel. Im Mittelteil extemporiert das Lyrich quasi in der Vorstellung und beschreibt die Ängste, die einen in solchen Situationen beschleichen können, und wie erleichtert man danach ins Klare tritt.
Zuletzt kehrt das Lyrich auf die erste Ebene zurück, aus dem Reich der Vorstellung zum aktuell stattfindenden Spaziergang, und die Conclusio nimmt das Thema der Traurigkeit wieder auf, indem sich das Lyrich für den Nebel entscheidet, weil der seine Stimmung besser spiegelt und aufrecht erhält.

Vielen Dank für Kommi und Gedanken!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 27.05.2014, 23:14   #4
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Servus Erich,

oh, ich mag Nebelgedichte.
Die sind immer so schön mystisch, unheimlich und mysteriös

So auch deines hier, das wunderbar die Stimmung des Wanderers, seine Ängste,
seine Unsicherheit und Melancholie wiedergibt.
Du schaffst es immer wieder, mich zu begeistern!

Mir ist schleierhaft, wieso ich dieses Gedicht nicht schon früher sah und las


LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 28.05.2014, 01:06   #5
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Hallo Eky,
wunderschön gelingt es Dir hier, die mysteriöse und manchmal bedrückende Stimmung, die dichter Nebel aufs Gemüt legen kann, einzufangen.
Zart ist Dein Wortgespinst und dennoch vermittelt es dem Leser ein Gefühl der Beklemmung. So eilt er mit angehaltenem Atem durch die Zeilen, ist erleichtert, endlich Blau zu erspähen, die Welt der klaren Konturen wiedergefunden zu haben und lässt Dein lyr Ich im gespenstisch/diffusen Andersreich zurück.

Sehr gerne hab ich diesen poesievollen Text gelesen und mich einweben lassen.

HG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
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Alt 28.05.2014, 13:23   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Chavi!

Oh, ich bin sicher, in meiner Themenliste findest du noch so manche "Perle", in die du dich noch nicht versenkt hast...
Vielen Dank jedenfalls für die Belebung dieses Fadens sowie deine aufrichtige Begeisterung!

Hi, Lai!

Auch dir vielen Dank für den Kommi, der Inhalt wie Intention trefflich und wortsicher umreißt.

LG, eKy
__________________
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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