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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 02.07.2014, 22:47   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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S-A-L-I-G-I-A
(Peccata Mortifera)

Die sieben Todsünden


I)SUPERBIA (Luzifer)

Hochmut

Die Tür geht auf und du betrittst die Szene,
bist Lichtgestalt, die ihren Kult begründet,
ein Strom der Macht, der in die Menge mündet
und schüttelst weise deine Künstlermähne.

Du zelebrierst das ganz und gar Mondäne,
erträgst die aufgescheuchten Fotografen,
denn wie das größte neue Schiff im Hafen
erhellt dein Glanz die dämmernde Domäne.

Du weißt, es ist schon immer so gewesen:
Man ist erpicht, sich mit dir auszutauschen,
an deiner Gegenwart sich zu berauschen.

Was sind die Menschen schon vor deinem Wesen
als Buckelnde, die deiner Weisheit lauschen!
Wie leichthin kannst du doch in ihnen lesen.

Eitelkeit

Du lerntest gerne, was der Spiegel sagte,
tagein, tagaus, um mit den Nettigkeiten
ein blindes Spiel der Seele zu bestreiten,
das deine seichte Leere überragte.

Und keinen mochtest du, der es beklagte,
der dieses Spiegelbild von guten Zeiten
und Nichtigkeiten, die den Tag begleiten,
hervorhob und dein Wesen damit plagte.

Was konnte deine sterbensblasse Füllung
nur sein als Mahnung an die Oberfläche?
Ein buntes Lügen war die schöne Hüllung,

ein Sichbetrügen ohne ernste Tiefen,
und dein Verschüttetes bezahlt die Zeche
für alle Träume, die im Spiegel schliefen.

Übermut

Beschwingt erscheinen magische Minuten
im Kreis der Freunde, wenn das große Lachen
Bedenken löst, die andre zögern machen.
Sie sehen zu! - Zum Bösen wie zum Guten

willst du ihr Staunen sein und jeden wachen
Moment erleben, bis die Sinne bluten,
und jede Dummheit ist dir zuzumuten
in diesem Affentanz der geistig Schwachen.

Was darf es sein, das ihre Augen weitet?
Egal, du schlägst dich gerne für sie wund,
und wenn der letzte Zweifel dir entgleitet,

wenn alle starren nur mit offnem Mund -
wird alles, was dein Taumelherz verleitet
dir näher stehen als ein guter Grund.


II) AVARITIA (Mammon)

Geiz

Schon der Gedanke, etwas zu verschenken,
behagt dir nicht, ja, lässt dein Blut erstarren.
Das Mitgefühl ist die Monstranz der Narren,
du hast fürwahr an Größeres zu denken.

Denn immer schwerer wiegt der eigne Karren,
in dessen Zaum du gehst und den zu lenken
du wirklich glaubst, doch nur die Lasten senken
ins Fleisch sich tief mit Zügeln und Kandaren.

Und was du glücklich zu besitzen dachtest,
regiert dich nun und hat dich hoch beladen,
denn all die Schätze, über die du wachtest,

verführten dich mit goldenen Geschichten.
Doch wer sich selber nützt, wird andern schaden
und auch sein eigen Himmelreich vernichten.

Habgier

Genug war nie genug, so wuchs dein Streben
ins Unersättliche hinein mit jedem Tage.
Hielt anfangs noch Besonnenheit die Waage,
verbanntest du sie bald aus deinem Leben.

An deiner Beutegier blieb alles kleben,
verwandelte sich dort in eine Plage
für dich und andere, drum widersage
dem Nimmersatt in dir und lerne Geben!

Vergeblich spricht man dir in das Gewissen,
du kennst nicht Freund noch freundliches Gebaren.
Du sammelst, hortest weiterhin verbissen,

die Oberflächlichkeiten zu bewahren.
Doch kalter Reichtum wird dich kaum vermissen,
wenn du ihn fahren lässt, gebeugt von Jahren.


III) LUXURIA (Asmodeus)

Wollust

Du bist mit einem neuen Herrn im Bunde,
der in dein Glühen bläst mit heißem Rachen,
zu einer Feuersbrunst es anzufachen,
in der du heißer brennst mit jeder Stunde.

Sein Hieb alleine kann dich selig machen,
verblutest du auch lüstern an der Wunde.
Die nackte Gier wird dir zum Göttermunde,
daraus dir Wahrheit und Erfüllung lachen.

Der grelle Brand, darin dein Leben lodert,
wird dich verzehren, deine Zeit verschlingen,
bis alles endet und der Leib vermodert.

Und alle Geister, die in Seelen lesen,
vermögen einzig dieses dir zu singen:
Bereue nichts, denn du bist nichts gewesen.

Ausschweifung

Den ganzen Erdkreis willst du ausprobieren
und der verbotnen Früchte Süße schmecken,
mit allen Sinnen die Gefahr entdecken,
denn was, so denkst du, hast du zu verlieren?

Du treibst bedingungslos dahin in schieren
Erlebniswirbeln, die kein Ziel bezwecken.
Was mag aus jenem Taumel dich erwecken,
wenn Geist und Seele hyperventilieren?

Gefangener bist du des blinden Strebens,
dir selbst zu schmeicheln, ohne zu ermessen,
wie falsch dein Trachten ist und wie vergebens.

Denn wo die Wesentiefe sich entscheidet,
ist lebensblinder Trubel bald vergessen -
die Seele lernt allein, was die erleidet.

Begehren

Du schaust dich wund mit festgesaugten Blicken
an jener Wohlgestalt, die dich bewegte,
sich sinnlich an dein Hinbegehren legte!
Der Hals des Ungetüms beginnt zu nicken,

ertränkt Vernunft in kreischendem Entzücken,
und ein Gefühl, das sich in dir erregte,
entkoppelt nun, was lang der Ruhe pflegte
an jenem Orte, wo die Träume glücken.

Nach jedem Atemzug willst du dich bücken,
den deine Lust verlor in ihrem Steigen,
und endlos ihn an deine Seele drücken.

Um zu erwachen, könntest du dich zwicken,
doch längst verloren bist du an den Reigen
der Wünsche und der Bilder, die sie schicken.


IV) IRA (Satan)

Zorn

Empörung steht dir ins Gesicht geschrieben,
verkniffen sind die säuerlichen Züge,
denn alles ist Verschwörung, Trug und Lüge,
was je ein Mensch gesagt hat und geschrieben.

So bist du eben ganz allein geblieben,
die Welt war immer gegen dich, und trüge
der Zorn dich nicht, dein karges Weltgefüge
wär lang zerbrochen, und du könntest lieben.

So musst du dich jahrein, jahraus ereifern,
die Trommel rühren der Erbitterung
und Häme speien, bis die Lippen geifern.

Doch Frieden wirst du keinen dir erkaufen!
Verleiht dein Ärger dir auch neuen Schwung -
auf Stirnenfüßen ist kein gutes Laufen.

Wut

Wenn irgendwelche Dinge dich erregen,
muss sich ein namenloser Sturm entfachen,
um alle Bilder, die ihn tosen machen,
vom Angesicht der Welt hinwegzufegen.

Ein Dämon öffnet seinen roten Rachen,
sein saurer Seim ist wie ein heißer Regen,
der die Vernunft und ihren scheuen Segen
verscheuchen will und unerreichbar machen.

Er brüllt mit deiner Stimme, seine Krallen
sind deine Hände nun, die fremdes Wollen
mit packender Gebärde überfallen,

dem eignen blinden Willen es zu fügen,
wo Argument versagt. Aus deinem Grollen
genießt er seinen Sieg in vollen Zügen!

Rachsucht

In deinem Ingrimm kannst du kaum erwarten,
dem Ungeliebten all die vielen Qualen,
die er dir antat, endlich heimzuzahlen!
Und seine Winkelzüge, die dich narrten,

die wirst du ihm geflissentlich vergelten,
für jede Untat eine eigne Rache!
Du lebst und atmest nur für diese Sache,
der Hammer deines Zorns zerschmettert Welten

von Freunden, wo sie dir im Wege standen.
Ihr bester Rat vermag dir nichts zu sagen
in den Momenten, da dein Ohr sie fanden.

Verletzten Stolz nur hörst du immer klagen,
denn wo die Wasser der Vernunft versanden,
kann einzig dieser deine Pläne tragen.

Hass

Zu starrem Frost ist deine Wut geronnen,
das ausgekühlte Herz zerspringt zu vielen
vereisten Pfeilen, die auf Bilder zielen,
am Webstuhl der Erniedrigung gesponnen.

Erlösung hast du so lang nicht gewonnen,
wie jene atmen, die dich frieren lehrten,
indem sie dich vor aller Welt entehrten.
Denn eine Nadel, heiß wie tausend Sonnen,

vermochten sie durch deinen Stolz zu rennen,
als jene Groben dich in ihren Spielen
versagen machten und im Dunkeln flennen.

Du dachtest dich und deine Welt zu kennen,
doch dem mit kaltem Hohne so Beschwerten
gefror die Glut. Doch auch das Eis kann brennen!


V) GULA (Beelzebub)

Gefräßigkeit

Ein Loch im Leben will dein Hunger stopfen,
der sich versehnt nach immer neuen Reizen,
jedoch kein Brot in einem Feld von Weizen
erkennt, und an den Quellen keinen Tropfen.

Dein blindes Fressen tilgt die eigne Leere
für Augenblicke bloß, dann geht auf's Neue
das Schlucken an, das seine eigne Reue
in sich hinabfrisst bis ins Ungefähre.

Und du ergibst dich deiner Eigenschwere
beinahe willig schon, und hingegeben
beförderst du den Trieb, dass er dich forme.

Alleine dieses weiß er dir: Begehre!
Doch du vergrößerst nur das Loch im Leben,
je mehr du dich erweiterst ins Enorme.

Maßlosigkeit

Du weißt es längst: Genug kann nie genügen,
der Reichtum machte nie den Reichen satt,
er hadert bloß, dass er nicht alles hat,
und keiner Grenze will sein Blick sich fügen.

Selbst die er liebt, wird er sofort belügen,
wenn ein Gewinn ihm winkt an ihrerstatt.
Er zuckt die Achseln, streicht die Braue glatt
und wird die Welt um ihren Teil betrügen.

In allem muss er ständig triumphieren,
der Sieger sein, dem jeder Preis gehört,
und wo die Konkurrenten sich genieren,

vermehrt er noch die Unermesslichkeiten.
Dass andre leiden, hat ihn nie gestört,
solang die Sterne glitzern, die ihn leiten.

Selbstsucht

Du lebst allein in einer großen Mitte,
die ganz aus dir besteht, nur an den Rändern
ist Welt noch, wo die Dinge sich verändern,
und eine weit entfernte, stille Bitte.

Du hörst sie nicht, wo nur der eignen Größe
und Wichtigkeit die tauben Sinne lauschen,
dem eignen Selbst, sich mit ihm auszutauschen,
dem Rest kein Zeichen gebend, keine Blöße.

Hermetisch bist du, traulich eingesponnen
in deine Kreise, die nichts andres wissen
als nur den Ort, den du für sie gewonnen:

Die Eigenliebe ist dein Ruhekissen,
aus Eitelkeit und Einsamkeit geronnen,
und niemand wird dich nach dem Ende missen.


VI) INVIDIA (Leviathan)

Neid

Wie ausdermaßen es dein Wesen störte,
wenn etwas, das du unabdinglich wolltest,
nicht deines war, und wie du jedem grolltest,
dem es vor dir - und deiner Gier - gehörte!

Und wenn dein Fordern alle Welt betörte,
du bettelnd mit den großen Augen rolltest,
doch die Berechnung trog - oh, wie du tolltest,
wie drängend sich dein Eigensinn empörte!

Du bist ein Kind zu jener Zeit gewesen.
Erinnerung befällt uns wie ein Hauch,
dass wir vor Jahren alle so von Wesen,

kein Jota anders waren. Sind wir auch
an der Fassade äußerlich genesen -
die gute Stube zieht noch gelben Rauch.

Eifersucht

Du fragst dich bang: Wohin ist sie gegangen,
wer spricht mit ihr ganz ohne dein Geleit?
Du stellst ihr nach, beginnst darüber Streit,
denn unentwegt zerfrisst dich das Verlangen,

sie ganz zu kontrollieren, ihre Wangen
ganz nah zu wissen, einzig dir geweiht -
nur so weißt du von Zweifeln dich befreit,
vermagst du etwas Frieden zu erlangen.

Du kannst nicht anders als dein Glück erzwingen,
wirst brüllen, drohen oder schlagen gar,
um gänzliche Gewissheit zu erringen,

im goldnen Käfig sie gefangensetzen.
In letzter Konsequenz bist du sogar
dazu bereit, sie tödlich zu verletzen.

Missgunst

Du siehst sie wandeln, welche alles haben,
was du besitzen wolltest in der Zeit,
und deine Augen werden trüb und weit
in der Verachtung derer, die sich laben.

Du ziehst mit deinen Blicken einen Graben
um dich, wie tausend Lebensjahre breit,
denn du bist keiner, der so leicht verzeiht,
dass du zu kurz gekommen bist an Gaben.

Die anderen sind schuld, die nie empfanden,
dass du ein Anrecht auf das Ihre hast -
das haben sie anscheinend nie verstanden!

Sie ahnten nie, wie sehr sie sich vergingen.
Nur ihretwegen hast du viel verpasst -
die Pest auf alle und ihr Wohlgelingen!


VII) ACEDIA (Belphegor)

Faulheit

Ach wolltest du dich endlich doch erraffen,
dich hochzustemmen in ein neues Leben,
ihm Freude und Beweglichkeit zu geben,
um irgendwie Bedeutendes zu schaffen.

Jedoch du hebst dich nicht, streckst alle Waffen
vor einer Trägheit, die dein ganzes Streben
gefangen hält und bleibst am Boden kleben.
Dort richtest du dich ein, und die drei Affen

begleiten dich: Nichts hören und nichts sehen,
nichts sagen obendrein. Die Langeweile
wird dir zum Freund, der deine Sinne bindet,

und wenn die letzten guten Geister flehen,
verbirgst den deinen du in Windeseile,
damit kein Fünkchen Tatendrang ihn findet.

Feigheit

Du bist von je vernüftiger gewesen
als jene, die ihr teures Leben wagen.
Du konntest dich dem Übermut versagen,
und Abenteuer willst du lieber lesen.

Bedachtsamkeit bestimmt dein vages Wesen,
vernünftig willst du sein in allen Lagen,
den Lärm des Widerstandes zu ertragen
bist niemals du genug davon genesen.

Du fliehst den Angelpunkt der lauten Worte,
du widersagtest nie und standest dafür ein,
entschwandest leise durch die Hinterpforte,

sowie man einen Standpunkt in dir suchte.
Du kannst nur leben, nicht lebendig sein:
Der von der Zeit Verworfne und Verfluchte.

Trägheit

Dem trägen Herzen ist es gleich, wogegen
es stößt, wenn seine schwankenden Allüren
es abseits der Gewissensbisse führen,
die sich darin mitunter doch noch regen.

Als suchte es und fände dort den Segen,
den seine Schläge nicht im Lieben spüren;
und kein Gefühl mag an den Fesseln rühren,
in welche es die Jahre endlich legen.

Was sind wir ohne Zärtlichkeit der Herzen
als Larven nur, die in die Leere starren,
entrückt dem Leben zwar und seinen Schmerzen,

doch ohne Achtung für der andern Werden!
Ganz unbeteiligt in sich zu verharren,
macht uns bedeutungsloser nur auf Erden.

Ignoranz

Du kennst dich aus. Was bliebe noch zu fassen,
das eine Rolle spielt im Angesichte
von dir gekonnt enträtselter Geschichte
und Klarheit, davor andere erblassen?

Die letzten Knoten sind gelöst und lassen
dich freundlicher erscheinen im Verzichte
auf manches Neue, das in anderm Lichte
Befunde zeigt, die nicht zu deinen passen.

Wozu noch zweifeln am zutiefst Gewussten,
wenn alle Welt sich fügt in einen Rahmen,
den keine Skrupel je erweitern mussten?

Du weißt Bescheid, verweigerst alle Jahre
die Früchte der Erkenntnis, deren Samen
im Geiste wurzeln bis ans Wunderbare.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (06.02.2015 um 21:13 Uhr)
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Alt 03.07.2014, 04:13   #2
Lailany
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Ach, Eky,
was bleibt dem Schreiberwinzling hier zu sagen als: CHAPEAU!
Deine Dichtkunst und sprachliche Eloquenz ist ein ungetrübter, reiner Born der Freude für den Leser.
Ich ließ mich einfach von der Schönheit Deiner Poesie einfangen und dahintreiben bis zum Ende.
Um die überwältigende Fülle all der lyrisch hochwertigen Einzelheiten dieses monumentalen Werkes richtig würdigen zu können, muss und werde ich noch mehrere Male hierher zurückkommen und genießen wie erlesenes Konfekt (eine 2. Schachtel davon halt, nachdem ich die erste ja mit allem Drum und Dran in mich reingestopft hab ).

Mein Dank für dieses Leseerlebnis, sowie neidlose Bewunderung für Deine Kunst ist Dir sicher.

LG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (03.07.2014 um 04:38 Uhr)
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Alt 03.07.2014, 09:47   #3
Erich Kykal
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Hi, Lai!

Vielen Dank für die Ovation! Es freut mich ausdermaßen, dass es dir so gefällt!

Nur für den Fall, dass sich jemand gefragt haben sollte, warum die letzten drei Wochen kaum etwas von mir gekommen ist - ich war hiermit beschäftigt.

Allerdings bin ich natürlich nicht religiös geworden oder so...die Thematik dient eher als gürtender Rahmen für meine Charakterstudien. Vielleicht schreibe ich irgendwann auch noch einen Zyklus über die positiven menschlichen Eigenschaften, sozusagen als Gegengewicht.

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 03.07.2014, 13:09   #4
Lailany
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Nochmals ich, lieber Eky...
nein, auch, wenn Deine Einstellung zu Religion nicht bekannt wäre:
Das Werk lässt die Vermutung, dass der Autor mit Religion was am Hut hätte, gar nicht zu.
Dass die schlechten Eigenschaften des Menschen von der Kirche eben als Todsünden bezeichnet werden, war und ist doch von ihr beabsichtigt.
Ein wirksames Mittel zum Zweck für Unterdrückung, Angstmache und Gehirnwäsche, welches immer noch funktioniert, wenn auch nicht mehr so gut wie in der Vergangenheit.

Dein Werk analysiert äußerst eindrucksvoll und präzise diese 'Untugenden'. Ich hab mir bei Deinen Darstellungen einige Male selbst auf die Brust geklopft und andere trafen haarscharf auf Leute zu, die ich kenne.
Wer kann schon von sich behaupten, ein Heiliger zu sein?

Dass Du an diesem Zyklus arbeitest, hab ich in irgendeinem Deiner Beiträge gelesen. Also 3 Wochen? Whew! Das ist, gemessen an der Komplexität des Werkes sehr beeindruckend.

Gern nochmals hier eingekehrt. Jetzt weiß ich ja schon den Weg zu den feinen Pralinen.

LG von Lai
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Alt 03.07.2014, 14:45   #5
Erich Kykal
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Hi, Lai!

Rilke soll seine "Sonette an Orpheus" in einer einzigen Nacht geschrieben haben! DAS nenne ich beeindruckend. Da sind drei Wochen für 22 Sonette nix Besonderes gegen...
Ich darf mir allerdings schmeicheln, dass mir ein paar von den Dingern ganz gut gelungen zu sein scheinen. Auch hier habe ich mit den Reimschemata gespielt und einige interessante Variationen eingebaut.

Beim Thema Religion sind wir einer Meinung.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (03.07.2014 um 15:44 Uhr)
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Alt 03.07.2014, 19:24   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ich habe jetzt alle 22 Sonette in einem Rutsch gelesen und bin völlig erschlagen davon.

Was soll ich sagen, das muss ich erst einmal sacken lassen, denn momentan fühle ich mich außerstande, hier etwas Spezielles zu schreiben, denn jeder einzelne Text hätte eine Besprechung verdient.
Da du es aber als Gesamtwerk eingestellt hast, möchtest du das ja auch sicherlich so verstanden wissen.

Also werde ich auf jeden Fall zurück kommen und speziellere Kommentare hinterlassen.

Ich wollte dir vorläufig nur mal ein erstes Feedback geben und dir mitteilen, dass ich das für eine beachtliche Leistung halte, auch wenn du in der Geschwindigkeit mit Rilke nicht mithalten konntest.


Gerne, und nicht zum letzten Mal, gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 03.07.2014, 20:01   #7
Chavali
ADäquat
 
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Meine Güte, ERICH

was für ein Werk!

Mir geht es wie Faldi, ich las und las und tauchte ein und kaum wieder auf....
Es ist ganz unmöglich, sich diesem Sog zu entziehen.
Großartig! Gigantisch!

Zweiundzwanzig Sonette über die sieben Todsünden.
Ich habe sie schon anderweitig verdichtet gesehen, das war Pillepalle gegen diese wortgewaltigen Strophen!

Einzelheiten zu erkennen und zu besprechen bin ich nicht in der Lage im Moment

Mit Sicherheit komme ich noch einmal darauf zurück.

Bis dahin lieben Gruß,
Chavali

P.S.

Ich wunderte mich schon, wo du bleibst hier...jetzt ist alles klar
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 03.07.2014, 21:52   #8
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Ich hätte es schon schneller schaffen können, aber ich dichte nur, wenn es mir auch Freude macht, und da müssen so einige Begleitfaktoren stimmen. Das tut einfach der lyrischen Qualität gut.

Aber du hast Recht - so schnell wie Rilke könnt' ich's nicht: Nach 2 oder 3 Sonetten am Stück ermüdet mein lyrisches Organ und es beginnt im Kopf zu knirschen. Mein höchstes Gedichteniveau kann ich nicht länger als ca. eine Stunde lang halten, dann fühle ich mich zunehmend zerebral ausgelaugt.

Gesamtwerk hin oder her - du bist (wie alle) durchaus herzlich eingeladen, zu JEDEM Sonett einen Kommi zu hinterlassen!!


Hi, Chavi!

Der "pillepalle"-Vergleich schmeichelt mir! Der Überraschungseffekt wundert mich, hatte ich doch in einigen Kommis der letzten Wochen geschrieben, woran ich grade bastelte. Bist wohl über keinen davon gestolpert.


Seid beide herzlich bedankt für eure so frenetisch beschriebenen Ersteindrücke!

LG, eKy
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Alt 03.07.2014, 22:57   #9
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

ich weiß gar nicht wie und wo ich anfangen soll.
Habe wirklich zwei Mal gelesen, jedes Sonett ob seiner Dichtkunst genossen und die Inhalte fast inhaliert. Bei den meisten liefen Bilder eines bestimmten "Menschentypus" ab, den man kennt, den man erlebt hat - aber ebenso jene, die eben so sind, weil sie so sind. (Ohne jeden "Zeigefinger" - ein Menschentypus bin ich selbst - nur habe ich mich in keinem erkannt.)
Vorraging begeistert jedoch einzig die Lyrik in ihrer Realität. Das Festhalten an "vertrauten" Personen mag ganz persönlich bleiben.

Das Wort "Todsünde" berührt auf ganz eigene Art.
Sünde = das eingebläute Böse? Es ist böse und allgegenwärtig, so vertraut, seit Ewigkeiten dazugehörig - doch ist es wirklich böse? Böse ob der Sünde - oder böse ob der Gemeinschaft, die durch Erkennen besser, anders bestehen könnte? Dafür bedarf es keiner Religion. Die Eigenschaften sind gegeben. Diese zu erkennen und gemeinschaftlich als nicht lebenswert durch Erfahrung zu "zügeln" könnte, sollte, müsste jede verdummende, strafende Religion ersetzen.
Schaut man in die Welt hinein - bleiben jene Eigenschaften noch lange Todsünden, für die im Namen von Göttern gemordet, gezügelt, gedemütigt wird, um Schafsherden zu bilden.
Das "Allerschlimmste" ist, dass die menschlichen Eigenschaften von eben jenen Betroffenen ge- und benutzt werden, um selbst noch daraus Profit zu schlagen. Todsünden sind ein bewährtes und einbringendes Kapital.

Ich kehre um:

Zitat:
Zitat von Dana
ich weiß gar nicht wie und wo ich anfangen soll.
Ich weiß es und kann es nicht übersetzen.

Ich kann die Sonette bewundern, anerkennen. Ich kann zustimmen - doch die Gedanken bewegen sich ins Unendliche und ersehnen ein Endliches.

eKy, das ist groß und großartig. Ich werde immer wieder lesen und hier und da kopieren und einfügen, um in deinem Namen zu reflektieren, ohne dich zum Gott zu machen. Du willst keiner sein, das weiß man. Du bist ein Dichter, ein Denker - ein göttlicher.

Ich weiß, dass ich verstanden wurde - von dir und von allen Lesern.

Danke für einen totalen lyrischen Genuss und für ein besonderes Verstehen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.07.2014, 10:41   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Erst mal vielen herzlichen Dank für so ein gewaltiges Lob!

Auf deine Frage nach dem Bösen möchte ich mit einem Buschzitat aus "Die fromme Helene" antworten:

"Das Gute - dieser Satz steht fest -
ist stets das Böse, das man lässt."

Ohne die Ritualisierung und Verbrämung durch Religiöses könnte man unter "Sünde" einfach jede Form von asozialem Verhalten subsummieren. Alles, was der Gemeinschaft oder deren Einzelpersonen Schaden zufügt, darf als Sünde gelten - dafür braucht es keinen Gott.

Ob wir "sündigen" im Sinne dieser Gemeinschaft, ist immer eine bewusste Entscheidung, zumindest nach dem ersten Mal, wenn wir die Konsequenzen unseres Tuns gelernt haben.

So unverdächtig simpel also Busch's Zeilen auch daherzukommen scheinen, in ihnen gründet sich eine tiefe Weisheit, lapidar, fast schnippisch auf den Punkt gebracht, so wie er es meisterlich beherrschte.

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.05.2018 um 00:34 Uhr)
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Dana und Falderwald

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